Auf Bewährung
Gangster oder für Mona? Die sind mir beide scheißegal. Kein Gesetz verbietet der Polizei, in einem Verbrechen zu ermitteln. Und wenn wir Glück haben und die Schweine finden, dann hast du wieder eine saubere Akte und bekommst auch noch eine offizielle Entschuldigung und wirst wieder in den Dienst übernommen.«
»Eine Entschuldigung? Von wem? Von Mona?«
»Darauf würde ich nicht wetten.«
»Okay ... Wir sprachen von meinen Möglichkeiten«, kehrte Mace wieder zum ursprünglichen Thema zurück.
»Du kannst nichts tun, wofür man ein polizeiliches Führungszeugnis braucht«, erklärte Beth, »und das schränkt deine Möglichkeiten in dieser Stadt ziemlich ein, und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sieht es nicht gerade rosig aus.«
»Solltest du mir damit Mut machen wollen«, erwiderte Mace, »dann hör bitte auf, bevor ich mir die Gabel ins Herz ramme – eine Knarre habe ich ja nicht mehr, mit der ich mich erschießen könnte.«
»Du willst doch wissen, was für Möglichkeiten du hast. Ich antworte dir nur.«
»Nur dass du mir bis jetzt lediglich gesagt hast, was ich nicht tun kann.«
Beth schob Mace ein Blatt Papier über den Tisch zu. »Nun ja, hier ist vielleicht etwas für dich.«
Mace las, was auf dem Papier stand.
»Dr. Abraham Altman? Ich erinnere mich an ihn.«
»Und er erinnert sich an dich. Nicht viele Collegeprofessoren landen bei den schlimmsten Gangs im Neunten Bezirk auf der schwarzen Liste.«
»Stimmt. Ein netter Kerl, der einfach nur ein paar soziale Probleme erforschen wollte. Allerdings haben die Jungs von HF-12 das ein wenig anders gesehen und sind rübergekommen, um ihn sich mal zur Brust zu nehmen.«
»Und du hast ihm den Arsch gerettet.«
»Du hast Kontakt zu ihm gehalten?«
»Ich habe in Georgetown eine Vorlesung über Kriminologie gehalten, als du in West Virginia warst«, antwortete Beth. »Da haben wir beide unsere Bekanntschaft aufgefrischt.«
»Und was heißt das jetzt für mich?«, fragte Mace.
»Er sucht eine Forschungsassistentin.«
Mace starrte ihre Schwester offenen Mundes an. »Beth, ich habe noch nicht einmal einen Collegeabschluss. Die sechzehn Wochen auf der Polizeiakademie sind so ziemlich alles, was ich an Bildung zu bieten habe. Ich bin nicht gerade der Inbegriff der Forschungsassistentin.«
»Er macht soziologische Studien, vor allem in den verarmten und von Verbrechen heimgesuchten Vierteln von D. C. Dabei kann ihm wohl kaum jemand besser helfen als du. Und Altman bekommt jede Menge Fördergelder und kann dich gut bezahlen. Heute Abend ist er daheim. Gegen sieben, wenn du es schaffst.«
»Du hast also schon alles arrangiert.«
»Eigentlich habe ich es Altman nur vorgeschlagen. Er war auch so schon dein zweitgrößter Fan.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Mace die Bemerkung verstand. »Soll das heißen, dass du mein größter bist?«
Beth stand auf. »Ich muss los. Ich muss noch eine Zeugenaussage ...«
Ihr Handy klingelte. Beth ging ran, hörte zu und legte wieder auf. »Planänderung.«
»Was ist?«
»Irgend so eine Edelanwältin ist gerade in ihrer Kanzlei aus dem Kühlschrank gefallen. Der Leichenbeschauer ist auf dem Weg«, sagte sie. »Die Übeltäter sind offenbar schon lange weg.«
Mace schaute ihre Schwester erwartungsvoll an.
»Was denn?«, fragte Beth.
»Ich habe nichts zu tun«, antwortete Mace.
»Dann entspann dich. Schlaf mal ’ne Runde in einem richtigen Bett. Im Kühlschrank ist was zu essen. Sieh zu, dass du wieder was auf die Knochen bekommst.«
»Ich bin nicht müde, und ich bin auch nicht hungrig ... jedenfalls nicht auf Essen.«
»Du willst mit zum Tatort?«
»Danke, Beth. Ich fahre dir mit dem Bike hinterher.«
»Moment«, sagte Beth. »Ich habe nicht gesagt, dass du mitkommen kannst.«
»Ich habe angenommen ...«
»Du darfst niemals einfach so etwas annehmen, Mace. Wenn Dad uns eines gelehrt hat, dann das.«
»Ich werde dir auch nicht im Weg stehen. Ich schwöre. Ich ... ich ... ich vermisse es einfach, Beth.«
»Mace, tut mir leid. Ich halte das für keine gute Idee, und ...«
Mace fiel ihr ins Wort. »Schön. Vergiss es. Du hast recht. Ich werde einfach etwas essen und dann ein Nickerchen machen. Hoffentlich bringt die Aufregung mich nicht um.«
Mace stand auf, ließ die Schultern hängen und schickte sich an zu gehen.
»Na schön, du kannst mitkommen«, knurrte Beth. »Aber halt den Mund. Du bist unsichtbar, verstanden?«
Mace antwortete nicht darauf. Sie rannte zu ihrem Motorrad.
»Und hör auf zu
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