Auf Bewährung
Zulassungsstelle für Kraftfahrzeuge waren ebenfalls im Daly Building untergebracht. All das sorgte dafür, dass niemand, der hier reinmusste, sonderlich erfreut darüber war.
Das Büro des Chiefs lag in einem gesicherten Bereich, den man nur durch mehrere verschlossene Türen und vorbei an jeder Menge Büros erreichte, in denen Leute arbeiteten, die ständig Waffen bei sich trugen. Beth Perry hatte ein Eckbüro, und die Tür konnte man nur mit einer Schlüsselkarte öffnen. Der Raum war groß, gut geschnitten und hatte zwei Fenster. Eine Regalwand enthielt Souvenirbecher und Mützen, Stofftiere, Zeitungs- und Aktenstapel. Vor einem der beiden Fenster hing die amerikanische Flagge. Es gab auch eine kleine Sitzecke mit einem Schmuckschachspiel auf einem Kaffeetisch. An einem Schwenkarm hing ein Plasmabildschirm an der Wand. Dazu kam dann noch ein großer Holzschreibtisch, dem sein Alter deutlich anzusehen war. Kaffeeringe verunstalteten die Holzoberfläche, und Dellen kündeten davon, dass schon Hunderte Male im Zorn mit der Faust daraufgeschlagen worden war.
Beth saß auf der Seite des Chiefs und Mace ihr gegenüber.
»Indem ich dich habe mitkommen lassen, habe ich dir einen großen Vertrauensvorschuss gegeben«, sagte Beth und starrte auf den Aktenstapel und die Notizzettel auf ihrem Schreibtisch. »Aber offensichtlich war es ein Fehler von mir zu glauben, dass du einfach mal den Mund halten und dich nicht einmischen könntest. Ich hätte es wirklich besser wissen müssen. Schließlich hast du das schon tausendmal so gemacht.«
»Es ist einfach mit mir durchgegangen. Tut mir leid.«
Beth deutete auf einen Stapel mit Telefonnachrichten. »Und damit hast du schon jede Menge Aufmerksamkeit erregt. Sogar der Bürgermeister verlangt zu wissen, was eine gerade erst entlassene Strafgefangene an einem Tatort zu suchen hat – Schwester hin oder her.«
»Es tut mir wirklich leid, Beth. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe.«
»Fahr heute Abend einfach zu Altman, und besorg dir einen ordentlichen Job.«
»Ist er noch immer an der Georgetown? Die Adresse, die du mir gegeben hast, liegt nämlich in McLean.«
»Er hat sich ein Sabbatjahr genommen. Das ist seine Privatadresse.«
»McLean? Nette Gegend. Ein Prof. verdient offenbar ganz gut.«
Beth hob die Augenbrauen. »Hast du das nicht gewusst?«
»Was gewusst?«
»Altman ist einer der reichsten Männer von Washington.«
»Womit hat er sein Geld gemacht?«
»Mit nichts.«
Mace schaute ihre Schwester verwirrt an. »Wie bitte?«
»Du warst doch immer ein guter Detective. Du wirst das schon herausfinden.« Beth deutete zur Tür. »Und jetzt geh. Ich muss eine Weile Polizeichef spielen.«
Mace ging zur Tür, drehte sich dann aber noch mal um. »Das heute tut mir ehrlich leid, Schwesterherz.«
Beth lächelte. »Wenn das alles wäre, worüber ich mir Sorgen machen müsste, dann wäre das ein guter Tag.«
»Was ist mit Mona und dem Bürgermeister?«
»Der Bürgermeister ist ein guter Kerl. Mit dem kann man vernünftig reden.«
»Und Mona?«
»Mona kann sich ins Knie ficken.«
Die Sicherheitstür öffnete sich mit einem Klicken, und Beths Assistentin, Lieutenant Donna Pierce, schaute herein. »Sie sind zum Meeting hier, Chief.«
»Schicken Sie sie rein.«
Die Tür öffnete sich weiter, und ein weißhaariger Mann im Maßanzug kam herein, gefolgt von einem humpelnden Kerl in weitem grauen Anzug, der einen dicken Aktenkoffer trug.
Der Weißhaarige streckte die Hand aus. »Es ist schon viel zu lange her, Beth.«
»Termine, Sam, Termine.«
»Hallo, Chief«, sagte Jarvis Burns, der Mann im grauen Anzug.
»Ich glaube, ihr beide kennt meine Schwester noch nicht. Mace, das sind Sam Donnelly und Jarvis Burns.«
Donnelly musterte Mace aufmerksam. »Es überrascht mich, dass wir uns noch nie begegnet sind.«
»Ich war eine Weile weg.«
»Ich weiß. Was Ihnen passiert ist, war ein typischer Fall von staatsanwaltlichem Übereifer ... aber das ist nur meine Meinung«, fügte er rasch hinzu. »Und das bleibt unter uns.«
»Wir wissen, dass der Präsident Mona liebt«, knurrte Beth.
»Und ich diene ihm nach bestem Wissen und Gewissen«, sagte Donnelly.
Als Mace ihn daraufhin neugierig anschaute, erklärte Beth: »Sam ist der Geheimdienstkoordinator.«
»Jaja«, sagte Donnelly, »aber die eigentliche Arbeit macht Jarvis hier. Ich versuche nur, dafür zu sorgen, dass sich alle an die Regeln halten.«
»Dann will ich Sie und Beth mal der Arbeit
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