Auf Bewährung
Beispiel?«
»Wir haben ein Büro in London und eins in Dubai.«
»In Dubai?«
»Dort fließen eine Menge Geld und Wissen hin, und sie brauchen Anwälte.«
»Hat Miss Tolliver für gewöhnlich Überstunden gemacht?«
»Manchmal.«
»Und Sie waren heute Morgen der Erste hier? Gegen sieben Uhr dreißig?«
»Ja ... oder zumindest habe ich niemanden sonst gesehen.«
»Hat die Kanzlei ein Sicherheitssystem?«
»Jep. Wir haben personalisierte Karten. Also können Sie nachschauen, wann genau Diane gekommen ist.«
»Und wann genau Sie gekommen sind«, fügte eine Stimme hinzu.
Alle drehten sich um und starrten Mace an, und die verzog verlegen das Gesicht, kaum dass sie zu Ende gesprochen hatte. Ihre Schwester runzelte die Stirn und wandte sich wieder Roy zu, der den Blick auf Mace gerichtet hielt. Er drückte den Gummiball in seiner Hand.
»Aber Sie brauchen diesen Schlüssel nicht, um die Kanzlei nach Feierabend wieder zu verlassen , korrekt?«, fragte Beth.
»Nein, dann müssen wir nur auf einen Knopf neben der Tür drücken.«
»Und natürlich wird dieses Sicherheitssystem während der Öffnungszeiten ausgeschaltet, nicht wahr?«
»Natürlich«, antwortete Roy.
»Und für den Aufzug zur Tiefgarage braucht man grundsätzlich keine Schlüsselkarte, korrekt?«
»Ja. Aber Sie brauchen eine Schlüsselkarte, um überhaupt in die Garage zu kommen.«
»Wenn Sie in einem Wagen sitzen.«
»Ja, das ist definitiv eine Lücke in unserem Sicherheitssystem. Ich weiß.«
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte Beth und musterte Roy aufmerksam.
Nervös rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. »Zähle ich zu den Verdächtigen?«, fragte er.
»Wir sammeln nur Informationen«, antwortete Beth.
Roy lief rot an. »Ich habe den Notruf angerufen. Ich habe die verdammte Leiche aufgefangen, als sie aus dem Kühlschrank gefallen ist. Ich wollte mir doch nur einen Kaffee machen. Und ich hatte keinerlei Grund, sie zu töten.«
»Jetzt greifen wir wohl ein wenig vor, Mr. Kingman. Beruhigen Sie sich.«
Roy atmete tief durch. »Okay. Brauchen Sie sonst noch was von mir?«
»Nein, aber ich bin sicher, meine Detectives haben später noch ein paar Fragen. Ich hoffe, Sie haben in nächster Zeit keine Reise nach Dubai geplant, oder?« Beth lächelte nicht, als sie das fragte.
»Ich glaube nicht. Nein.«
Beth stand auf. »Wunderbar. Dann lassen Sie uns das auch so beibehalten. Wir bleiben in Verbindung.«
Die Polizisten gingen hinaus. Nur Mace blieb zurück, während die anderen im Flur verschwanden.
Roy beäugte sie. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Mace. »Haben Sie sie umgebracht?«
Roy stand auf. Er überragte sie deutlich. »Sind Sie ein Cop?«
»Nein, ich bin nur so zum Spaß dabei.«
»Für Sie ist Mord ein Spaß? Wie krank sind Sie denn?«
»Nun ja, wenn Sie schon so fragen ... ich würde sagen, ziemlich krank.«
»Ich muss arbeiten.« Roy schaute zur Tür.
Doch anstatt zu gehen, nahm Mace ihm den Ball aus der Hand, und in einer fließenden Bewegung wirbelte sie herum und versenkte das Ding, ohne den Korbrand auch nur zu berühren.
»Nette Wurftechnik«, bemerkte Roy.
»Ich habe auf der Highschool in der Mädchenmannschaft gespielt. In meinem letzten Schuljahr haben wir die Meisterschaft gewonnen.«
Roy musterte sie von Kopf bis Fuß. »Lassen Sie mich raten ... Sie waren ein Allzweck-Point-Guard, der sowohl Dreier werfen als auch dunken und gelegentlich dem gegnerischen Team auf die Füße treten konnte, stimmt’s?«
»Ich bin beeindruckt.«
»Ich nicht.«
»Was?«
»Sie haben mich gerade rundheraus des Mordes verdächtigt. Also sollten Sie jetzt lieber zusehen, dass Sie aus meinem Büro verschwinden.«
»Ist ja schon gut. Ich gehe.«
»Das ist das Beste, was ich heute gehört habe.«
Kapitel 10
D as Hauptquartier des Metropolitan Police Department von D. C. lag an der Indiana Avenue unweit des Obersten Gerichtshofes der Stadt. Es war nach Henry J. Daly benannt, einem Sergeant der Mordkommission der nach achtundzwanzig bemerkenswerten Dienstjahren in diesem Gebäude von einem Eindringling niedergeschossen worden war. Es war ein mehrstöckiges Gebäude, und ständig gingen Uniformierte hier ein und aus. Und auch viele Zivilisten hingen hier herum, warteten auf einen Gerichtstermin nebenan oder kühlten sonst wie ihre Gemüter, während sie auf Freunde oder Verwandte warteten, die drinnen ein wenig mit den Cops plaudern mussten. Die Bewährungshilfe und die
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