Auf & Davon
schloss die Augen und erschauerte. „Ich will dich wirklich“, flüsterte er. „Ich will, dass du mich findest, sobald du hier raus bist“, murmelte er und blickte wieder auf.
Zane nickte und beobachtete den Widerstreit der Gefühle in Tys ausdrucksvollen haselnussbraunen Augen. Es schmerzte ihn mehr, als er jemals erwartet hätte. „Pass auf dich auf“, sagte er. Die Erschöpfung brachte seine tapfere Fassade zum Bröckeln.
Ty hob spontan die Hand und strich Zane das Haar aus der Stirn. Er stand auf, beugte sich über ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wir können immer noch auf und davon gehen“, wisperte er in die warme Haut.
Zane schluckte schwer und erschauerte, als Hoffnung ihn durchströmte. Hoffnung auf etwas anderes als ein gelegentliches Zusammentreffen bei der Arbeit. Der Gedanke, seinen hart erkämpften, lieb gewordenen Job hinter sich zu lassen gab ihm allerdings einen Stich, den er mühsam zu ignorieren versuchte.
„Wann immer du willst“, sagte er gepresst.
Ty schloss die Augen und wühlte seine Finger tiefer in Zanes Haar. Er schlug hier immerhin vor, dass sie beide einen Beruf aufgeben sollten, den sie liebten, dass sie beide alles aufgeben sollten, was sie kannten. „Wir könnten einen Blumenladen aufmachen und hinten rum Schwarzmarktorchideen verkaufen“, sagte er mit leicht stockender Stimme.
Zane erkannte das Aufblitzen von Humor als Tys Abwehrmechanismus, aber er lächelte trotzdem darüber. „Wann immer du willst“, wiederholte er leise, obwohl er wusste, dass Ty ihn nie beim Wort nehmen würde, und obwohl er sich fragte, wie er selbst darauf reagieren würde, falls Ty es doch täte. „Geh jetzt. Geh, solange ich noch zu zugedröhnt bin, um dich aufzuhalten.“
„Selbst wenn ich jetzt sofort kündigen würde, könnte ich nicht hierbleiben“, verteidigte Ty sich, so als wolle er sich selbst zum Gehen überreden. „Ich könnte nicht bei dir bleiben.“
Gefasst angesichts von Tys innerem Ringen sagte Zane mit gleichmäßiger Stimme: „Du hast Recht.“
Ty drückte Zane einen raschen, festen Kuss auf die Lippen. „Sei vorsichtig, Zane“, flüsterte er. Dann stand er eilig auf, wandte dem Krankenbett den Rücken zu und ging aus dem Zimmer. Er blickte nicht zurück.
D AS Motorrad brauste unter dem hellen Sonnenlicht die Interstate 35 entlang. Der Fahrer, der braunes Leder und einen Integralhelm trug, lenkte es gekonnt und gleichmäßig durch den spärlichen Verkehr. Als ein Summen in dem Kopfhörer, den er unter dem Helm trug, einen Anruf ankündigte, hob der Fahrer die Hand und drückte mit dem Daumen einen Knopf.
„Garrett“, rief er laut, um das Dröhnen der Maschine zu übertönen.
„Special Agent Garrett.“
Zane blinzelte und blickte sich um, während er Gas gab und beschleunigte. „Was wollen Sie, Burns? Ich habe Urlaub.“
„Ja, ich weiß. Die fünf Monate in Miami haben Ihnen drei Wochen Urlaub eingebracht. Wie geht es Ihnen, Zane?“
Es überraschte Zane noch mehr, dass Burns ihn mit seinem Vornamen ansprach. Er legte den Kopf schief. „Mir geht’s gut“, antwortete er vorsichtig.
„Und wo, bitteschön, sind Sie jetzt?“
„Texas“, antwortete Zane langsam.
„Wie ist das Wetter dort? Sonnig?“, fragte Burns höflich.
„Nein, wir stecken mitten in einem Blizzard“, entgegnete Zane trocken.
„Sie sprühen wieder mal vor Geist wie ein abgebrochener Zahnstocher“, seufzte Burns. „Ihr Urlaub ist in vier Tagen vorbei. Melden Sie sich am fünften Tag hier bei mir in DC.“
Zane presste die Lippen zusammen, während er von der Interstate abfuhr und das Motorrad auf eine Schnellstraße lenkte. „Sie sind der Boss“, sagte er schließlich.
„Sie werden nicht wieder nach Miami zurückgeschickt“, sagte Burns begütigend.
„Miami ist eine Jauchegrube“, murmelte Zane und wiederholte damit unbewusst eine Feststellung, die jemand vor einer gefühlten halben Ewigkeit ihm gegenüber getroffen hatte.
„Seien Sie in fünf Tagen hier. Das Bureau wird für Ihre Reisekosten aufkommen, wenn Sie möchten. Und wenn Sie schon mal dabei sind, gewöhnen Sie sich auch gleich an den Gedanken, dass Sie ein paar einfache Einsätze und einen neuen Partner bekommen werden“, ordnete Burns an.
Zanes Magen zog sich schmerzhaft zusammen. „Ich habe Ihnen schon mal gesagt, dass ich keinen neuen Partner will. Was ist mit meinem alten Partner passiert?“
Normalerweise ignorierte Burns ungeniert jegliche Frage von Zane nach Ty, aber jetzt
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