Auf dem Schlachtfeld der Liebe
erwähnt, die Maid of Salem zu kapern.
Jetzt kannte er Risa, die Frau, die Ian geheiratet hätte, wäre das Schicksal nicht dazwischengetreten. Bildschön und leidenschaftlich - und leichtsinnig. Anscheinend liebte sie seinen Vetter immer noch. Aber nun war sie Jeromes Gefangene und eine Gefahr für alle Beteiligten. Seine gutmütigen Eltern wollten demnächst ihr Heim im Norden verlassen und hierherkommen, um Alainas Anwesen zu hüten - eine Aufgabe, die sie übernehmen würden, während die restliche Familie auf verschiedenen Seiten kämpfte. Wenn Risa Magee seine Mutter oder seine Schwester um Gnade bat, würden ernsthafte Schwierigkeiten entstehen.
Wie auch immer, er mußte sich beeilen und Alaina retten. Doch er zögerte noch. Er hatte zu wenige Männer zur Verfügung, um seine unvernünftige Gefangene streng bewachen zu lassen. Seine Drohung war nur ein Bluff gewesen. Und er beabsichtigte auch nicht, den armen Finn zu hängen. Aber wenn er Risa Magee belügen mußte, um sie von weiteren Aktivitäten im Dienste der Union abzuhalten, würde das sein Gewissen nicht belasten.
Sie durfte auf keinen Fall fliehen. Vielleicht gab es schmerzlose Maßnahmen, die sie daran hindern würden. Er lief aus dem Haus und erteilte seinen Männern die erforderlichen Befehle.
Eine Stunde lang wanderte sie im Gästezimmer auf und ab - zu rastlos, um sich zu setzen, zu nervös, um einen Fluchtversuch zu wagen.
Während das Kaminfeuer ihre spärliche feuchte Kleidung trocknete, fühlte sie sich immer unbehaglicher. Aus einem Impuls heraus öffnete sie den Schrank. Alaina war klein und zierlich, Risa ziemlich groß. Aber sie mußte ihre zerrissene Unterwäsche bedecken.
Wie sie bald feststellte, gehörten die Sachen im Schrank nicht ihrer Freundin. Sie fand eine Unterhose, ein Hemd und einige Kleider in ihrer Größe.
Auf dem Waschtisch stand ein Krug mit frischem Wasser. Rasch schlüpfte sie aus den schmutzigen Lumpen und wusch sich, dann trocknete sie ihren Körper ab und zog die Kleider an, die sie aus dem Schrank genommen hatte. Von wem stammten sie? Vielleicht hielt sich Ians Vetter eine Geliebte. Sehr gut. Hoffentlich würde die Frau in Wut geraten, wenn sie ihren geplünderten Schrank sah, und dem elenden Rebellen die Hölle heiß machen.
Oder war Jerome McKenzie verheiratet? Würde sich ein Ehemann so benehmen?
Das Blut stieg in Risas Wangen, als sie sich an den leidenschaftlichen Kuß erinnerte. Nein, daran wollte sie nicht denken. Sie mußte Pläne schmieden. Was genau hatte sie geschworen? Sie würde keine Schwierigkeiten machen. Nun, er war nicht mehr hier. Sie trat ans Fenster, öffnete die Vorhänge und schaute in die Nacht.
Inzwischen hatten sich die Wolken aufgelöst, ein heller Mond hing am indigoblauen Himmel. Sollte sie hinausklettern? Sie konnte unmöglich hierbleiben, und Jerome McKenzie würde wohl kaum ernsthaft erwarten, daß sie nicht fliehen würde. Aber während sie sich ihre Chancen ausrechnete, ging draußen jemand vorbei - ein Wachtposten, ein Gewehr an der Schulter. Diese Männer würden sie nicht erschießen - und Finn auch nicht hängen. Oder?
Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür, an die im selben Moment geklopft wurde. Risa zuckte zurück. »Ja?« rief sie unsicher.
»Darf ich reinkommen?« Eine leise weibliche Stimme.
Alaina?
Hastig riß Risa die Tür auf. Eine hochgewachsene, schlanke Frau stand ihr gegenüber, eine exotische Schönheit mit rabenschwarzem Haar, goldbraunen Augen und ebenmäßigen Gesichtszügen. Als sie anmutig eintrat, wurde sie von zartem Parfumduft umweht. Auch in ihren Adern floß Indianerblut, was Risa sofort erkannte. Das mochte ihr diesen ungewöhnlichen Reiz verleihen.
Mißtrauisch wich Risa vor ihr zurück. In diesem Haus konnte jeder ihr Feind sein. »Guten Abend, Miss Magee. Ich bin Jennifer, Ians Kusine und Jeromes Halbschwester.«
Jennifer? Diesen Namen kannte Risa. Alainas gute Freundin, deren Mann zu Beginn des Krieges bei Manassas gefallen war. Dieser Verlust hatte sie schmerzlich getroffen.
»Natürlich-Jennifer«, murmelte Risa. »Freut mich ...«
»Jerome hat erklärt, Sie würden uns verlassen, sobald er zurückkommt. Eigentlich dachte ich, Sie würden schon schlafen. Bitte, verzeihen Sie die Störung - ich wollte sehen, ob Sie etwas Passendes zum Anziehen gefunden haben. Er sagte, Sie seien mit Ihrem Boot verunglückt. Tut mir leid. Es war so tapfer von Ihnen, Alaina zuliebe hierherzukommen. Welch eine treue Freundin Sie sind ... Kein Wunder,
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