Auf dem Schlachtfeld der Liebe
wahr zu machen.«
»Sie haben mich mit einer Droge betäubt!«
»Leider war's nötig. Verzeihen Sie mir. Aber die Droge war offensichtlich zu schwach. Benehmen Sie sich vernünftig, ich warne Sie.«
Ehe sie antworten konnte, kam Ian zu ihnen. »Risa, wie gut, daß du erwacht bist!« Mitfühlend betrachtete sie seine eingefallenen Wangen, die glanzlosen Augen. Er war durch die Hölle gegangen.
»Vielen Dank, meine Liebe.« Er befreite sie von Jeromes Arm und zog sie an seine Brust, mit der tiefen Zuneigung eines guten Freundes.
»Alaina ist gerettet - nur das zählt.«
»Aber nun mußt du mit meinem Vetter segeln, diesem schurkischen Rebellen«, sagte er sanft. Sie spürte seine Lippen auf ihrer Stirn, dann wurde sie von ihm weggerissen, und Jerome umschlang wieder ihre Taille. »Wir müssen aufbrechen, Ian.«
Besorgt strich Ian über Risas Wange. »Bist du sicher, daß du ...«
Jetzt könnte sie ihn um Hilfe bitten. Natürlich würde er sich verpflichtet fühlen, sie in seine Obhut zu nehmen. Da sie Jeromes Pläne kannte, durfte er sie nicht freilassen. Und wenn sie ihn verriet, würde womöglich Blut fließen - in diesem Salon. »Alles in Ordnung, Ian.« Beinahe erstickte sie an diesen Worten. Er berührte ihre Schulter, und sie schloß die Augen. Verzweifelt zwang sie sich, nicht daran zu denken, was geschehen wäre, wenn ... Als sie die Lider hob, war er verschwunden. »Wo ...«, flüsterte sie.
»Wann immer wir uns trennen, weiß keiner von uns, wohin der andere geht«, entgegnete Jerome. »Danach fragen wir nicht. Belamar ist uns heilig, für alle McKenzies neutraler Grund und Boden. Jetzt müssen auch wir beide das Haus verlassen, Miss Magee.«
»Warten Sie, ich habe Alaina noch nicht gesehen - und ich bin so schwach ...«
»Immerhin waren Sie stark genug, um durch den Flur hierherzuschleichen. Wollten Sie meinen Vetter bitten, Sie aus der Gefangenschaft zu befreien und sich gegen mich zu stellen?«
»Nein, ich versuchte nur ...«
»Zu fliehen? Obwohl Sie mir Ihr Wort gegeben haben? Erinnern Sie sich? Sie haben geschworen, keinen Ärger zu machen, wenn ich Ihren Freund am Leben lasse.«
»Nein, ich wollte nicht fliehen - ich ging einfach nur den Flur entlang. Aber ich warne Sie - wenn Sie Finn was angetan haben ...«
»Lügen Sie nicht, Miss Magee. Natürlich haben Sie einen Fluchtversuch unternommen. Und danken Sie dem Himmel, daß ich Ihrem Schwur mißtraut und kein Menschenleben riskiert habe.«
»Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden ...«
»Oh, ich wage sehr oft, die Wahrheit auszusprechen.«
»Gewiß - was Sie für Wahrheit halten! Ich begleite Sie nicht. Mir ist schwindlig, und ich ...«
»Tut mir leid, Sie müssen mit mir kommen.«
»Dafür bin sich zu schwach ...«
»Hören Sie zu jammern auf!« unterbrach er sie ungeduldig. Kobaltblaue Augen starrten sie an. »Sobald wir die Maid of Salem gekapert haben, lasse ich Sie frei.«
Dann nahm er sie auf die Arme, obwohl sie vehement protestierte, und trug sie in die Morgendämmerung hinaus.
3
In einem kleinen Boot fuhren sie von Belamar zum tiefen Gewässer der Bucht, und Risa überlegte, ob sie ein zweites Mal hineinspringen sollte. Selbst wenn sie nicht entkam, würde sie dem Captain so viel Ärger machen, daß er sie vielleicht loswerden wollte. Bei diesem Gedanken drehte sie sich zu Jerome McKenzie um, der hinter ihr saß, ruderte und grimmig lächelte.
Entschlossen stellte er einen gestiefelten Fuß auf ihren Sitz und klemmte den Rock ihres Kleids ein. »Verzichten Sie lieber auf ein Bad. Die Zeit drängt.«
»Wo ist Finn?« fragte sie.
»Das werden Sie bald sehen.«
»Sie haben versprochen, er würde am Leben bleiben.«
Für eine Minute hörte er zu rudern auf und beugte sich vor. »Und ich pflege mein Wort zu halten, Miss Magee. Sie sind es, der man nicht trauen darf. Da sind wir. Die Lady Varina, früher die Mercy. Sie wurde umgetauft.«
Im schwachen Morgenlicht tauchte das Schiff aus rosigen Nebelschleiern auf, wie ein Geist. Der Name einer vornehmen Dame wie Varina, mit Präsident Davis von der Konföderation verheiratet, paßte zu dem schönen, eleganten Schoner, der anmutig auf den Wellen schaukelte. Während Jerome näher heranruderte, entdeckte Risa fünf Geschütze an der Steuerbordseite. Zweifellos würden sich fünf weitere an der Backbordseite befinden.
Sie versuchte sich einzureden, kampfstarke Schiffe von der Union Navy könnten diesen kleinen Rebellenschoner mühelos versenken. Aber da sie in
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