Auf dem Zeitstrom
auch wenn sie wie die Teufel kämpfen würden, wenn sie erführen, daß davon die Fertigstellung des Schiffes abhängt. Abgesehen davon, wäre das ein Unrecht.«
De Bergerac stand auf. Seine Hand lag auf dem Griff seines Rapiers. »Vielleicht haben Sie recht. Aber Sie haben sich bereits an dem Tag, an dem Sie sich mit John Lackland zusammentaten und Erik Blutaxt töteten, auf einen Pfad begeben, der unweigerlich in Verrat, Tod und Grausamkeit enden muß. Ich will Sie nicht verurteilen, mein Freund. Was Sie taten, war absolut notwendig – wenn Sie nichts als das Schiff im Sinn hatten. Aber man kann nicht auf diese Weise beginnen und dann davor zurückschrecken, ähnliche – oder sogar schlimmere – Taten zu vollbringen. Jedenfalls nicht dann, wenn Sie Wert auf Ihr Schiff legen, mein Lieber. Gute Nacht.« Cyrano verbeugte sich und ging. Sam tat einen tiefen Zug an seiner Zigarre und sagte dann: »Ich hasse diesen Menschen. Er sagt die Wahrheit!«
Joe stand auf. Der Boden knirschte unter dem Gewicht seiner achthundert Pfund.
»Ich gehe jetft inf Bett. Ich habe von dem ganfen Gerede folche Kopffmerzen gekriegt, daf ich fie fogar in meinem Hintern fpüre. Entweder tuft du, waf Fyrano fagt, oder du tuft ef nicht. Daf ift doch ganf einfach.«
»Wenn mein Gehirn auch in meinem Arsch säße, würde ich dasselbe sagen!« schnaufte Sam erbost. »Joe, ich liebe dich! Du bist wirklich ein goldiges Kerlchen. Und die ganze Welt ist so unkompliziert! Wenn die Probleme anfangen, dir Kopfschmerzen zu bereiten, wirst du müde und gehst ins Bett. Aber ich…«
»Gute Nacht, Fam!« sagte Joe und verschwand im Nebenzimmer. Sam überprüfte, ob die Tür verschlossen war und die eingeteilten Wachen auf ihren Posten standen, dann legte er sich auch hin.
Im Traum erschien ihm Erik Blutaxt und jagte ihn mit gezückter Waffe durch das ganze Schiff, bis es Sam gelang, sich irgendwo einzuschließen. Er erwachte mit einem Aufschrei und stellte fest, daß Joe Miller sich über ihn beugte und sanft schüttelte. Der Regen prasselte auf das Dach, und irgendwo über den Berggipfeln krachte der Donner.
Joe blieb bei ihm und kochte Kaffee, indem er das Pulver einfach in kaltes Wasser schüttete, das sich innerhalb von drei Minuten selbst erhitzte. Dann saßen sie schlürfend beieinander und unterhielten sich – während Sam eine Zigarre rauchte – über die Zeit, während der sie zusammen mit Blutaxt und seinen Wikingern flußaufwärts gereist waren, um nach Eisen zu suchen.
»Fumindeft hatten wir damalf hin und wieder mal einen kleinen Fpaf«, sagte Joe. »Aber daf ift nun vorbei. Jetft befteht unfer Leben nur noch auf Arbeit. Und dann noch all die Leute, die einem am liebften daf Fell über die Ohren fiehen würden und hinter unferen Fätfen her find. Und dann mufte auch noch deine Frau mit diefem grofnafigen Fyrano hier auftauchen!«
Sam kicherte und sagte: »Vielen Dank, daß du mich mal wieder zum Lachen gebracht hast, Joe! Cyrano, der Großnasige! Ihr Götter!«
»Manchmal kann fogar ich dir noch waf beibringen, waf, Fäm?« sagte Joe grinsend. Er glitt vom Tisch herunter, auf dem er Platz genommen hatte, und ging in sein Zimmer zurück.
Es gab für Sam in dieser Nacht nur noch wenig Schlaf. Er hatte während seiner Lebenszeit auf der Erde gelegentlich sogar dann den ganzen Tag über im Bett verbracht, wenn die vergangene Nacht ausgesprochen erfreulich verlaufen war. Und nun kam er kaum zu fünf Stunden echter Ruhe, obwohl er tagsüber ab und zu eine Siesta einlegte. Irgend jemand tauchte immer auf, um ihm eine Frage zu stellen oder eine Entscheidung aus ihm herauszuholen. Zudem waren seine Chefingenieure weit davon entfernt, jede Anordnung widerspruchslos hinzunehmen, und allein das reichte schon aus, um Sam nervös zu machen. Er hatte die Ingenieurswissenschaften bisher immer als absolut trockene Angelegenheit aufgefaßt. Zeig mir dein Problem, und wir lösen es schnellstens. Aber sowohl van Boom als auch Welitskij und O’Brien schienen in verschiedenen Welten zu leben, die man nur mühsam in einen Gleichklang bringen konnte. Schließlich blieb Sam, um den endlosen Diskussionen und stundenlangen Richtungsstreitigkeiten zu entgehen, nichts anderes übrig, als van Boom die letzte Entscheidung zu überlassen. Dennoch war es weiterhin überraschend, mit wie vielen Problemen die Ingenieure zu ihm kamen, um seine Ansicht einzuholen.
Iyeyasu hatte in der Zwischenzeit nicht nur das Gebiet der ihm gegenüber lebenden
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