Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf dem Zeitstrom

Auf dem Zeitstrom

Titel: Auf dem Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
einem Ort erwacht, der weit flußabwärts liegt, und er es nicht schafft, hierher zukommen, bis das Schiff fertig ist, sieht die Sache für ihn übel aus.«
    Cyrano zuckte die Achseln und kratzte sich die Nase. »Weswegen sollten wir uns denn Sorgen machen? Entspricht das etwa Ihrem Charakter? Nach allem, was wir wissen, ist Odysseus jedenfalls nicht tot. Vielleicht hat er sogar wieder Kontakt mit dem geheimnisvollen Fremden aufgenommen, der, nebenbei gesagt, laut seiner Aussage eine Frau ist und schon deswegen nicht mit dem identisch sein kann, den Sie und ich kennen lernten. Mordoux! Ich schweife ab! Ich wollte damit folgendes sagen: Er kann ebenso gut von dieser geheimnisvollen Person abberufen worden sein, um irgend etwas anderes zu tun, das wir erst später erfahren werden. Lassen wir diesen schattenhaften Engel – oder Unhold – seinen Kopf über derartige Dinge zerbrechen. Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, den Schiffsbau in Angriff zu nehmen, und uns jene Leute vom Halse halten, die es darauf anlegen, unsere Pläne zu sabotieren.«
    »Da haben fie teilweife nicht einmal unrecht«, ließ sich Joe Miller vernehmen. »Wenn Fäm für jedef Mal, wenn er fich Forgen macht, ein Härchen wachfen würde, fähe er jeft fön auf wie ein Ftachelfwein. Waf mich übrigenf daran erinnert, daf…«
    »Papperlapapp«, sagte Sam. »Kindergeschwätz… und das von schwanzlosen Affen. Oder vielleicht nicht? Wir werden jedenfalls, wenn alles gut geht – was man von der bisherigen Lage ja wohl nicht gerade hat behaupten können –, in dreißig Tagen mit dem Schweißen der Schiffshülle beginnen. Das wird der glücklichste Tag in meinem Leben werden – abgesehen vom Stapellauf des Schiffes natürlich. Möglicherweise sogar ein glücklicherer als der, an dem mir Livy ihr Jawort gab.«
    Es wäre leicht gewesen, den letzten Satz zu verschlucken, aber irgendwie ritt Sam der Teufel. Aber Cyrano reagierte nicht. Warum sollte er auch? Schließlich hatte er Livy, und zu ihm sagte sie fortwährend ja.
    »Was mich angeht«, sagte der Franzose, »kann ich mich mit dem Gedanken nicht so recht anfreunden, denn ich bin ein friedliebender Mensch. Viel lieber würde ich die Genüsse auskosten, die uns das Leben bietet. Es wäre mir wichtiger, Kriege zu vermeiden und Streitigkeiten statt dessen von Gentlemen austragen zu lassen, die wissen, wie man mit einem Degen umgeht. Aber es wird unmöglich sein, das Schiff ohne unliebsame Unterbrechungen zu bauen, solange es Menschen gibt, die auf unser Metall spekulieren und alles unternehmen, um in seinen Besitz zu kommen. Deswegen meine ich, daß es vielleicht doch nicht so ganz falsch ist, was John Lackland meint: Möglicherweise sollten wir doch, wenn wir erst einmal genügend Waffen haben, einen großangelegten Feldzug gegen alle Staaten im Umkreis von dreißig Meilen wagen, um von vorneherein alle potentiellen Gegner auszuschalten. Erst dann stünde uns die Chance offen, an all die Mineralien heranzukommen, die wir brauchen, und niemand würde uns daran hindern, wenn wir sie abbauen…«
    »Aber selbst wenn Sie jeden einzelnen Bewohner dieser Länder umbrächten«, warf Sam ein, »würde es nur einen Tag dauern, bis sie wieder bevölkert wären. Sie wissen doch, wie das Wiedererweckungs-System funktioniert. Denken Sie nur daran, wie schnell es nach dem Meteoritenabsturz hier wieder von Menschen wimmelte.«
    Cyrano hob die Hand und streckte seinen – schmutzigen – Zeigefinger aus. Sam fragte sich, ob Livy ihren Kampf um seine Reinlichkeit inzwischen eingestellt hatte.
    »Ha!« sagte Cyrano. »Aber diese Leute werden unorganisiert sein und müßten sich – da wir ja schon vor ihnen da waren – unseren Ordnungsvorstellungen fügen. Sie würden sich ebenso verhalten müssen wie alle anderen, die in Parolando leben. Sie würden an der Lotterie um die Mannschaftsplätze des Schiffes aufgenommen! Wir wären mit der Arbeit schneller fertig, wenn wir den Schiffbau zunächst einmal unterbrechen und nach meinen Vorschlägen verfahren.«
    Und ich muß dich immer weiter in die Führungsspitze aufsteigen lassen, dachte Sam. Und dann geht es wieder los, wie bei David, Bathseba und Uriah, ausgenommen, daß David möglicherweise kein Gewissen besessen und sich deswegen auch nicht um seine Nachtruhe gesorgt hatte.
    »Ich sehe das anders«, meinte Sam. »Zunächst einmal würden wir unsere eigenen Leute gegen uns aufbringen, wenn wir die Anzahl der Mannschaftskandidaten verdoppeln oder verdreifachen,

Weitere Kostenlose Bücher