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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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hinterlassen, um es sich mit Rosalinda nicht zu verscherzen.
    Schon von weitem sah sie das Licht, das jedoch nicht aus dem Speisesaal kam, sondern aus zwei Fenstern im angrenzenden Teil des Gebäudes, in dem Carla und Malpass wohnten. Die Aussicht, mit Carla ein spätes oder, je nachdem, frühes Bier zu trinken, gefiel ihr. Als sie sich dem Gebäude bis auf zwanzig Schritte genähert hatte, hörte sie eine Männerstimme. Sie blieb stehen und erkannte den französischen Akzent von Malpass, die im Gaumen gerollten R’s und die weichen Konsonanten, die an Stellen gedehnt waren, wo man sie nicht erwartete. Malpass war laut und aufgebracht, und er redete ohne Unterbruch.
    Megan ging ans Ende des Gebäudes, wo in einem vergitterten Unterstand Gasflaschen, Getränkekisten, Konserven und Stühle aufbewahrt wurden, schlich dann zu einem der beiden mit Fliegendraht versehenen Fenster und horchte.
    » … für die Zukunft! Und überhaupt! Diese Lieferung aus Mindoro! Das kann ich gar nicht gutheißen! Was wir brauchen, sind die Ersatzteile für die Entsalzungsanlage! Und die Motoren! Und drei neue Kühlschränke brauchen wir! Keine neuen Versuchstiere oder was auch immer du da kommen lässt! Keine wilden Kreaturen aus irgendeinem Dschungel! Keine neuen Puppen zum Spielen!«
    Zehn, zwanzig Sekunden lang war es ruhig. Dann drang, leise und gefasst, Raskes Stimme nach draußen.
    »Ich wünschte, du würdest dich weniger aufregen.«
    »Weniger aufregen? Weniger aufregen?« Malpass stieß einen Lacher aus. »Du kannst froh sein, dass ich mich nur aufrege! Und nicht einfach alles hinschmeiße! Und abhaue! Ich denke jeden Tag daran! Jeden verfluchten Tag, glaub mir!«
    Raske schwieg.
    »Nichts von dem, was ich bestellt habe, ist da! Nichts!«
    »Ich war heute bei Delgado. Er sagt, es gibt Lieferprobleme. Engpässe. Ich kümmere mich darum.«
    Eine Weile sagte keiner der beiden etwas. Glas klirrte gegen Glas, eine Bodendiele knarrte. Megan hielt den Atem an.
    »Kommt wirklich kein Geld mehr? Gar keins?« Malpass klang ruhiger.
    »Nicht aus der alten Quelle.«
    Ein Stuhl ächzte. Megan stellte sich vor, wie Malpass sein Gewicht gegen die Lehne drückte, den Kopf in den Nacken legte und an die Decke starrte.
    »Wir machen dicht. Machen wir dicht? War’s das, hören wir auf?«
    »Du bist ein Idiot, Malpass.«
    »Oh! Ja? Wirklich? Ein Idiot? Ein Idiot, was?« Malpass’ Stimme überschlug sich beinahe.
    »Geht’s auch etwas leiser? Herrgott.«
    »Carla schläft am Strand! Sie kann mich nicht hören am Strand, oder? Carla?« Malpass rief: »Caaaarlaaaaaa!«
    Megan duckte sich instinktiv.
    »Hör auf damit.« Raske blieb gelassen.
    »Schon gut. Ja ja. Ich bin also ein Idiot, was? Weil ich die Dinge beim Namen nenne? Weil ich sehe, wenn die Scheiße … wie sagt man, gegen die Decke spritzt?«
    »Du bist ein Idiot, wenn du denkst, dass wir aufhören.«
    »Ach. Und wenn nichts mehr kommt? Kein Geld? Kein Material? Kein Garnichts?«
    »Es ist noch genug Geld da.«
    »Genug? Es ist genug da? Und warum bekomme ich dann keins? Seit drei Monaten?«
    »Ich wünschte, du würdest was trinken, Malpass. Verflucht noch mal, wenigstens Bier. Bier beruhigt.«
    »Ich trinke nicht.«
    »Da liegt das Problem.«
    »Drei Monate. Ich mach das hier nicht umsonst.«
    »Keiner macht es umsonst. Du kriegst dein Geld. Wenn du es jeden Monat auf dem Konto haben willst, musst du dir einen anderen Job suchen.«
    Mit einem Zischen löste sich ein Deckel von einer Flasche und fiel auf den Tisch. Megan wurde so durstig, dass ihre Kehle weh tat. Sie verlagerte ihr Körpergewicht auf das linke Bein. Aus Angst, die Holzverkleidung könnte knarren, lehnte sie sich nicht an die Wand.
    »Übermorgen machen wir den Dreh.«
    »Übermorgen? Das war nicht geplant.«
    »Jetzt ist es geplant. Wenn wir den Film nächste Woche losschicken, ist in zwei Monaten das Geld auf dem Konto.«
    »Das hoffe ich. Das hoffe ich wirklich. Was ist, wenn dieser Kerl wieder herkommt? Dann sind wir aufgeschmissen.«
    »Der kommt nicht. Du machst dir zu viele Sorgen, Malpass.«
    »Ach ja? Und dieses Mädchen? Diese Irin? Taucht einfach so auf. Was macht die hier? Warum gibst du ihr einen Job?«
    »Megan. Diese Irin heißt Megan. Und sie kommt wie gerufen. Sie ist ein neues Gesicht, genau was wir brauchen.«
    Malpass schien nachzudenken. »Ach«, sagte er schließlich. »Trotzdem.Ich finde, sie sollte verschwinden.« Ein Streichholz wurde angerissen. Sekunden später hustete Malpass.
    Megan setzte

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