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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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zur hundertprozentigen Wirklichkeit.
    Dann folgte er dem Wirt in dessen Büro.
    Später packte er ihre beiden Koffer und trug sie zum Auto.
    Für die restlichen Sachen genügte morgen, in aller Frühe, die Reisetasche.
    Als Sarah in ihrer gelben Regenjacke das Zimmer betrat und er auf seinem Bett lag, wobei sein Kopf auf seinen verschränkten Armen ruhte, schien sie zu erschrecken, aber nur einen Lidschlag lang.
    »Hallo«, rief sie aus und ihre Stimme zitterte leicht. »Wie war der Marsch?«
    Sie setzte sich zu ihm auf das Bett, ihre Hand streichelte seine Schulter, und einen Augenblick lang war sie die Sarah von einst. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand, presste sie leicht, ehe er sie zu streicheln begann.
    »Morgen«, sagte er leise, »werde ich es tun, Sarah.«
    Der Schreck weitete ihre Augen, und sie führte die freie Hand hastig vor ihren Mund.
    »Herrgott«, stammelte sie. »Du warst in den Grasdünen vor Bleik? Ich hatte den Verdacht, den ganzen Tag über, ich …«
    Er nickte stumm.
    »Du bist es deiner Tochter schuldig«, sagte er unerbittlich, »mir zu helfen! Wenn du sie je wirklich geliebt hast, darfst du dich mir nicht in den Weg stellen, Sarah!«
    Rhythmisch begann er ihre Hand zu pressen, als ob so seine ganze Kraft, seine ganze Energie in sie überfließen konnten und sein ganzer Hass.
    Sarah atmete schwer, sie sagte nichts, sie schwieg, ihr Gesicht wirkte wie eine Maske aus Wachs, blutleer.
    »Wir brechen in aller Frühe auf«, sagte er, »und ich warte dann oben an diesem Felsen auf ihn, den du ja kennst.«
    Er nahm das Beben ihrer Lippen wahr und ihre Hand, die er noch immer umschlossen hielt, zitterte wie ein gefangener Vogel, klein und hilflos.
    Ich darf sie nun nicht mehr aus den Augen lassen, dachte er.
    »Und ich möchte nicht, dass du das Zimmer nachts verlässt«, forderte er.
    Er bemerkte, wie sie erschrak, so heftig, dass ihr gesamter Körper bebte. Forschend blickte er sie an, bis sie vorsichtig zu nicken begann, doch in ihren Augen stand die Angst, unübersehbar. Groß und schön sind sie, dachte er, und geheimnisvoll, aber ein Geheimnis, das ich nicht kenne, kann meinen Tod bedeuten. Und dem Tod konnte er so nahe sein wie nie zuvor in seinem Leben, denn ein gewarnter Emmerlein würde ein Messer mit sich führen.
    Und er dachte an die Augen des Alten, die an ihm vorbei starrten und vielleicht schon das gesehen hatten, was morgen in aller Frühe geschah, an diesem Felsen. Vielleicht war es gar nicht gut, die Wahrheit zu kennen.

    Später, als sie schon in ihren Betten lagen, wagte er nicht einzuschlafen, denn er musste wach bleiben, wenn er verhindern wollte, dass Sarah Emmerlein warnte. Er war sich nicht sicher, ob sie es tun würde, aber die Möglichkeit musste er einfach in Erwägung ziehen. Die größte Unruhe jedoch verspürte er bei dem Gedanken, dass sie Emmerleins Leiche unbemerkt zu ihrem Auto tragen mussten. Er hatte die Bergung verwundeter Kameraden erlernt und auch die Mitnahme von Toten. Lag der Tote erst einmal im Kofferraum, würde er sich als Sieger fühlen können. Aber unvorhersehbare Dinge konnten immer geschehen, die von ihm nicht vorher bedacht worden waren. Sarahs Hilfe bei der genauen Planung wäre von Nutzen gewesen, doch hatte er sie nicht belasten wollen. Aber hatte er ihr überhaupt je getraut bei der Verwirklichung seiner Rache, sollte sie, wenn er es genau bedachte, nichts anderes sein als nur eine Handlangerin? Doch war Sarah nicht viel zu klug, um sich mit einer solchen Rolle abzufinden? Spielte sie ihr eigenes Spiel? Aber auf wessen Seite stand sie? Auf seiner Seite? Auf Emmerleins Seite? Konnte sie die langen Jahre der Gemeinsamkeit einfach löschen, für einen jungen Mann, einen Kerl, der vor zehn Jahren ihr Kind umbrachte? War er für sie ein letztes Lebenselixier? War er für sie der Sänger dieser Band? Sicher sah er alles zu schwarz, da er immer an die dunkle Seite im Leben dachte, weil er so nie überrascht werden konnte – das war seine Lebensphilosophie, sie hatte ihm bisher noch nie geschadet, nur geholfen.
    Sarah warf sich im Bett hin und her. Sie kann nicht schlafen, dachte er, vielleicht ist sie auch verzweifelt, dass sie Emmerlein nicht schützen oder warnen kann. Nur den Gang zur Toilette würde er ihr gestatten, selbst dann aber noch an der Tür ihres Zimmers verharren, bis sie zurückkehrte.
    Da aber kam ihm ein Gedanke, der ihn erschreckte, denn konnte sie Emmerlein nicht auch warnen, in aller Frühe, wenn er als Jogger am Anfang des

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