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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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ein von Sarah gewarnter Emmerlein sich zu Boden warf, um dem heranfliegenden Messer zu entgehen und ihn dann angreifen konnte, mit Schlägen und Griffen, die ihm, Bachmann, fremd waren? Für wen würde das Pendel des Schicksals ausschlagen? Für den Mörder eines Kindes? Für den rächenden Vater, der damit selbst zum Mörder würde? Schwer schluchzte er. Wenn er nun das Leben eines Menschen mit einem Flugzeug verglich, aus dem er, einem Fallschirmjäger gleich, springen musste, so konnte der Sprung aus der Luke der Sprung in das eigene Schicksal sein, das somit unausweichlich war. Jeder Mensch sprang dann in sein Schicksal, wie auch immer es ablaufen würde, es war ihm vorherbestimmt, ob er es annehmen wollte oder nicht, er war ihm ausgeliefert.
    Was für ein Schicksal jedoch wartete morgen, in aller Frühe, an einer der einsamsten Küsten des Nordmeeres? Das Blut pochte wild in seinen Adern.
    Was für einen Unfug philosophiere ich da zusammen, versuchte er sich zu beruhigen, ich, ein rational denkender Mensch, der das Irrationale ablehnte bisher.
    Und doch war er zu dem Alten gegangen, dem ›Seher‹, der wohl geglaubt haben musste, sein Schicksal erkannt zu haben, deutlich und klar, so dass er es nicht verkünden wollte, um ihn nicht zu schrecken, weil er es doch nicht abwenden konnte.
    Er spürte wie sein Mund trocken wurde und sein Magen sich zu verkrampfen begann, und er konnte die Muskeln um Kinn und Mund nicht mehr am Zucken hindern.
    Und wenn er es jetzt tat, wenn er sich erhob und mit dem Messer in Emmerleins Zimmer schlich?
    Aber was würde Sarah tun, stellte sie sich ihm in den Weg und weckte schreiend die Gäste im Haus? Er wollte die Einsamkeit des Tötens, so wie er sie einst gelernt hatte bei den Fallschirmjägern, so und nicht anders. Seine Würfe mit dem Messer waren einmal die besten im Luftlanderegiment gewesen, und in den Grasdünen vor Bleik hatte er gesehen, dass er sie nicht verlernt hatte, dass er sein Ziel noch immer traf, mit tödlicher Sicherheit.
    Er schloss die Augen und er träumte.
    Da war der Traum und er saß er in einem startenden Flugzeug auf der schmalen Bank, inmitten seiner Kameraden. Das Flugzeug gewann an Höhe, und er klinkte die Aufzugsleine ein, als er den Befehl vernahm, saß dann wieder reglos, atmete ruhig, konzentrierte sich auf den nun vor ihm liegenden Sprung.
    Sie stiegen höher.
    Immer höher.
    Es folgte die Aufwärtsbewegung des Absetzers mit der rechten Hand: Der Absprung konnte beginnen.
    Der Wind fauchte durch die geöffnete Luke in das Flugzeug. Er klappte, als er sich erhob, den Sitz seines Vordermannes herunter und bewegte sich auf die Luke zu, schob den linken Fuß vor und zog den rechten nach.
    Der Wind blies ihm scharf in das Gesicht.
    Da drang ein Stöhnen in seinen Traum, verwirrt öffnete er die Augen, lauschte angestrengt in das Dämmerlicht des Zimmers, doch Sarah lag völlig ruhig.
    Warum, grübelte er, endete der Traum, als ich an der Luke stand, noch vor dem Sprung? Ein Zufall? Eine Warnung?
    Sollte er nicht hinter dem Felsen warten? Sollte er mit Sarah das Geisterdorf verlassen, ohne Emmerlein getötet zu haben? Nein!
    Endlich atmete er tief und ruhig, und er hörte den donnernden Ruf des Nordmeeres, das unentwegt gegen die Felsen der Küste brandete.

    Er vernahm den Ruf des Weckers.
    Es war fünf Uhr morgens.
    Sie wuschen sich rasch, sie aßen nichts, sie packten die restlichen Sachen und stiegen schweigend in ihr Auto. Sarah trug ihre dunkle Wollmütze und kuschelte sich in ihren roten Anorak, der wohl wärmer war, als ihre gelbe Regenjacke, die sie in die Reisetasche auf der Rückbank gestopft hatte.
    »Da steht der weiße Volvo«, sagte sie plötzlich mit bebender Stimme.
    Bachmann zuckte zusammen. Er verfolgt uns also weiter, dachte er erregt. Das aber wird ihm den Tod bringen.
    »Dann ist er in der Herberge, wenn wir gerade weg sind«, erwiderte er bissig.
    Er steuerte den Wagen aus dem Dorf heraus, doch weit fuhr er nicht, aber noch vorbei an dem Weg, der steil hinaufführte zum schmalen Küstenpfad, fuhr bis zu einer Felsnische, in der er das Auto abstellen konnte, so dass es Emmerlein nicht würde sehen können, wenn er den Pfad erreichte.
    Schweigend saßen sie dann nebeneinander im Auto, denn es gab nichts mehr zu sagen, so kurz vor der Tat. Sarah starrte vor sich hin, doch offensichtlich war sie bereit ihm zu helfen, denn Einwände kamen nicht mehr von ihr, die er noch befürchtet hatte, als letztes Aufbäumen. Ihr Schweigen,

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