Auf den Schwingen des Adlers
»Ich hoffe, Sie schreiben auch alles schön mit«, sagte er zu ihnen.
Schließlich wurden sie auf den Hof geführt, wo Ibrahim Yazdi, der neue Vizepremier des Ayatollah, sich für den Überfall entschuldigte. Yazdi stellte Sullivan außerdem eine persönliche Leibwache zur Verfügung, eine Gruppe von Studenten, die von nun an für die Sicherheit desamerikanischen Botschafters verantwortlich sein sollten. Ihr Anführer erklärte Sullivan, sie seien bestens für ihre Aufgabe qualifiziert. Sie hätten ihn beobachtet und kennten seinen Tagesablauf in- und auswendig – denn bis vor kurzem habe ihr Auftrag gelautet, ihn zu ermorden.
Am späten Nachmittag rief Cathy Gallagher aus dem Krankenhaus an. Dort hatte man ihr Medikamente verabreicht, die ihr Leiden zumindest vorübergehend linderten, und sie wünschte, wieder zu ihrem Mann und den anderen in Lou Goelz’ Haus überzusiedeln.
Joe Poché wollte weder jemanden vom ›Sauberen Team‹ aus dem Haus lassen noch wollte er, daß irgendein Iraner von ihrem Aufenthaltsort erfuhr. Also rief er Gholam an und bat ihn, Cathy im Krankenhaus abzuholen und bis zur Straßenecke zu begleiten, wo ihr Mann auf sie warten würde.
Cathy kam gegen halb acht Uhr abends an. Sie fühlte sich besser, brachte aber eine Horrorgeschichte mit, die ihr Gholam erzählt hatte. »Gestern haben sie eure Hotelzimmer verwüstet«, berichtete sie. Gholam sei ins Hyatt gefahren, um die EDS-Rechnung zu bezahlen und ihr Gepäck abzuholen. Die Räume seien zerstört, alles voller Einschüsse und das Gepäck zerfleddert gewesen.
»Nur unsere Zimmer?« fragte Howell.
»Ja.«
»Hat Gholam herausgefunden, wie es passiert ist?«
Als Gholam die Rechnung bezahlen wollte, hatte ihn der Hotelmanager gefragt: »Wer, zum Teufel, waren diese Leute? Vom CIA?« Offenbar hatten die Revolutionäre am Montagmorgen, kurz nachdem die EDS-Mitarbeiter gegangen waren, das Hotel eingenommen. Sie hatten sämtliche dort wohnende Amerikaner belästigt, ihre Pässe zu sehen verlangt und ihnen Bilder von zwei Männern gezeigt, die sie suchten. Weder der Manager noch sonst jemand hatte die beiden auf den Fotos wiedererkannt.
Howell fragte sich, was die Revolutionäre so erbost haben mochte, daß sie die Zimmer verwüsteten. Vielleicht hatte Gaydens gut bestückte Bar ihr islamisches Gewissen getroffen. Außerdem waren in Gaydens Suite ein Kassettenrecorder, der für Diktate benutzt wurde, ein paar Aufsatzmikrophone zur Aufnahme von Telefongesprächen sowie ein Walkie-talkie für Kinder zurückgeblieben. Die Revolutionäre mochten der Meinung gewesen sein, es handle sich dabei um Überwachungsausrüstung des CIA.
In dieser Nacht kam Lou Goelz nicht nach Hause. Ungenaue und beunruhigende Berichte von den Vorgängen in der Botschaft kamen Howell und dem ›Sauberen Team‹ durch Goelz’ Diener zu Ohren, der seine Freunde anrief. Am nächsten Morgen jedoch kam Goelz, um eine Erfahrung reicher, wieder. Er hatte die meiste Zeit in einem Korridor auf seinem umfangreichen Bauche liegend zugebracht. Nachdem der Spuk vorüber war, hatte er sich an seinen Schreibtisch gesetzt und brachte nun gute Neuigkeiten mit: Die Evakuierungsflüge würden am Sonnabend starrten, und das ›Saubere Team‹ war für den allerersten gebucht.
Wenn nur Dadgar nicht querschießt, dachte Howell.
*
In Istanbul beschlich Ross Perot das ungute Gefühl, daß die gesamte Mission allmählich außer Kontrolle geriet. Aus Dallas hörte er, daß die amerikanische Botschaft in Teheran von Revolutionären gestürmt worden war. Außerdem erfuhr er von Tom Walter, der mit Joe Poché telefoniert hatte, daß das ›Saubere Team‹ beabsichtigte, so schnell wie möglich aufs Botschaftsgelände umzuziehen. Doch nach dem Überfall waren fast sämtliche Telefonverbindungen nach Teheran unterbrochen, und die wenigen, die noch bestanden, wurden ausnahmslos vom Weißen Hausbeansprucht. Daher war Perot völlig im ungewissen, ob sich das ›Saubere Team‹ zur Zeit des Angriffs in der Botschaft befunden hatte oder ob es in Lou Goelz’ Haus – falls es sich noch dort aufhielt – in Gefahr war.
Die unterbrochene Verbindung hatte außerdem zur Folge, daß Merv Stauffer Gholam nicht erreichen konnte, um bei ihm eine Nachricht vom ›Dreckigen Team‹ für Jim Nyfeler entgegenzunehmen, die entweder »Es ist alles in Ordnung« oder »Wir stecken in Schwierigkeiten« lauten mußte. Die gesamte Mannschaft der sechsten Etage in Dallas setzte unentwegt Himmel und Hölle in
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