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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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verabschieden.
    Perot sagte: »Es ist überaus wichtig, daß meine Anwesenheit in der Türkei geheim bleibt. Zur Zeit haben die iranischen Behörden keine Ahnung, wo sich meine Männer befinden. Sollten sie erfahren, daß ich hier bin, können sie sich leicht ausrechnen, auf welchem Wege meine Leute rauswollen, und das wäre eine Katastrophe. Ich wäre Ihnen daher dankbar, wenn Sie die Angelegenheit äußerst vertraulich behandeln würden.«
    »Ich verstehe.« Der Konsul ging.
    Kurz drauf klingelte das Telefon. Es war T. J. Marquez aus Dallas.
    »Perot, du stehst heute in den Schlagzeilen.«
    Perot sank das Herz in die Hose: Es war also herausgekommen.
    »Der Gouverneur hat dich gerade zum Vorsitzenden der Drogenkommission ernannt«, sagte T. J.
    Perot holte tief Luft. »Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt, Marquez.«
    T. J. lachte.
    »So kannst du nicht mit einem alten Mann umspringen«, sagte Perot. »Mann, du hast meine Nerven ganz schön strapaziert.«
    »Moment noch, ich hab’ Margot am anderen Apparat«, sagte T. J.
    »Du kannst ihr ausrichten, daß ich hier vollkommen sicher bin und ständig von zwei Blondinen bewacht werde.«
    »Augenblick, ich sag’s ihr gleich.« Eine Minute später meldete sich T. J. lachend wieder. »Sie meint, das sei ja interessant, daß du zwei brauchst, um sie zu ersetzen.«
    Perot lachte leise. Reingefallen: Er hätte wissen müssen, daß er Margots Schlagfertigkeit nicht gewachsen war. »Sag, bist du nach Teheran durchgekommen?«
    »Ja. Die internationale Vermittlung hat uns eine Leitung besorgt, und dann haben wir mit einer falschen Nummer alles versaut. Dann hat uns A. A. & T. eine neue Leitung verschafft, und wir haben Gholam erreicht.«
    »Und?«
    »Nichts. Sie haben nichts von sich hören lassen.«
    Perots gute Laune verflog wieder. »Was hast du ihn gefragt?«
    »Wir haben nur gefragt: Gibt’s irgendwas Neues? Und er sagte: nein.«
    »Verflucht.« Perot wünschte sich beinahe, das ›Dreckige Team‹ hätte angerufen und gemeldet, es stecke inSchwierigkeiten, denn dann hätte er wenigstens gewußt, wo es steckte. Er verabschiedete sich von T. J. und machte sich fertig, zu Bett zu gehen. Er hatte alle aus den Augen verloren. Er hatte es nicht einmal geschafft, ein Flugzeug zu besorgen, mit dem er sie suchen konnte. Die ganze Sache war total verfahren – und er konnte nichts dran ändern.
    Die Ungewißheit brachte ihn fast um. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie unter solcher Anspannung gestanden. Er hatte Männer unter Streß zusammenbrechen sehen, sich aber nicht in ihre Lage versetzen können, weil es ihm selbst noch nie passiert war. Normalerweise machte ihm Streß nichts aus, im Gegenteil, er lebte dann erst richtig auf. Diesmal war es anders.
    Er verstieß gegen seine eigenen Prinzipien und gestattete sich, darüber nachzudenken, welch fürchterliche Konsequenzen ihm erwachsen konnten. Hier stand seine Freiheit auf dem Spiel, denn wenn diese Sache schiefging, würde er im Gefängnis landen. Er hatte eine Söldnergruppe aufgestellt, stillschweigend den Mißbrauch amerikanischer Pässe geduldet, die Fälschung von US-Militärausweisen betrieben und eine Verschwörung zur illegalen Grenzüberschreitung angezettelt. Er hoffte nur, daß er in den USA und nicht in der Türkei ins Gefängnis kam. Das Schlimmste, was ihm passieren konnte, war, an den Iran ausgeliefert und dort für seine Verbrechen vor Gericht gestellt zu werden.
    Schlaflos lag er in seinem Hotelbett und sorgte sich um die beiden Teams, um Boulware und um sich selbst. Es blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten. In Zukunft würde er mehr Verständnis für die Männer aufbringen, die er unter Streß setzte.
    Wenn er überhaupt noch eine Zukunft hatte.
    *
    Gespannt beobachtete Coburn Simons.
    Sie saßen im Kreis auf dem Perserteppich und warteten auf ihren »Richter«. Bevor sie Teheran verließen, hatte Simons zu Coburn gesagt: »Behalt mich im Auge und richte dich nach mir.«
    Bisher jedoch hatte Simons sich passiv verhalten, das ganze Theater mitgemacht, Raschid reden lassen, nichts gegen ihre Verhaftung unternommen. Aber jeden Augenblick konnte er seine Taktik ändern. Beschloß er, sich auf einen Kampf einzulassen, so würde er es Coburn einen Sekundenbruchteil vorher wissen lassen.
    Der Richter trat ein.
    Er war um die Fünfzig, trug eine dunkelblaue Jacke, einen beigen Pullover darunter und ein Hemd mit offenem Kragen. Er erweckte den Eindruck, ein gebildeter Mann zu sein,

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