Auf der Insel der Sehnsucht
Lippen. „Wo ist es passiert? Hier? Oder in Athen? Vielleicht während einer wilden Party auf meiner Jacht vor der Côte d’Azur? Eigentlich egal. Die Geschichte bleibt immer die gleiche.“
„Ich habe nie behauptet …“
„Richtig, mein Fehler. Ich gab Ihnen ja gar keine Gelegenheit, Ihre kleine Geschichte zu erzählen. Aber warum sollten wir Zeit verschwenden. Ich war betrunken, ich habe Sie verführt, und jetzt ist es … wie viele Monate später, sagten Sie?“
„Drei. Das wissen Sie doch. Genau wie Sie wissen, dass dieser Unsinn, den Sie da von sich geben, nicht stimmt.“
„Habe ich etwa die Tatsachen verdreht?“ Er kniff die Augen zusammen, seine Stimme wurde klirrend. „Ehrlich gesagt, es könnte mich nicht weniger interessieren. Das Einzige, was mich interessiert, ist, dass ich Sie nie wieder sehen möchte, Lady. Ist das klar?“
Oh ja, glasklar, dachte Ivy. Dieser Mann, den ihre Schwester angebetet hatte, dieser … dieser Adonis, bei dem das Herz jeder Frau höher schlagen musste, dieser Mann, für den Kay bereit war, alles zu tun … Er log ihr kaltschnäuzig ins Gesicht.
„Muss ich deutlicher werden, Miss Madison?“ Damian packte sie mit beiden Händen bei den Schultern. „Verschwinden Sie, bevor ich die Beherrschung verliere.“
Der Prinz sprach mit leiser Stimme, seine Finger drückten schmerzhaft in ihr Fleisch. Er war wütend und, da war Ivy sicher, würde auch grob werden können.
Eines jedoch hatte sie auf jeden Fall verstanden: Er wollte nichts wissen von dem Kind, das sie unter dem Herzen trug. Das hatte sie sich schon gedacht, nachdem er sich nach Kays Unfall nicht bei ihr meldete. Nach dem Schock hatte sie auf einen Anruf von ihm gewartet, mit wachsender Verzweiflung, bis ihr klar geworden war, dass das Schweigen des Prinzen die eigentliche Botschaft war.
Doch das reichte ihr nicht.
Damian Aristedes würde den Verzicht auf seine Rechte über sein Kind schriftlich erklären müssen. Sie brauchte ein Dokument in den Händen, dass er das Baby nicht wollte, eine Erklärung, dass er sie für eine Lügnerin hielt, anstatt die Vaterschaft anzuerkennen.
Selbst das war keine Garantie. Aristedes war ein mächtiger Mann. Er konnte sämtliche Anwälte in Manhattan anheuern, ohne seinem Vermögen auffallenden Schaden zuzufügen. Nicht nur konnte er seine eigenen Regeln aufstellen, er war auch in der Lage, sie zu ändern, wenn es ihm in den Sinn kam. Doch falls sie etwas Schriftliches hatte, für den Fall, dass er jemals seine Meinung ändern sollte …
„Ich kann geradezu sehen, wie die Rädchen in Ihrem Kopf arbeiten, Miss Madison.“
Ivy blinzelte. Der Prinz stand vor ihr, mit vor der Brust verschränkten Armen, und musterte sie unverwandt.
Es machte sie nervös. Dabei war sie es gewohnt, angestarrt zu werden. Ein Nebeneffekt ihres Model-Jobs. Wenn einem das eigene Gesicht von unzähligen Titelblättern entgegenblickte, musste man damit rechnen, angestarrt zu werden. Das war der Preis, den man zahlte, wenn man es als Model ganz nach oben geschafft hatte.
Männer starrten sie an. Musterten sie ungeniert.
Aber nicht so.
Damian Aristedes’ Miene drückte weder Bewunderung noch Verlangen aus, sondern Verachtung. Wie konnte er es wagen! Natürlich hatte sie sich auf einen Handel mit dem Teufel eingelassen, das wusste sie selbst. Dennoch … er war es, der das Ganze ins Rollen gebracht hatte. Und jetzt tat er so, als wisse er von nichts.
Auch gut. Nein, perfekt sogar. Das hieß, sie hatte ihr Versprechen gehalten. Jetzt konnte sie die Vergangenheit hinter sich lassen und sich auf die Zukunft konzentrieren. Auf das Kind, das sie bald haben würde.
Ihr Kind. Nicht seines.
Es machte sie nur wütend, dass er sie für eine Lügnerin und Betrügerin hielt.
Aber … da war auch ein Augenblick gewesen – mehrere –, da er sie mit einem anderen Ausdruck in den Augen angesehen hatte. Nicht mit Verachtung, sondern mit Begierde. Mit einem Hunger, den nur sie stillen konnte.
Und in diesen Momenten, da hatte ein Gefühl sie überkommen, ein Gefühl …
„Sie sind so durchschaubar, Miss Madison.“
Jahre vor der Kamera hatten ihr beigebracht, ihre Mimik zu beherrschen. „Interessant. Lesen Sie Gedanken, wenn Sie nicht gerade damit beschäftigt sind, sich um Ihre Verantwortung zu drücken, Hoheit?“
„Sie wollen Kapital schlagen aus dem ersten Schock, der mir anzusehen war, als Sie behaupteten, ich sei der Vater Ihres Ba bys.“ Er lächelte überlegen. „Glauben Sie mir, das
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