Auf der Jacht des griechischen Millionaers
konzentrieren.
Abrupt setzte sie sich auf, als sie das Knattern von Hubschrauberrotoren hörte. Die Augen mit der Hand beschattet, suchte sie den Himmel ab und rief sich in Erinnerung, dass es nicht Alex sein musste. Schließlich lebten hier auf der Insel mehrere Millionäre, die vermutlich alle diese Transportmöglichkeit vorzogen.
Nur reichte das nicht als Erklärung für die jähe Aufregung, die sie erfasste. Oder für den Schauer, der sie trotz der Hitze überlief. Es erklärte weder das plötzliche Verlangen noch die bange Angst, wenn sie daran dachte, wie sie und Alex beim letzten Mal auseinandergegangen waren.
Der Hubschrauber flog im Landeanflug landeinwärts. Natasha lenkte den Blick wieder auf die Buchseiten, auch wenn die Buchstaben vor ihren Augen verschwammen. Nein, sie würde nicht zum Haus gehen. Sie würde bleiben, wo sie war, und darauf warten, dass Alex nach ihr schickte.
Letztendlich musste sie lange warten, und dann war es auch nur der Gong, mit dem Zeno immer zu den Mahlzeiten rief.
Der Lunch war serviert.
Natasha wickelte den Sarong über ihren feuchten Bikini und kämmte sich mit den Fingern durchs Haar. Nur nicht wirken, als hätte sie sich Mühe gegeben! Sie schluckte den Kloß hinunter, der ihr in der Kehle saß, dann machte sie sich auf den Weg zum Haus.
Normalerweise aß sie auf der Terrasse, und schon von Weitem konnte sie sehen, dass der Tisch unter der Markise wie immer gedeckt war – für eine Person! Sie war plötzlich atemloser, als der leicht ansteigende Weg vom Strand zur Villa zurück sie machen dürfte.
Als Zeno mit Wasserkaraffe und Salatteller durch die offenen Flügeltüren aus dem Haus trat, konnte Natasha die gespielte Gleichgültigkeit nicht länger aufrechterhalten.
„Ich dachte, Kyrios Mandrakis sei hier …“
„Er hat ein Geschäftstreffen, Despinis . Er isst mit seinen Kunden zusammen im Speisezimmer“, ließ Zeno sie nüchtern wissen.
„Ich verstehe.“ Und ja, sie verstand – diskret, aber unmissverständlich war ihr ihr Platz zugewiesen worden. Ihr kam bestenfalls die Rolle einer Freizeitablenkung zu. Alex hatte nicht vor, seine Trophäe bei seinen Geschäftspartnern sehen zu lassen.
So saß sie allein auf der Terrasse, aß Salat und Lammkoteletts. Doch der schlimmste Schock folgte, als Zeno mit dem Kaffee auch einen Umschlag brachte, den er wortlos neben ihre Tasse legte.
Mit bebenden Fingern nahm Natasha den Umschlag auf. Was war das? Ihre Entlassung? Ein Scheck mit dem Monatsgehalt für geleistete Dienste? Hysterie drohte in ihr aufzusteigen.
Doch in dem Umschlag lag ein Brief. Sofort erkannte Natasha Mollys Handschrift. Sie riss das Couvert auf und las.
Nat, Liebes,
ich weiß, du hast eigene Probleme, deshalb tut es mir leid, dich damit zu überfallen, aber ich habe keine Wahl, denn für mich stehen große Änderungen an. Craig hat nämlich das Angebot erhalten, noch zwei weitere Jahre in Seattle zu bleiben. Er will, dass wir schnellstmöglich heiraten, damit ich als seine Ehefrau mitkommen kann. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte gedacht, er würde nach England zurückkommen und wir würden unser Leben hier aufbauen.
Ich möchte es aber auf jeden Fall, nur sollte ich wohl auch deine Pläne kennen. Ich bin übrigens nicht die Einzige, die wissen möchte, wann du wieder hier sein wirst. Neil fragt ständig nach dir.
Außerdem hat „Helping Out“ völlig unerwartet ein wirklich gutes Gebot von „The Home Service“ erhalten – sie wollen uns aufkaufen. Unter den Umständen ist das vielleicht die beste Lösung – du in Griechenland, ich in den USA …
Bei der angebotenen Summe, die Molly in dem Brief nannte, schnappte Natasha erst einmal nach Luft, bevor sie weiterlesen konnte.
Eigentlich hatte ich an deine Athener Adresse geschrieben, aber Mr Stanopoulos – er ist wirklich nett – sagte mir, dass du auf Reisen bist. Er hat sich angeboten, den Brief weiterzuleiten. Seiner Meinung nach ist die Offerte von „The Home Service“ zu gut, um sie auszuschlagen.
Ich hoffe nur, das kommt nicht alles als zu großer Schock für dich, vor allem jetzt, nachdem die Schifffahrtslinien verkauft werden mussten. Lass mich wissen, was du davon hältst … und natürlich, wie es mit dir weitergeht. Trotz Mr Stanopoulos’ Versicherung mache ich mir langsam Sorgen um dich. Außerdem brauche ich eine Trauzeugin …
Alles Liebe, Molly
Natasha las den Brief ein zweites Mal, und Verwirrung wandelte sich erst in Misstrauen, dann in Ärger.
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