Auf der Jacht des griechischen Millionaers
weniger hat jeder davon gehört, nur kennt niemand den Auslöser. Hat … hat Alex je darüber gesprochen?“
Mac schüttelte den Kopf. „Nicht mit mir. Wenn er sich jemandem anvertraut hat, dann höchstens meiner Mutter. Und die ist absolut verschwiegen. Außerdem betet sie Alex buchstäblich an für das, was er für Eddie getan hat.“
„Eddie?“ Natasha schwirrte der Kopf.
„Mein jüngerer Bruder. Der Einstein in unserer Familie. Ging zur Uni, und jeder erwartete, dass er summa cum laude abschließen würde. Stattdessen hat er sich in der Stadt mit den falschen Leuten eingelassen, wurde drogensüchtig und hatte Schulden bei ein paar wirklich finsteren Gestalten. Alex ist aus heiterem Himmel bei ihm aufgetaucht und hat ihm anständig den Kopf gewaschen. Er hat ihm das Leben gerettet.“
Mac zählte an den Fingern ab. „Hat Eddies Schulden beglichen, ihn in eine Entzugsklinik gesteckt und ihn wohl fürchterlich zurechtgestutzt. Eddie hat hinterher gesagt, er hätte mehr Angst vor dem wütenden Alex gehabt als vor den Gangstern, die hinter ihm her waren. Auf jeden Fall hat’s funktioniert. Jetzt ist er schon lange wieder clean und macht seinen Abschluss.“
Nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Hat Alex auch nicht geschadet, damals ging es ihm selbst nämlich nicht gerade blendend. Irgendeine schiefgelaufene Liebesgeschichte. Er stürzte sich voll ins Risiko – schnelle Autos, schnelle Boote, wilde Poloturniere –, als wäre ihm das Leben egal. Die Geschichte mit Ed hat ihm zu denken gegeben und ihn wieder auf Spur gebracht, anstatt einem beschränkten jungen Ding nachzutrauern, das nicht erkennt, was sie an ihm hat.“
Er unterbrach sich und wurde sogar rot. Man sah ihm an, was er dachte: Das ist sicherlich kein passendes Thema für Alex’ aktuelle Begleitung. „Aber das ist alles schon lange her. Ah, hier kommt Ihr Frühstück. Ich lasse Sie jetzt besser in Ruhe.“
Wie sollte sie Ruhe finden, wenn sie sich von jetzt an fragen würde, welche Frau Alex so sehr geliebt hatte, dass er, nachdem Schluss war, meinte, es lohne sich nicht mehr zu leben? Ob es Gabriella gewesen war, das elfenhafte Model, das ihn damals zu dem Botschaftsempfang begleitet hatte? Hatte sie ihre schillernde Karriere einer Ehe mit Alex vorgezogen? Kein Wunder, dass er sich immer nur auf flüchtige Affären eingelassen hatte.
Das würde auch erklären, warum er – wenn auch nur kurz – Stavros’ und Andonis’ Vorschlag einer arrangierten Ehe tatsächlich in Betracht gezogen hatte. Eine Vernunftehe, die wie ein Geschäftsvertrag geschlossen wurde, in der Liebe keine Rolle spielte, die aber ein Weg war, um die verhasste Fehde zu beenden.
Die Vorstellung musste für einen Mann, der nicht beabsichtigte, sich emotional zu binden, durchaus einen gewissen Reiz gehabt haben. Deshalb war er auch in jener Nacht in die Villa Demeter gekommen, um einen Blick auf seine potenzielle Braut zu werfen, die er zuvor nur ein Mal flüchtig gesehen hatte. Er hatte sicherstellen wollen, dass die sporadische Ausübung der ehelichen Pflichten nicht zur unüberwindbaren Hürde werden würde …
Sie sollte sich endlich zusammennehmen und aufhören, über einen Mann nachzudenken, von dem sie nicht einmal wusste, wann sie ihn wiedersah und wie das Wiedersehen ausfallen würde. Vielleicht war der richtige Moment für eine Tour über die „Selene“ gekommen.
„Mein eigentliches Zuhause“, hatte Alex die Jacht genannt. Vielleicht konnte Natasha bei einem Rundgang mehr über die verborgenen Seiten seines Charakters erfahren, die sich langsam abzuzeichnen begannen.
Ein Mann, der Freundschaft in Ehren hielt und sich persönlich einsetzte, passte nicht zu dem Playboy-Image, das ihm die Presse verpasste. Ein Liebhaber, dessen überwältigende Zärtlichkeit einen direkt ins Herz traf, konnte kein gewissenloses Scheusal sein. Und ein skrupelloser Womanizer ließ sich nicht von der unerwiderten Liebe zu einer Frau in die Verzweiflung treiben.
Vielleicht, mit der Zeit, findest du heraus, dass er anständiger ist, als du ihm zugestehen willst. Thia Theodosias zu der Zeit völlig unbegreifliche Worte kamen Natasha in Erinnerung und warfen Fragen auf, für die sie unbedingt Antworten finden wollte.
Deshalb gesellte sie sich nach dem Frühstück zu Mac Whitaker auf die Brücke. „Ich habe mich gefragt“, begann sie zögernd, „ob Sie vielleicht ein wenig Zeit erübrigen und mir die Jacht zeigen könnten. Wenn nicht, werde ich Kostas bitten
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