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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seinen Freunden zurück.
    Gaby war blass vor Entsetzen. Klößchen schaute besorgt. Karl hielt Tarzan auf der flachen Hand eine glänzende Stahlkugel hin.
    »Die solltest du an den Kopf kriegen.«
    Tarzan nahm sie. »Mann, ist die schwer!«
    »Dieser Pickel-Typ muss nicht alle Tassen im Schrank haben«, meinte Karl. »Wen dieses Geschoss an die Rübe trifft, der steht nicht mehr auf.«
    »Ich glaube, der war so wütend«, sagte Gaby mit zittriger Stimme, »dass er nicht mehr wusste, was er tat.«
    Der Blick ihrer Blauaugen wich nicht von Tarzan. Das gab ihm so viel Auftrieb, dass er den Schreck wie Regentropfen abschüttelte.
    Fräulein Obermüller kam die Treppe herauf. Die Kinder berichteten.
    Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Sie riet, bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
    Tarzan nickte zwar, wusste aber, dass er das nicht tun würde. So was musste auf andere Weise bereinigt werden – sobald er dem Pickligen das nächste Mal begegnete.
    Schweigsam fuhren sie zu Karls Wohnung zurück.
    Die Meise fühlte sich wohl in ihrer Schachtel und nahm ein paar Krumen, die Gaby ihr fütterte.
    Bis Herr Dr. Reitz im Vogelkunde-Institut sein würde, blieb noch eine Stunde Zeit. Sie hörten sich Karls Schallplatten an und spielten Mühle, dann brachen sie auf.
    Das Institut lag auf der anderen Seite der Stadt, am Hang eines bewaldeten Berges, auf dem sich an Wochenenden Spaziergänger und Wanderer drängten.
    Das Institut umfasste ein großes Gelände. Es war mit hohem Maschenzaun umfriedet, aber das Tor stand offen.
    Ein Mann im Arbeitskittel fragte die Kinder nach ihrem Anliegen. Er war Tierpfleger und versorgte die Vögel. Sie übergaben ihm die Meise. Tarzan beobachtete, wie zart der Mann trotz seiner groben Hände mit dem kleinen Invaliden umging.
    »Außerdem möchten wir Herrn Dr. Reitz sprechen«, sagte Tarzan. »Es ist wichtig.«
    »Da habt ihr Glück. Er ist hinter seinem Haus dort – im Garten.«
    Der Bungalow des Institutsleiters stand etwas abseits.
    Die vier ließen ihre Räder zurück. Sie hatten gar nicht gewusst, dass Dr. Reitz direkt beim Institut wohnte. Als sie das Gebäude umrundeten, sahen sie Dr. Reitz. Er hatte sich an einen Gartentisch gesetzt, trug eine Sonnenbrille und blätterte in einer Fachzeitschrift. Freundlich sah er den Kindern entgegen.
    Sie grüßten höflich. Tarzan, der sich zum Sprecher machte, sagte, dass sie eine kranke Meise gebracht hätten.
    »Aber es geht noch um etwas anderes, Herr Doktor. Ich habe Ihren Artikel gelesen über die Vogelwilderei – dass Trophäenjäger geschützte Vögel erlegen. Sie haben vermutet, dass die Bälge präpariert und verkauft werden.«
     
    Dr. Reitz nickte. »Darauf deutet vieles hin.«
    Er war ein schlanker Mann in mittleren Jahren, mit zur Seite gescheiteltem Haar, das ihm in die Stirn hing.
    »Mein Freund und ich sahen heute Morgen, wie im Naturschutzgebiet – im Moor – ein Mäusebussard geschossen wurde.«
    Tarzan erzählte. Gespannt hörte Dr. Reitz zu. Aufregung malte ihm rote Flecken auf die Wangen. Kaum hatte Tarzan geendet, wollte er wissen, ob sie den Trophäenjäger erkannt hätten.
    »Leider nicht«, meinte Tarzan. »Die Entfernung war zu groß. Ich sah nur, dass er etwa 17 Jahre alt und rothaarig ist. Er benutzte ein Kleinkalibergewehr, das er nach Wilddiebsart zerlegen konnte, und fuhr ein Motorrad.«
    »Das ist doch schon viel – und vor allem die erste Spur. Ich danke euch.«
    »Welche Vögel, Herr Doktor, stehen eigentlich unter Naturschutz?«
    »Die Rohrdommel, die Schneeeule, der Habicht, Falke, Uhu,Auerhahn, das Schnee- und Birkhuhn. Nahezu alle leben in unserem Naturschutzgebiet. Das erstreckt sich ja bis hoch in die Berge. Diese Vogelarten kämpfen buchstäblich um ihr Überleben. Der Mensch ist schuld, dass ihre natürlichen Lebens- und Umweltbedingungen zum großen Teil vernichtet wurden. Jetzt liegt es an uns, den Bestand zu hegen. Sonst sind diese Arten eines Tages ausgestorben. Und das Gleichgewicht in der Natur wird noch mehr gestört. Einen Trophäenjäger interessiert das natürlich so gut wie gar nicht.«
    Er schnippte mit den Fingern.
    »Denen geht es nur um Geld?«, fragte Gaby.
    »Um Geld, mein kleines Fräulein. Manchmal aber auch um eine krankhafte Form von Sammelleidenschaft.«
    »Worum?«, fragte Klößchen.
    »Nun, es gibt Leute, die sich auf ihre Weise für Tiere begeistern und wie Jäger Trophäen sammeln. Statt aber lebendeTiere zu hegen, horten sie ausgestopfte Exemplare. Damit stellen sie sich das

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