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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Jahren aus dem Tierheim geholt, obwohl er damals schon auf einem Auge blind gewesen war. Aber das fiel kaum auf. Außerdem braucht ein behindertes Tier mindestens so viel Liebe wie ein gesundes.
    Gaby polsterte eine kleine Schachtel mit Watte und setzte die Meise hinein. Oskar musste zu Hause bleiben, weil der Weg durch dichtes Verkehrsgewühl führte. Gaby holte ihr Rad, klemmte die geschlossene Schachtel auf dem Gepäckträger fest. Dann fuhren sie los, aber nicht gleich zum Institut für Vogelkunde, sondern zunächst zu Karl, dem Computer.
    Er war zu Hause und las gerade in einem klugen Buch über Astronomie. Nachdem er Klößchen gratuliert hatte, überreichte er sein Geschenk: Einen Taschenkalender, in dem viele nützliche Tipps standen. Aufmerksam hörte er sich dann an, worum es ging.
    »Das Institut für Vogelkunde hat heute geschlossen, weil Feiertag ist. Aber Herr Reitz ist nachmittags da. Das weiß ich zufällig.« Er sah auf seine Uhr. »Was machen wir solange?«
    Karl war fast so groß wie Tarzan, aber dünn wie ein Hungerkünstler. Seine Arme waren etwas zu lang, was den gestreckten Eindruck noch verstärkte. Wegen seiner Kurzsichtigkeit trug er eine runde Nickelbrille. Verlässlich war erwie kein zweiter und sein Wissen nahm allmählich beängstigende Formen an. Wenn er in Stimmung war, konnte es passieren, dass er stundenlange Vorträge hielt. Aber meistens wurde er von seinen ermüdeten Zuhörern rechtzeitig unterbrochen.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Klößchen. »Hier in der Nähe wurde kürzlich ein Reptilien-Zoo eröffnet. Ihr seid eingeladen. Den Eintritt zahle ich. Schließlich habe ich Geburtstag.
    »Reptilien?«, fragte Gaby. »Was denn zum Beispiel?«
    »Ich glaube, vor allem Schlangen. Ich war ja auch noch nicht dort.«
    Die Meise ließen sie bei Karl zurück.
    Es war nicht weit. Sie fuhren ein Stück mit den Rädern. Dann sahen sie das große Schild REPTILIEN-ZOO. Eine gemalte Kobra, eine indische Giftschlange, bäumte sich auf.
    Sie schoben ihre Räder durch einen Torweg zum Hinterhof. Eine Steintreppe führte zum Untergeschoss eines großen Gebäudes.
    »Ein bisschen grusele ich mich«, meinte Gaby. »Schlangen gehören zu den wenigen Tieren, von denen ich mir nicht so gern die Pfote geben lasse.«
    Klößchen lachte schallend und blies rasch in seine Mundharmonika.
    »Vielleicht wäre eine Flöte doch zweckmäßiger gewesen«, sagte Tarzan. »Indische Schlangenbeschwörer sind da sehr festgelegt. Oder hast du schon mal einen mit ner Mundharmonika gesehen?«
    »Ich hoffe doch«, sagte Klößchen, »die Schlangen sind angeleint.«
    Tarzan ging mit Klößchen voran, durch den Eingang zur Kasse. Bei einer jungen Frau, die sehr blonde und sehr kurze Haare hatte, bezahlte Klößchen den Eintritt – mit der Miene eines Reiseleiters.
    Tarzan sah sich um. Der Raum war groß wie ein Tennisfeld, aber eher niedrig. Ringsum an den Wänden waren Terrarienangebracht: Glaskästen so groß wie ein Klavier. In den Terrarien hatte man künstliche Landschaften angelegt, die den natürlichen Umweltbedingungen der betreffenden Schlange entsprachen.
    »Ist ja toll!«, staunte Klößchen und blieb vor dem Terrarium einer Skorpionechse stehen.
    Ein paar Meter weiter bewunderte Karl drei Stumpfkrokodile, die – hinter festem Sicherheitsglas – träge in ihrem Bassin ruhten. Sie haben ihren Namen wegen ihrer kurzen Kopfform. Außerdem werden sie nur anderthalb Meter lang.
    Im nächsten Terrarium wand sich eine mächtige Königspython.
    Außer den vier Freunden war nur ein Besucher da, der sich – im Hintergrund – besonders für die Giftschlangen zu interessieren schien.
    Die blonde Frau kam hinter der Kasse hervor, drückte ihre Zigarette in einem zerbrochenen Blumentopf aus und öffnete das Sicherheitsschloss eines großen Terrariums.
    Drei halbmeterlange Leguane hockten darin.
    »Der eine frisst nicht gut«, erklärte sie den Kindern und zog die schon ziemlich abgemagerte Echse am Schwanz.
    Dabei gab sie Acht, dass sie einem andern, der den Kopf reckte, mit der Hand nicht zu nahe kam. »Der ist zur Zeit ziemlich angriffslustig. Er beißt. Giftig ist er auch.«
    Als wollte der Magere die Kritik nicht auf sich sitzen lassen, watschelte er auf seinen winkligen Beinen zu dem Futternapf mit den rohen Eiern und begann zu schlecken.
    »Gott sei Dank!«, meinte die Frau und schloss die schwere Glasscheibe.
    Dass sie an der Bluse ein ansteckbares Etikett mit Namen trug, war Tarzan nicht entgangen. Demnach

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