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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenigstens die Kinder –«
    »Spar dir deinen Atem«, unterbrach ihn Necron, ohne ihn auch nur dabei anzusehen. »Es wird Zeit für eine kleine Machtdemonstration. Und was willst du? Sie werden wenigstens leben, was man von dir und den anderen Narren, die sich uns widersetzen, nicht mehr lange behaupten kann. Wenn die wahren Herren erst ihre Herrschaft angetreten haben, werden sie zu den Privilegierten gehören. Zu denen, vor denen man das Haupt beugt, wenn sie erscheinen.« Er lachte leise. »Du siehst, Roderick – ich bin nicht grausam. Im Gegenteil. Ich tue ihnen einen Gefallen.«
    Und in diesem Moment wusste Andara mit absoluter Sicherheit, dass Necron wahnsinnig war.
    Sie brachten ihn wieder zur Hütte der Carsons; aber damit hatte er gerechnet. Es gab nur diesen einen Ort, wenn es überhaupt irgendeinen Sinn ergeben sollte. Das Ungeheuer hatte ihn gesehen, und anders als die Feinde, vor denen er seit einem Jahrzehnt davonlief, war es niemand, vor dem eine Flucht möglich gewesen wäre. Nicht für zehn Jahre, nicht für zehn Tage; nicht einmal für zehn Stunden.
    Andara war nicht einmal sonderlich erschrocken; jetzt, im Nachhinein. Etwas in ihm hatte es geahnt, die ganze Zeit über. Sein Schicksal war besiegelt gewesen, endgültig und im gleichen Moment, in dem sein Blick den jenes ungeheuerlichen Wesens im Wasser kreuzte. Necron war unwichtig; nur ein Werkzeug, das im passenden Augenblick bei der Hand gewesen war und sich als nützlich erwiesen hatte, denn es besaß zu allem noch den unbestreitbaren Vorzug, das Opfer zu hassen, das zu stellen es ausgesandt worden war. Trotzdem machte es keinen Unterschied, ob er da war oder nicht.
    Andaras Tod war von einer anderen, höheren Macht entschieden worden, und aus viel subtileren Gründen. Er hatte gesehen, was nicht gesehen werden durfte, er hatte erfahren, was niemand erfahren durfte, wusste, was zu wissen allen Sterblichen verboten war, die nicht zu einem kleinen, eifersüchtig bewachten Kreis von Eingeweihten gehörten. Der Entsetzliche im Wasser scherte sich nicht um Dinge wie Rache oder Verrat oder derart komplizierte Gefühle wie verletzten Stolz oder Ehre. Er hatte ihn gesehen, und – schlimmer noch – er wusste, was er gesehen hatte, und dieses Wissen allein reichte aus, seinen Tod zu beschließen.
    Andara hatte nicht einmal Angst in diesem Moment. Vermutlich wäre es ihm trotz aller Heimtücke Necrons noch immer möglich gewesen, seine Bewacher zu überwältigen und zu entfliehen, denn er hatte nicht über ein Jahrzehnt das Leben eines gejagten Tieres geführt, ohne gewisse Tricks zu lernen, die wohl selbst einen Mann wie Necron in Erstaunen versetzt hätten.
    Aber was hätte er damit schon erreicht? Einen Aufschub von wenigen Stunden, Tagen, allerhöchstens. Und einen, der sinnlos wäre. Es gab nichts mehr, worum zu kämpfen sich noch gelohnt hätte. Es war aus. Er hatte alles verloren: seine Frau, sein Leben, seine Welt und am Ende das letzte, was ihm geblieben war: seinen Sohn. Vielleicht wäre er nicht einmal mehr davongelaufen, wenn er eine reelle Chance gehabt hätte – die er nicht hatte! – zu entkommen.
    Die Entscheidung würde jetzt fallen. Hier, in der lichtlosen finsteren Grotte unter dem Meer, in der der Unbeschreibliche lauerte.
    Necron schien seine Gedanken zu lesen, als er das Haus betrat, von dem hünenhaften Michael geführt, der eine seiner gewaltigen Pranken auf Andaras Schulter und die andere auf den kurzen Knüppel gelegt hatte, den er immer im Gürtel trug. Ein rasches, spöttisches Lächeln blitzte in seinen Augen auf, dann ein Gefühl so abgrundtief bösen Triumphes, dass Andara seinen Blick nicht mehr ertrug und wegsah.
    »Hast du Angst, Bruder?«, fragte er.
    »Nenn mich nicht so«, sagte Andara kalt.
    Necron lachte. »Aber warum nicht? Wir sind Brüder, Freund. Brüder im Geist, auch wenn du es niemals wahrhaben wolltest. Du und ich, wir dienen der gleichen Macht. Nur …« er lachte ganz leise, »… auf sehr unterschiedliche Arten.«
    Andara schwieg. Es war nicht sehr sinnvoll, mit einem Wahnsinnigen zu reden, das wusste er. Necron wollte ihn quälen, mehr nicht. Sein Tod allein reichte ihm nicht.
    Aber Necron schien an dem Spiel Gefallen gefunden zu haben, denn er schwieg nur gerade lange genug, bis Michael Andara durch die Bodenklappe und die schmale steinerne Treppe hinuntergeführt hatte, ehe er an das unterbrochene Gespräch anknüpfte: »Du willst es nicht wahrhaben, Roderick. Aber es ist so. Es war immer so, vom

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