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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwarzes eisiges Wasser.
    Trotzdem hatte er keine Angst.
    Jetzt nicht mehr.
    Andara fühlte sich … leer.
    Es fiel ihm schwer zu denken. Dem Durcheinander aus Farben und Lichtern und Gestalten und Geräuschen rings um sich herum Bedeutung abzugewinnen, ja, selbst zu atmen. Er spürte keine Angst, keinen Schrecken, keine Enttäuschung, nichts mehr. In ihm war nichts als eine tiefe, betäubende Leere, hinter der etwas Schwarzes lauerte wie ein namenloser Gott des Grauens.
    Er versuchte sich vergeblich einzureden, dass es nur die Wirkung von Necrons Droge war, die er spürte.
    Es war nicht so.
    Es waren seine Worte. Das, was er gesagt hatte.
    … der Stadt, über die er herrschen wird.
    R’Lyeh.
    … der Stadt, über die sein Sohn herrschen würde!
    Necron hatte nichts mehr gesagt, bis sie die Grotte unter dem Meer erreicht hatten, aber das war auch nicht mehr nötig gewesen. Wenn in Andara noch ein Rest von Kraft gewesen war, so hatte er ihn mit seinen Worten zerstört. Es war der letzte Schlag gewesen, den er ihm versetzen konnte, und der härteste, und er hatte ihn sich bis zum Schluss aufgehoben, den endgültigen, letzten Triumph bis zum allerletzten Augenblick hinausgeschoben.
    R’Lyeh … dachte er. Der schwarze Pfuhl im Herzen der Erde, Ursprung allen Übels …
    Und sie hatten seinen Sohn dazu ausersehen, sein Statthalter zu werden.
    Gab es noch irgendetwas, was sie ihm jetzt noch nehmen konnten? dachte er. Nein, da war nichts. Nichts mehr außer seinem Leben, das ihm nichts mehr bedeutete.
    »Wenn ich dich bitten dürfte, mein Freund?« Necrons Stimme drang nur schwach in Andaras Gedanken. Er hatte Mühe, den Worten Sinn abzugewinnen. Als er aufsah und in Asthon-Smythes Gesicht blickte, hinter dem sich Necrons Züge jetzt wieder verbargen, war es ihm im ersten Moment nicht einmal möglich, einen Bezug zwischen diesem fremden Antlitz und seiner Situation herzustellen. Necron wusste es nicht einmal, dachte er bitter, aber er hatte sich seines größten Triumphes selbst beraubt, indem er ihm die Wahrheit sagte. Er war schon tot. Sein Körper lebte noch, er atmete, sein Herz schlug, er dachte – aber es war nicht mehr als eine leere Hülle, die dem namenlosen schwarzen Gott geopfert werden würde.
    Mit einer unendlich mühsamen Bewegung stand er auf, trat an Necron vorbei und näherte sich dem Ufer. Die Wand aus Fackeln und schreckensbleichen Gesichtern vor ihm teilte sich; zum ersten Male sah er das Wasser, und zum ersten Male, seit er die Grotte betreten hatte, schlich sich ein schwacher Funke von Furcht in sein Herz; eine ganz kreatürliche, einfache Furcht, gegen die er hilflos war: die Angst vor Schmerzen, vor dem Vorgang des Sterbens, vor dem Unbekannten, das ihm – vielleicht – folgen mochte.
    Sie erreichten das Wasser, und Necron bedeutete ihm mit Zeichen, stehen zu bleiben. Andara gehorchte. Sein Blick streifte Necrons falsches Gesicht und tastete über das schwarz daliegende Wasser. Nichts. Der Unheimliche war nicht da. Aber er würde kommen.
    »Hast du Angst, Bruder?«, fragte Necron. Für einen Moment glaubte Andara, eine ganz sanfte Spur von Unsicherheit in seinen Worten zu hören. Aber er schwieg.
    Necron runzelte unwillig die Stirn, als er nicht antwortete. »Du solltest Angst haben«, sagte er. »Es ist kein leichter Tod, der dich erwartet. Der, dessen Namen man nicht aussprechen soll, tötet nicht schnell, Roderick. Und was dem Tod von seiner Hand folgt, ist nicht die große Ruhe, auf die du vielleicht hoffst.«
    Er starrte Andara an, wartete auf eine Antwort, irgendeine Reaktion, und wurde sichtlich zorniger, als nichts geschah.
    Andara empfand nur noch Verachtung für Necron. Was glaubte er, ihm noch antun zu können, jetzt?
    »Wie du willst«, sagte Necron hart. Er lächelte, zog ein Messer aus dem Gürtel und durchtrennte mit einem raschen Schnitt seine Fesseln. Mit einer Bewegung, die trotz allem noch Respekt verriet, trat er zurück, schob das Messer wieder unter seine Jacke und hob die rechte Hand.
    »Beginnt!«
    Im ersten Moment geschah nichts. Die Höhle war vom Murmeln der Menge und dem Knacken und Prasseln der Fackeln erfüllt, dem monotonen Schleifen und Raunen der Brandung und dem dumpfen Hämmern von Andaras eigenem Herzen. Ja, er hatte Angst, beinahe panische Angst, aber es war eine völlig andere Furcht als die, die Necron vermuten mochte. Keine Angst vor dem Tod, sondern beinahe Angst vor dem Leben. Das Ende – wie grausam es auch ausfallen mochte – würde eine Erlösung

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