Auf der Straße nach Oodnadatta
vor dem Ausbildungszentrum zusammen, landete in der Gosse, und eine Wolke von summenden silbernen Milben stob auf.
»Wo sind die Menschen?«, fragte ich den Soldaten.
»Dekontamination«, sagte er.
»Meine Familie war da drin!«, brüllte ich ihn mit schriller Stimme an. Er sah weg. Ich schrie die Menge an. Ich rief den Namen meines Vaters, meiner Mutter, von Klein-Ei, meinen eigenen Namen. Ich wühlte mich durch die Menge, versuchte, die Gesichter anzuschauen. Zu viele Menschen, zu viele Gesichter. Die Soldaten sahen mich an. Sie sprachen über Funk, ich störte sie. Jeden Augenblick mochten sie mich festnehmen. Wahrscheinlicher noch würden sie mich an einen stillen Platz führen und mir eine Kugel in den Hinterkopf schießen. Zu viele Menschen, zu viele Gesichter. Ich steckte die Waffe weg, duckte mich, schlüpfte zwischen den Beinen zu den hinteren Reihen der Menge. Dekontamination. Eine Wortschöpfung der UN. In irgendwelchen Hauptquartieren würden die Listen der Kontaminierten existieren. Chiromo Road. Ich brauchte ein Transportmittel. Ich löste mich aus der Menge und verfiel wieder in Laufschritt. Ich rannte die Jogoo Road hinauf, vorbei am Sportstadion, um den Kreisverkehr auf der Landhies Road herum. Es fuhren immer noch einige Zivilfahrzeuge auf der Straße. Ich rannte auf der Straßenmitte dahin und richtete mein Gewehr auf jeden Wagen, der auf mich zu fuhr.
»Bring mich zur Chiromo Road!«, schrie ich. Die Fahrer sahen angestrengt weg oder hupten und fluchten. Manche zielten sogar auf mich. Ich sprang vor ihnen zur Seite, ich war zu schnell für sie. »Chiromo Road, sonst bringe ich dich um!« Taktiker lachten und grölten, wenn sie mit ihren Picknis an mir vorbei brausten. Kein Einziger hielt an. Alle hatten anscheinend zu viele Gewehre.
Auf der Pumwani Road fuhr ein Konvoi der kenianischen Armee, deshalb nahm ich einen Weg durch die Pappkartonstädte nach Kariokor. Solange ich mich am Fluss Nairobi hielt, ein Matsch aus Abfall und Kloake zu meiner Linken, würde ich irgendwann zur Ngara Road kommen. Die Slum-Leute flohen vor dem gestreiften Teufel mit dem großen Gewehr.
»Aus dem Weg!«, schrie ich. Und dann plötzlich gehorchten mir die Leute in den Elendsgassen nicht mehr. Sie standen stocksteif da. Sie blickten nach oben.
Ich spürte es, bevor ich es sah. Sein Schatten war so kalt wie meine Haut. Ich hörte auf zu laufen. Ich blickte ebenfalls nach oben, und es tauchte schwungvoll zu mir herab. So kam es mir vor, so empfand ich es – das Ding war aus dem Herzen des Chaga ganz allein zu mir ausgeschickt worden. Der Gleiter war größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte, und viel dunkler. Er schwebte über mich hinweg. Ich war vor Angst gelähmt, dann fiel mir wieder ein, was ich in der Hand hielt. Ich hob das Gewehr und schoss auf das dunkle, fledermausähnliche Ding. Ich schoss und schoss und schoss, bis ich nur noch ein starres Klicken hörte. Ich stand zitternd da, während der Gleiter hinten den Plastikdächern der Elendsbehausungen verschwand. Ich stand da und starrte auf meine Hand, die das Gewehr hielt. Dann tauchten winzige gelbe Knospen um den Rand des Zylinders herum auf. Die Knospen entfalteten sich zu Kristallen und die Kristalle breiteten sich wie Schuppen auf dem schwarzen geölten Metall aus. Noch mehr Knospen kamen aus dem Lauf und wuchsen den Kolben hinunter. Kristalle quollen auf und erstickten den gespannten Abzug.
Ich ließ das Gewehr wie eine Schlange fallen. Ich riss an meinen Haaren, meiner Kleidung, ich rubbelte meine Haut. Meine Kleider verwandelten sich schon allmählich. Mein zebragestreifter Mantel warf Blasen. Ich zog die Chip-Pistole aus der Tasche. Sie war ein Durcheinander aus gelben Kristallen und Blumen. Die Fotos von Knutson mit den Kindern fielen zu Boden, wo sie zu Staub zerfielen. Ich riss an meinem Mantel; er löste sich in meinen Händen in Fetzen von Plastik und Sporen auf. Ich rannte. Der Absatz einer meiner kniehohen Stiefel brach ab. Ich stürzte, rollte, fing mich wieder und zog die blöden Dinger aus. Rings um mich herum rannten die Leute von Kariokor wie verrückt, rissen sich an der Haut und an den Kleidern. Ich rannte mit ihnen, vor Angst schreiend. Ich ließ mich von ihnen führen. Meine Wäsche löste sich an mir auf. Ich rannte nackt weiter, es war mir egal. Ich hatte jetzt nichts mehr, alles war mir genommen worden, alles bis auf den Chip in meinem Arm. Zu allen Seiten schossen aus den Hütten aus Holz, Blech und Plastik Sprossen und
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