Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
Verfolgung versuchte Burton, seinen Trägern ein stärkeres Gefühl der Dringlichkeit zu vermitteln, aber seine Safari wurde auch so schon von Problemen geplagt. Beim Packen vor dem Verlassen des Dorfes wurde festgestellt, dass zwei Kisten mit Ausrüstung fehlten und drei der Wasawahili desertiert waren. Eines der Maultiere schien im Sterben zu liegen, und in drei Mehlsäcke war Wasser geraten, wodurch sie unbrauchbar geworden waren.
Burton, der sich aufgrund früherer Erfahrungen mit solchen Missgeschicken abgefunden hatte, jagte dem Maultier eine Kugel in den Schädel, warf das Mehl weg, verteilte die Lasten neu und ließ seine Leute losmarschieren.
Am zweiten Tag reisten sie von Nzasa nach Tumba Ihere. Die Route führte über hügelige Grassavannen und durch morastige Täler, vorbei an einer von Gebeinen übersäten Begräbnisstätte, wo angebliche Hexen, die Ucháwi gewirkt hatten – schwarze Magie –, auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden waren. Dann ging es über einen Sturzbach, wo sie ein weiteres Maultier verloren, als es ausrutschte und sich ein Bein brach.
Sie rasteten für eine Stunde.
Swinburne erhob sich von seiner Bahre.
»Ich bin gesund und munter! Das blühende Leben! Bestens in Form!«, verkündete er. »Wie weit ist es bis zum nächsten Dorf?«
»Mindestens ein Marsch von vier Stunden«, antwortete Burton. »Du kannst unmöglich in Höchstform sein. Erst vor wenigen Tagen ist dir die Hälfte deines Blutes ausgesaugt worden.«
»Pah! Es geht mir blendend. Verdammt! Ich hatte gehofft, das Dorf läge näher.«
»Warum?«
»Weil ich dieses Pombe kosten möchte, dieses afrikanische Bier, von dem du mir mal erzählt hast.«
Sie setzten sich wieder in Bewegung und überquerten eine Ebene, auf der es von Wildtieren nur so wimmelte. Swinburne, der nun auf einem Maultier ritt und sich einen Schirm über den Kopf hielt, vergnügte sich eine halbe Stunde lang damit, den Namen jeder Spezies zu rufen, die er sichtete: »Zebra! Kudu! Giraffe! Perlhuhn! Löwe! Wachtel! Vierbeiniges Dingsbums!«
Dann fiel er bei einem Ohnmachtsanfall von seinem Reittier.
Sie legten ihn wieder auf die Bahre.
Nachdem sie eine lange Wegstrecke mit klebriger roter Erde überwunden hatten und auf festeren, hügeligen Untergrund gelangt waren, kamen ihnen Männer aus dem Dorf Kiranga-Ranga entgegen. Jeder der Wasamaro-Krieger wies drei lange, runzlige Narben auf, die sich von den Ohrläppchen zu den Mundwinkeln über beide Wangen erstreckten. Die Haare hatten sie mit ockerfarbigem Schlamm verkleistert und zu einer Doppelreihe Knoten verdreht, die um die Köpfe verliefen. Sie trugen Lendenschurze aus ungebleichter Baumwolle. Um den Hals trugen sie neben dicht mit Perlen besetzten Bändern, sogenannten Mgoweko -Kragen, auch Perlenketten. Ihre Handgelenke zierten solide Messingreife. Sie hatten Musketen, Speere, Bogen mit Giftpfeilen und lange Messer dabei.
Und sie wirkten alles andere als freundlich.
Es wurde Tribut verlangt, und nach einigem Feilschen wurde er schließlich in Form von zwei Doti Stoff und einigen der begehrten Sami-Sami -Perlen bezahlt.
Die Kolonne setzte ihren Weg fort und marschierte vorbei an fruchtbaren Feldern mit Reis, Mais und Maniok, bevor sie einen wild wuchernden Dschungel erreichte. Sie hackten sich einen Weg hindurch, während die Regenfälle einsetzten. Schließlich stolperten sie aus dem Urwald hervor, nass bis auf die Knochen und übersät von Zecken. Sie fanden sich inmitten übel riechender Vegetation wieder, aus der unförmige Zwergmangobäume wuchsen. Hier schlugen sie ihr Lager auf.
An jenem Abend verriet Isabella Mayson im Hauptzelt, dass sie sich unpässlich fühle. Am nächsten Morgen hatte sie Schüttelfrost und halluzinierte, dass ausgehungerte Vögel versuchten, ihr die Augen auszuhacken. Swinburne überließ ihr seine Bahre.
»Ich habe eine Abneigung gegenüber der horizontalen Lage entwickelt«, erklärte er.
»Setz dich auf dein Maultier«, wies Burton ihn an. »Und überanstrenge dich nicht.«
Dann befahl er, den nächsten Tagesmarsch in Angriff zu nehmen.
»Kwecha! Kwecha!« , riefen Saíd bin Sálim und seine Askaris. »Pakia! Hopa! Hopa!« Versammeln! Packen! Aufbrechen! Safari! Eine Reise! Eine Reise heute!
Es war der dritte Tag ihres Marsches.
Pox trat den täglichen Flug nach Osten und wieder zurück an. Die Meldung, die der Sittich brachte, war alles andere als erfreulich: Ein Schiff hatte zweitausend Preußen als Verstärkung nach Mzizima gebracht. Die
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