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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Töchter der Al-Manat hatten sich in zwei Gruppen zu je neunzig Frauen aufgeteilt. Eine davon führte einen Guerillafeldzug gegen die entstehende Ortschaft, die andere kämpfte gegen ein Kontingent von Männern, das zur Verfolgung von Burtons Expedition aufgebrochen war.
    »Wir müssen schneller vorankommen«, sagte der Agent des Königs zu Saíd.
    »Ich werde tun, was ich kann, Mr. Burton«, versprach der Ras Kafilah auf seine gewohnt höfliche Art. »Alles andere bleibt Allahs Willen überlassen.«
    Sie marschierten abwechselnd durch üppig bestelltes Land und wild wucherndes Dickicht. Bei jeder Gelegenheit trieben Saíds Askaris die Träger zu forschem Tempo an, bis sie schließlich in einen weitläufigen Wald aus Götterbäumen gelangten, die Harz bluteten und die Luft mit einem süßlichen Aroma erfüllten. Bremsen setzten den Teilnehmern der Expedition zu. Thomas Honesty wurde unter dem linken Auge von einer Biene gestochen; die Gesichtshälfte schwoll an wie ein Ballon. Trounce verspürte eine seltsame Steifheit in den Gliedern. Eine Stunde lang bestürmten seltsame Pfeifgeräusche die Ohren der Gefährten. Die Quelle der Geräusche fanden sie nie heraus.
    Die Kolonne schleppte sich weiter.
    Gegen Mittag wurde Burton, der sich der schwülen Hitze ergeben hatte und stumpfsinnig auf den Hinterkopf seines Maultiers starrte, von Swinburne aus seinem Dämmerzustand gerissen. Der Dichter sprach mit der ihm eigenen hohen Stimme:
    »Dicht und beschwerlich ist der Marsch,
    er folgt einem Weg, der niemanden freut,
    zu einer Ödnis, trist und harsch,
    kahl bis auf Dornen, verschont von der Zeit.
    Die Dornen harren, die Rosen sind fort,
    die Steine sind übrig, der Rest einverleibt,
    der wandernde Wind, das Unkraut am Ort,
    sind alles, was hier bleibt.«
    »Was?«, murmelte Burton.
    »Polizeidichtungen«, erwiderte Swinburne. »Erinnerst du dich an Matthew Keller in Leeds? Es kommt einem so vor, als wäre es eine Ewigkeit her, findest du nicht?«
    »Ich verliere allmählich das Gefühl für Zeit«, gab Burton zurück. »Seit wir die Orpheus verlassen haben, vergesse ich ständig, das Datum in mein Tagebuch zu schreiben. Keine Ahnung, warum das so ist. Sieht mir überhaupt nicht ähnlich.«
    Er kniff die Augen gegen die gleißende Helligkeit zusammen. Erst da wurde ihm bewusst, dass sie den Wald hinter sich gelassen hatten. Sie überquerten wieder weitläufige Getreidefelder. Burton erkannte den Ort wieder   – er war bereits bei seiner vorherigen Expedition hier gewesen.
    »Wir nähern uns dem Dorf Muhogwe. Angeblich sind die Bewohner gewalttätig, aber als ich das letzte Mal hier war, haben sie sich mit Hohn und Spott begnügt.«
    William Trounce räusperte sich und sagte: »Entschuldige, Richard.« Dann glitt er bewusstlos zu Boden. Es war ein weiterer Fall von Tropenfieber.
    »Wir werden erheblich früher befallen, als ich erwartet hatte«, sagte Burton zu Schwester Raghavendra, als sie den Polizeiermittler auf eine Trage hoben.
    »Keine Sorge«, gab sie zurück. »Für gewöhnlich geht mit Gebrechen dieser Art eine ziemlich lange Inkubationszeit einher,aber die Arznei, die ich uns allen gegeben habe, führt das Fieber schneller herbei und lässt es intensiver ausbrechen. Dann ist alles innerhalb von Stunden vorbei, statt dass es Wochen dauert.«
    Burton zog die Augenbrauen hoch. »Das Mittel hätte ich gerne schon bei meiner vorherigen Expedition gehabt!«
    Sie gelangten nach Muhogwe. Das Dorf war verlassen.
    »Entweder haben die Sklavenhändler sämtliche Einwohner mitgenommen, oder sie sind auf und davon, um den Sklavenhändlern zu entgehen«, schätzte Burton die Lage ein.
    »Ich hoffe auf Letzteres«, sagte Swinburne.
    Jenseits des Dorfes folgten wieder Dschungel und Wald. Dann kam ein Sumpf, wo sie mit den Gewehren in die Luft schießen mussten, um eine Flusspferdherde zu verscheuchen.
    Ein Hang führte zu einem Plateau hinauf. Dort stießen sie auf ein Boma   – einen umzäunten Kral   – und beschlossen, das Lager aufzuschlagen. Kaum hatten sie das letzte Zelt errichtet, verdichteten sich die Wolken. Dann setzte sintflutartiger Regen ein.
    Sie aßen und ruhten sich aus, abgesehen von Burton, der dem heftigen Niederschlag trotzte, um eine Bestandsaufnahme der Vorräte vorzunehmen. Dabei stellte er fest, dass zwei weitere Träger davongelaufen waren und drei Bündel mit Tauschwährung fehlten.
    Die Nacht kam. Die Gefährten versuchten, sich zur Ruhe zu begeben, aber die Luft roch nach verrottender

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