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Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Frebel
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erste zeitabhängige Modelle zum langsamen und schnellen Neutroneneinfang-Prozess. Frühere Berechnungen waren noch für konstante Temperatur und Dichte durchgeführt worden und konnten die möglichen astrophysikalischen Umgebungen der Nukleosynthese nicht richtig berücksichtigen.
    Dass Kernfusion Sterne zum Leuchten bringt und dass das Leben der Sterne durch die verschiedenen Phasen der Elementsynthese gesteuert wird, wurde seit 1957 über viele Jahrzehnte hinweg erfolgreich modelliert. Bestätigt wurden diese Modelle letztendlich dadurch, dass sie für den Kollaps des Eisenkerns im Inneren eines alten, massereichen Sterns die Freisetzung von Unmengen von Neutrinos vorhersagten. Solche Neutrinos wurden erstmals für die berühmte Supernova 1987A in der Großen Magellan’schen Wolke experimentell nachgewiesen. Auch die Modellrechnungen des Sonneninneren wurden eindrucksvoll mit zwei unabhängigen Methoden experimentell bestätigt. Zum einen verraten die von der Sonne abgestrahlten Neutrinos, welche Kernprozesse im Zentrum mit welchen Raten ablaufen. Zum anderen kann man aus der Analyse der Schallwellen, die die Sonnengaskugel durchlaufen, auf die Werte von Druck und Temperatur an jeder Stelle im Sonneninneren schließen. Letztere Methode nennt man Helioseismologie in Analogie zur Seismologie auf der Erde, bei der mit Erdbebenwellen das Erdinnere erforscht wird.
    Das Thema meiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit ist es, die alten Sterne zu finden, die nur eine winzige Menge an schweren Elementen aufweisen können. Damit können wir in einzigartiger Weise in die Vergangenheit schauen, das frühe Universum erforschen und seine diversen Nukleosyntheseprozesse im Detail studieren. Die alten Sterne bescheren uns einen chemischen Fingerabdruck bestimmter Prozesse, den wir nur bei ihnen direkt isolieren können. Gleichzeitig ist jeder neuentdeckte alte Stern eine weitere kleine Bestätigung der B 2 FH- und Cameron-Theorien. Sie erinnern uns daran, dass wir noch gar nicht so lange wissen, wie und wo die Elemente im Universum eigentlich entstehen: in den Sternen – wir sind tatsächlich »Kinder des Weltalls«, wie schon Hoimar von Ditfurth 1970 gesagt hat.
    2007 wurde eine wissenschaftliche Konferenz zu Ehren des 50. Jahrestages des B 2 FH-Artikels in Pasadena in Kalifornien abgehalten. Ich habe an dieser Konferenz als Postdoc teilgenommen und einen Vortrag über spektroskopische Bleihäufigkeitsmessungen in einem speziellen alten Stern gehalten. Ich berichtete darüber, wie uns diese Daten zusammen mit der Blei-Berechnung aus dem Zerfall von Thorium und Uran über kosmische Zeitskalen hinweg neue Details zur Bleiproduktion direkt im schnellen Neutroneneinfang-Prozess verraten können. Dieser für die nukleare Astrophysik enorm wichtige Stern spielt nach wie vor für meine Arbeit eine wichtige Rolle.

Abb. 2.5: Margaret Burbidge und die Autorin bei der »50 Years of Nuclear Astrophysics«-Konferenz 2007 in Pasadena, CA, USA .
    Margaret and Geoffrey Burbidge waren auch anwesend, wenn auch nur Geoffrey einen Vortrag über die B 2 FH-Arbeit und ihren Einfluss bis heute hielt. Um zu viel Anstrengung zu vermeiden, nahm das Ehepaar Burbidge nicht am gesamten Konferenzprogramm teil, so dass es nur wenige Möglichkeiten gab, sie kennenzulernen oder sich sogar mit ihnen zu unterhalten. Dennoch war es mir beim gemeinsamen Abendessen am vierten Tag, dem Konferenz-Dinner, möglich, Margaret Burbidge persönlich zu treffen. Da stand ich nun der damals schon achtundachtzigjährigen »Grande Dame« der nuklearen Astrophysik gegenüber: eine kleine, bescheidene Frau mit nettem, wenn auch etwas erschöpftem Lächeln. Ich stammelte etwas von »großer Ehre, Sie einmal treffen zu dürfen« und »Ich arbeite auch am rapiden Neutroneneinfang-Prozess«, aber ich glaube, dass sie aufgrund der vielen Hintergrundgeräusche höchstens die Hälfte verstehen konnte. Im Trubel des Konferenz-Dinners und jeder Menge weiterer »Verehrer« war es nämlich nicht möglich, sich länger als zwei Minuten mit ihr zu unterhalten. Letztlich war mein andächtiges und schwer beeindrucktes Gemurmel auch nicht wirklich wichtig. Mir war wichtig, ihr wenigstens die Hand geschüttelt zu haben und einmal zu sehen, wer diese Margaret Burbidge eigentlich ist.
    Ein weiterer besonderer Augenblick folgte dann kurz darauf, als sie sich zu einem gemeinsamen Foto bereiterklärte. Es ist in Abbildung 2.5 zu sehen und beschreibt einen stolzen Moment in meiner Arbeit als

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