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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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langweilt oder unterfordert fühlt!’
    ‘Lass’ ihn in Ruhe, er hat doch gesagt, dass er den Laden nicht mag, reicht das nicht? Muss jeder immer alles nur aus Prinzip tun, aus irgendwelchen hehren ideologischen Überzeugungen?’
    Britta fühlt sich in dieser Frage Heiko verbunden, schließlich trägt sie mit den Übersetzungen ihren Teil zur Volksverdummung bei. Sonst ist sie die erste dies einzugestehen, nur eben ungern Rosa gegenüber.
    Eine Weile sagt niemand etwas. Dann fällt mir das Auto ein. Das Grasauto, und ich frage mich, ob die anderen es auch schon gesehen haben. Wie sich herausstellt bin ich der Zeit eine Deichbreite hinterher.
    ‘Das gehört doch zu CoffeeAllstars. Die haben in Neumünster einen Laden aufgemacht, das Grasauto ist so eine Art rasende Werbetafel.’ Britta ist mal wieder informiert.
    ‘Neumünster, wirklich? Ich dachte es wäre ein für allemal geklärt, dass es Neumünster nicht gibt,’ wirft Rosa ein.
    Ich habe diese Wendung in unserem Gespräch in der Sekunde kommen sehen, als das Wort “Neumünster” Brittas Lippen verließ. Schon als wir noch zur Schule gingen, gab es diese Diskussion mindestens einmal pro Woche auf dem Schulhof, zum Teil sogar mit Lehrerbeteilgung (auch die Lehrerschaft war in dieser Frage gespalten: die Geisteswissenschaftler tendierten dazu, Neumünsters Existenz als Fakt hinzunehmen, die Naturwissenschaftler hingegen waren bemüht, ebendiese Existenz empirisch zu widerlegen).
    Rosa (damals noch Sabine) spielte Handball und ihr Argument war, dass sie in all den Jahren nie gegen eine Mannschaft aus Neumünster gespielt hat. Auch haben wir nicht nur nie jemanden aus Neumünster kennen gelernt, wir kannten auch niemanden, der jemanden aus Neumünster kannte.
    ‘Schon wieder? Immer noch? Wenn es Neumünster nicht gibt, warum haben die denn dann ihr eigenes Nummernschild?’ fragt Britta.
    ‘Bundesnachrichtendienst. Die fahren hin und wieder mit diesen Kennzeichen durchs Land, um die Idee von Neumünster im kollektiven Bewusstsein der Bevölkerung aufrecht zu erhalten.’
    ‘Und warum? Wem sollte die Idee von Neumünster in irgendeiner Form nützlich sein?’
    ‘Das Ganze ist eine Art Truman-Show. Vor Jahren hat der Bundesnachrichtendienst die Idee von Neumünster in das Bewusstsein der Bevölkerung gepflanzt, als Pilotprojekt sozusagen, um zu testen, ob derartiges möglich ist. Wenn das Experiment klappt, und es sieht ganz so aus, als ob es das tut, dann bedeutete das für die Regierung, dass sie den dummen Massen eine komplett falsche Realität vorgaukeln können – siehe Mondlandung, 9/11 oder Belgien.’
    ‘Ich war im Rahmen der Bundeswehr mal in Neumünster,’ mischt sich Heiko nun ein, ‘die haben damals Leute für die elektronische Fernaufklärung rekrutiert und die Auswahl fand in einer Kaserne in Neumünster statt.’
    ‘Elektronische Fernaufklärung?’ Brittas Verständnis für alles Militärische ist begrenzt.
    ‘Eine Abhör-Einheit. Die haben da Leute im Russischen und anderen Sprachen ausgebildet, so dass sie dann den entsprechenden Funkverkehr transkribieren können.’
    ‘Ok, du warst also in einer Kaserne in Neumünster – hast du ansonsten noch irgendetwas anderes gesehen mit Ausnahme der Kaserne? Irgendetwas, was tatsächlich auf die Existenz menschlicher Bewohnung hingedeutet hat?’
    Heiko denkt nach. ‘Nee, jetzt wo du fragst, eigentlich nicht. Die haben uns in Laster verladen, wo man nicht `rausgucken konnte. Als wir irgendwann angekommen sind, sind wir ausgestiegen und waren schon mitten in der Kaserne, eine Riesenanlage.’
    ‘Also kannst du eigentlich nicht mit Sicherheit sagen, dass du tatsächlich in Neumünster warst. Du hast kein Ortsschild mit “Neumünster” drauf gesehen, oder sonst etwas Ähnliches. Theoretisch hättet ihr auch dreimal um den Block gefahren und dann wieder in eurer eigenen Kaserne ausgestiegen sein können, sagen wir in einem Teil der Kaserne, den ihr nicht kanntet.’
    Heiko verarbeitet dieses Argument, ist aber nicht vollends überzeugt.
    ‘Wenn du so willst, nein, ich hab’ kein Ortsschild gesehen und die meisten Kasernen sehen sich ziemlich ähnlich. Also theoretisch ja, aber ich seh’ immer noch nicht deinen Punkt.’
    ‘Mein Punkt sind eigentlich zwei Punkte, zwei mögliche Erklärungen. Zum einen ist es durchaus möglich, dass es die ganze Stadt nur als Gedankenkonstrukt gibt, wie ich oben ausgeführt habe. Zum anderen aber, dass es dort tatsächlich etwas gibt, keinen gewöhnlichen

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