Auf die feine Art
ging mir nicht aus dem Kopf. Ich strich mir die windzerzausten Haare aus dem Gesicht. Stück für Stück erkannte ich das Muster, das sich im Kaleidoskop gebildet hatte.
Herr God, Herr Lucifer, beware, beware. Plötzlich wusste ich, was geschehen war. Ich stand auf und machte mich auf den Weg zu Armis Mörder.
Fünfzehn
Herr Luzifer
Schwer atmend stand ich vor dem Haus des Mörders. Ich klingelte stürmisch und zwang mich zu lächeln, als der Mann öffnete.
»Schön, dass du zu Hause bist. Darf ich reinkommen?«
Es war still in der Wohnung, der Mann schien allein zu sein. Das war mir nur recht; bei dem Match, das uns bevorstand, brauchten wir keine Zuschauer. Der Mann führte mich in die Küche. Ich setzte mich auf einen Holzstuhl in der Nähe der Tür und knipste unbemerkt das Tonbandgerät in meinem Rucksack an.
Es fiel mir schwer, ruhig zu bleiben. Als mir die Zusammenhänge klar geworden waren, hatte ich sekundenlang triumphiert, doch dann hatte mich die Wut gepackt. Mit welchem Recht hatte dieser verdammte Kerl Armi und Sanna ermordet und das Leben ihrer Angehörigen durcheinander geworfen? Ich schwor mir, ihn zu stellen, wusste aber nur zu gut, dass damit keinem von uns geholfen war. Jeder, der mit einem Mordfall in Berührung kommt, trägt Narben davon.
»Darf ich dir einen Kaffee anbieten?«
Ich schüttelte den Kopf. Er goss sich selbst einen Becher ein, nahm dann eine Kognakflasche und zwei Gläser aus dem Schrank.
»Einen Kognak? Du hast doch heute Grund zum Feiern, nach der Freilassung deines Klienten.«
Er goss eins der bauchigen Gläser gut zur Hälfte voll und trank in großen Schlucken. Seine Haare glänzten im Sonnenlicht.
»Ja gern, ein wenig.«
Ich schaute zu, wie er eine großzügige Portion von dem rötlichen Getränk in den Kristallschwenker goss, nippte aber nur vorsichtig: Ich musste einen klaren Kopf behalten. Die Schnittwunde an meiner Hand blutete nicht mehr und brannte nur ganz leicht, als ich sie mit Kognak betupfte.
»Ich werde erst feiern, wenn die Wahrheit ans Licht gekommen ist«, sagte ich und schaute dem Mann in die Augen. Seine langen schwarzen Wimpern flatterten, er wandte den Blick ab.
»Und du meinst, ich könnte dir bei der Wahrheitssuche behilflich sein?« Er lächelte scheinbar amüsiert, aber ich merkte, wie sein Körper sich spannte.
»Heute ist kein Freudentag. Ich habe gerade Mallu Laaksonen ins Krankenhaus bringen lassen. Selbstmordversuch. Kein Grund zur Aufregung«, beschwichtigte ich, denn er war aufgesprungen, als wolle er sofort an Mallus Krankenlager eilen. »Sie wird es überleben.«
»Aber weshalb wollte sie sich denn das Leben nehmen?« Er trank sein Glas leer und schenkte sich gleich wieder nach.
Ich berichtete ihm, was in Mallus Abschiedsbrief stand. Er wirkte erstaunt. »Sie hat Armi also wirklich umgebracht? Warum denn nur?« Seine Schultern entspannten sich.
»Nein, sie war es nicht. Mallu glaubte, jemand anders hätte Armi ihretwegen getötet. Sie hat versucht, ihren Mann zu schützen.« Ich trank noch ein Schlückchen Kognak und überlegte, wie ich mein Netz ausspannen musste, damit der Mann sich hoffnungslos darin verstrickte. »Mallu dachte, für den Unfall, bei dem sie ihr Kind verloren hat, wäre Armi verantwortlich gewesen.«
»Und deshalb musste Armi sterben?« Er klang skeptisch.
»Armi hatte den Wagen gar nicht gefahren. Derjenige, der wirklich am Steuer gesessen und Fahrerflucht begangen hat, der hat sie ermordet. Armi wusste nämlich, wer am Abend des Unfalls ihr rotes Tuch getragen hat.«
Der Mann sah mich ungläubig an. »Wegen so etwas bringt man doch keinen um.«
»Das war nicht der einzige Grund, weshalb Armi sterben musste. Sie wusste noch mehr über diesen Mann. Zum Beispiel, dass er Sanna Hänninens Liebhaber war und Sanna getötet hat, als sie mit ihm Schluss machen wollte. Ich weiß nicht, wieso Armi die Sache jetzt auf einmal enthüllen wollte, wahrscheinlich, weil die Laaksonens sich getrennt haben. Sanna hatte sich ihr Unglück zum Teil selbst zuzuschreiben, dachte Armi vermutlich, aber die Laaksonens sind unschuldig.«
Der Mann starrte mich an, seine Augen wurden immer dunkler und seine Nackenmuskeln spannten sich, doch er sagte leichthin:
»Eine phantastische Geschichte. Ich brenne darauf, zu erfahren, wer der Schurke ist.«
»Das weißt du doch selbst am besten, Herr Doktor. Ich komme mir ziemlich blöd vor, weil ich nicht gleich begriffen habe, dass du Sannas Liebhaber warst.«
Ich ließ meinen Blick
Weitere Kostenlose Bücher