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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Armi, zunächst Unmengen von Informationen zu sammeln und erst dann etwas zu unternehmen«, sagte Kimmo bei Armis Gedenkfeier. »Bestimmt hat sie von Anfang an geahnt, dass an Sannas Tod etwas faul war. Sie hat ständig Andeutungen in der Richtung gemacht, das wird mir jetzt erst klar. Deshalb hat sie wohl auch Sannas Tagebuch geklaut. Sie war ja dabei, als wir Sannas Papiere verbrannt haben. Hätte ich ihr doch bloß richtig zugehört!«
    Kimmo hatte erst nach seiner Freilassung wirklich um Armi trauern können. Diese Trauer ließ sich nicht einfach abschütteln, sie würde ihn noch lange begleiten. Als er erfuhr, dass Hellström sowohl Sanna als auch Armi ermordet hatte, war Kimmo ausgerastet, hatte geschrien und geflucht, wenn Hellström noch am Leben wäre, würde er ihn eigenhändig umbringen. Seine Raserei machte mich nachdenklich: Ich hatte mir eingebildet, er könnte niemanden töten, aber wahrscheinlich war dazu jeder fähig. Auch ich hatte mich immerhin nach Hellströms Bronzestatue gereckt.
    Trotzdem wollte ich Kimmos Schuldgefühl lindern.
    »Armi war wie ich. Wahrscheinlich hätte sie sich deine Ratschläge angehört und dann doch getan, was sie wollte.«
    »Nein, sie war wie ich«, mischte sich Mallu ein. »Wenn sie sich was in den Kopf setzte, war sie nicht mehr davon abzubringen. Sie hatte die fixe Idee, sie müsste Hellström für seine Taten zur Verantwortung ziehen. So war Armi schon als Kind, selbst ein bisschen schüchtern, aber immer bereit, es denen zu zeigen, die andere quälen. Wahrscheinlich wollte sie sich diesmal in Sannas und meinem Namen an Hellström rächen.«
    »Aber das hat ja dann unsere Miss Maria Marple erledigt«, versetzte Antti. »Beruht deine geniale Lösung des Falls auf der Prämisse, dass chauvinistische Männer durch die Bank Schurken sind?«
    Ich schnitt ihm eine Grimasse, bevor mir einfiel, dass sich so etwas auf einer Gedenkfeier nicht schickt.
    »Nein, auf Hellström bin ich erst gekommen, als ich alle anderen durchhatte.«
    Erst nachdem ich Mallus Wohnung verlassen hatte, war mir klar geworden, dass das Schema, das ich um Eki herum konstruiert hatte, viel besser passte, wenn Hellström der Täter war. Sanna und der Doktor, natürlich! Teemu Laaksonen hatte meine Schal-Theorie bestätigt. Am Tag vor dem Unfall war er Armi begegnet, die das rote Tuch um den Hals gehabt hatte. Deshalb hatte ihm sein Unterbewusstsein einen Streich gespielt. Mallu und Teemu hatten sich gegenseitig verdächtigt, und Hellström hatte Mallu in ihrem Verdacht bestätigt.
    »Nach Armis Tod war ich nicht mehr ganz bei mir«, erklärte Mallu. Ihre Augen waren gerötet, und nach ihrem Selbstmordversuch hatte sie noch mehr Gewicht verloren, aber sie schien den Tiefpunkt überwunden zu haben.
    »Zum Schluss hab ich nur noch gedacht, ich will aus alldem raus …«
    Aber du hast genau gewusst, dass ich um fünf Uhr kommen würde, dachte ich, sagte aber nichts. Mallu und Teemu hatten beschlossen, ihre beiden Hälften der Möblierung wieder zu vereinen. Ob das nun Verrücktheit war oder Mut, wusste ich nicht recht. Jedenfalls schienen sie sich zu brauchen, sie hielten sich aneinander fest wie verängstigte Kinder an ihrem Kuscheltier.
    Das Haus in Lippajärvi hatte sich mit Trauergästen gefüllt. Von draußen waren fröhliche Stimmen zu hören, Stimmen voller Leben: Make war mit Matti und Mikko zum Fußballspielen auf den Hof gegangen. Die Wahrheit über Sannas Tod hatte Make noch einmal in eine Krise gestürzt. Als ich ihm eines Abends im Fitnesscenter begegnet war, hatte ich mit Engelszungen auf ihn eingeredet, bis er mir endlich glaubte, dass er Sanna nicht hätte retten können, selbst wenn er an jenem Abend stocknüchtern gewesen wäre. Früher oder später hätte Hellström sie doch umgebracht, sagte ich. Ob das stimmte, stand auf einem anderen Blatt.
    In ihrem Tagebuch, das im Januar, zwei Monate vor ihrem Tod, endete, hatte Sanna sehr lieb von Make gesprochen. Sie hatte in ihm den jungen, makellosen Retter gesehen, der sie von Männern wie Ode Hakala und Herr Doktor, Herr Enemy befreien würde.
    »Armi hat mir immer wieder gesagt, ich hätte Sanna sehr glücklich gemacht«, hatte Make gesagt und sich auf die Lippen gebissen, als ich ihm von Sannas Tagebucheintragungen erzählte. »Ich hab sie gefragt, woher sie das wissen will, aber das konnte sie mir angeblich nicht verraten. Ich dachte, sie wollte mich nur trösten.«
    Die Zerrissenheit, die ich von Anfang an in Makes Augen gesehen hatte,

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