Auf die Ohren
dass du als Geheimagentin völlig ungeeignet bist«, sage ich grinsend, als sie sich wutentbrannt zu mir umdreht.
»Mann, spinnst du?!«, motzt sie mich an. »Das kannst du doch nicht machen! Mir ist fast das Herz stehen geblieben, du Idiot!«
»Tja, das hast du nun davon, wenn du anderen Leuten hinterherspionierst«, sage ich zwinkernd.
»Glaubst du etwa, das macht mir Spaß?!«, motzt sie.
»Ja, das glaube ich«, sage ich. »Auf irgendeine kranke, masochistische Art macht dir das Spaß. Eine andere plausible Erklärung gibt es für diese dämliche Aktion nämlich nicht.«
»Aber ich will doch nur wissen, was los ist!«, verteidigt sie sich. »Willst du das denn nicht wissen?«
»Das kommt ganz darauf an. Ich muss nicht alles wissen, ich vertraue meiner Freundin nämlich.«
»Aber ich vertraue Christopher doch auch!«
»Ja, so sehr, dass du ihm hinterherspionierst.«
»Aber das muss ich doch, wenn er mich anlügt! Und jetzt tu nicht so, als würde dich das nicht auch interessieren. Du wurdest schließlich auch angelogen. Die beiden sind da drin! Zusammen!«
»Ja, und was, glaubst du, machen sie da drin?«
»Das weiß ich doch nicht! Aber es muss auf jeden Fall irgendwas sein, was sie ganz bewusst vor uns verheimlichen! Und wenn irgendwas verheimlicht wird, ist es ja wohl selten etwas Gutes, oder? Los, wir gehen da jetzt rein, dann wissen wir Bescheid. Du hast doch den Schlüssel dabei, oder?«
»Du tickst wohl nicht ganz richtig«, sage ich und tippe mir mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Wir gehen da auf keinen Fall rein. Die nehmen uns doch nie ab, dass wir nur zufällig hier sind. Und wenn Clarissa spitzkriegt, dass ich ihr hinterherspioniert habe, ist die Hölle los, auf so was steht sie gar nicht, und zwar völlig zu Recht.«
»Wir müssen ja nicht ganz reingehen!«, lässt Lisa nicht locker. »Nur mal an der Tür horchen oder so!«
»Ja, genau, an der Tür horchen, Superidee. Und was, wenn die Tür gerade aufgeht, wenn du mit dem Ohr dranklebst? Breitest du dann deine Bat-Flügel aus und schwingst dich schnell aus dem Fenster, Frau Superdetektiv?«
»Aber irgendwas müssen wir doch machen!«
»Machen wir auch. Wir warten. Wir warten, bis sie rauskommen. Vielleicht sind wir dann ja schlauer.«
»Na toll, warten. Was Langweiligeres fällt dir nicht ein?«
»Wieso? Ich dachte, du bist nicht hier, weil es dir Spaß macht. Dann sollte dich ein bisschen Langeweile also nicht stören.«
»Oh Mann, hätte ich dich bloß nicht angerufen!«, stöhnt sie. »Dann gib mir wenigstens ’ne Kippe.«
Lisa fingert sich gerade eine Zigarette aus meinem Päckchen, als wir hinter uns Geräusche vernehmen.
Lisa springt sofort auf und späht um den Baum herum.
»Das sind sie!«, zischt sie mir zu.
Ich riskiere ebenfalls einen Blick.
Okay, das sind tatsächlich Clarissa und Christopher, die dort im Eingang des Bunkers stehen. Christopher hat einen schwarzen Gitarrenkoffer, den ich noch nie bei ihm gesehen habe, in der rechten Hand und hält mit der linken die Tür auf.
»Was ist denn das für ein Koffer?«, frage ich Lisa.
»Hat er sich vorletzte Woche gekauft«, antwortet Lisa. »Für seine Akustikgitarre.«
Aha, okay. Und wozu braucht er seine Akustikgitarre für ein heimliches Treffen mit Clarissa? Sehr seltsam.
Die beiden stehen immer noch da und unterhalten sich angeregt.
»Siehst du, wie zufrieden sie lächelt?«, brummt Lisa. »Da ist doch was gelaufen, hundertpro!«
»Jetzt hör doch mal auf mit dem Scheiß!«, knurre ich sie an. »Da ist überhaupt nichts gelaufen! Zumindest nicht das, was du dir die ganze Zeit über einredest!«
»Ja, aber was denn dann? Und wer ist dieser Typ da? Der kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Typ? Welcher Typ?«
Ich schiebe meinen Kopf wieder vorsichtig links am Baum vorbei. Tatsache, da steht jetzt ein Typ bei Clarissa und Christopher. Und zwar nicht irgendein Typ – das ist Mark! Seine Haare sind ein bisschen länger und er hat jetzt so einen albernen Ziegenbart am Kinn, aber er ist es, eindeutig. Über seiner Schulter hängt seine Basstasche, die hatte er schon, als er noch bei uns gespielt hat.
»Wieso hast du mir nicht gesagt, dass Mark auch dabei ist?«, zische ich Lisa an.
»Stimmt, das ist Mark!«, zischt sie zurück. »Der kam später, hab ihn auch nur von hinten gesehen. Ich dachte, der gehört zu irgendeiner anderen Band aus dem Bunker. Was macht der denn hier?«
Ich fürchte, auf diese Frage gibt es nur eine einzige logische Antwort. Und diese
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