Auf die Ohren
vibrierendes Handy heraus und klappt es auf.
»Ich wusste es«, stöhnt er nach einem Blick auf das Display. »Hier, geh du dran.«
Er streckt Steffen das Handy entgegen. Steffens Augen schwellen auf Tennisballgröße an.
»Ich?«, keucht er überwältigt. »Ich soll … ich soll mit Bryan Holland sprechen?«
»Sag ihm, ich bin gerade auf dem Klo«, sagt Tom. »Oder tot, egal, ich bin jedenfalls für den Rest des Abends nicht zu sprechen.«
Steffen nimmt mit zitternder Hand das Telefon entgegen, drückt auf den grünen Hörer und hält es an sein Ohr.
»Hello? … No, he is … he is … not here right now … What? … My name is Steffen … No … I don’t work for Sony … I’m just a punkrocker like you … What? … Yes … Yes … What? … Yes, I will tell him that … Yes … Bye, bye, Bryan Holland.«
Steffen gibt Tom schwer atmend das Handy zurück.
»Und, was wollte der Nervsack jetzt schon wieder?«, fragt Tom.
»Er … Ich weiß nicht, ob ich alles richtig verstanden habe … Ich glaube, er hat gesagt, er will bei jedem Konzert zwei fickende Krokodile auf der Bühne haben. Two fucking crocodiles, hat er gesagt. Und er hätte sich jetzt für die blauen M&Ms im Backstage entschieden, nicht die grünen und auf gar keinen Fall gelbe. Macht das irgendwie Sinn?«
»Im Fall von Bryan Holland – leider ja«, seufzt Tom, während er das Handy zurück in die Tasche steckt. »Aber die Krokodile kann er vergessen, das kriege ich hier in Deutschland nie genehmigt.«
Es entsteht wieder eine peinliche Pause, in der wir ihn alle erwartungsvoll ansehen.
»Wartet ihr auf etwas Bestimmtes?«, fragt Tom schließlich.
»Wir wollen natürlich wissen, wie es dir gefallen hat«, sagt Clarissa. »Und was wir vielleicht noch besser machen können. Ein paar Tipps von einem Profi, darauf warten wir.«
»Ach so«, sagt Tom grinsend. »Und ich dachte schon, ihr wartet darauf, dass ich endlich den Plattenvertrag aus der Tasche ziehe.«
Jetzt gerade könnte man mit unseren Augäpfeln locker Basketball spielen. Keiner von uns atmet mehr, selbst Mark und Lisa nicht.
»Nein, jetzt mal im Ernst«, sagt Tom. »Ich kann und will euch keine allzu großen Hoffnungen machen. Das Punk-Ding ist zurzeit ziemlich tot, vor allem auf Deutsch. Aber ich finde, ihr habt Potenzial. Die Songs sind gut, da lässt sich eventuell was draus machen. Einen Plattenvertrag kann ich euch nicht anbieten, aber ich würde euch gern zu Probeaufnahmen einladen. Ich habe selbst ein kleines Studio in Offenbach, sucht euch zwei oder drei Songs aus, die ihr gern aufnehmen wollt, und sagt einfach Bescheid, wenn ihr so weit seid. Wäre das okay für euch?«
Medizinbälle. Medizinbälle, die sich gegenseitig ungläubig anstarren.
»Das … das wäre nicht nur okay«, stammele ich. »Das wäre Weltklasse.«
»Hammer«, fügt Steffen hinzu. »Das wäre der absolute Hammer.«
»Wahnsinn!«, ruft Clarissa und fällt Tom um den Hals. »Das ist echt toll! Vielen, vielen Dank!«
»Okay, dann ist ja alles klar«, sagt Tom lachend und greift in die Innentasche seiner Jacke. »Hier ist meine Karte, ruft mich einfach an. Am besten noch vor August, denn dann bin ich erst mal für drei Wochen als Babysitter auf der Offspring -Tour. Ich sag euch, dieser Job … Was denn, schon wieder? Fuck, verdammt!«
Er zieht wieder sein Handy hervor und geht dran.
»Yes, Bryan? … What? … No, you can’t have fucking crocodiles, sorry … We have very strict animal rights here in Germany, you know? … Because it would be considered as torture … Crocodiles have very strong hearing, you know? … No, I don’t know where we can get deaf crocodiles … Bryan, please listen to me! No crocodiles! … No … I …«
Tom verdreht genervt die Augen, winkt uns zum Abschied kurz zu und verschwindet aus der Tür.
Wir warten noch einen Moment, bis er außer Hörweite ist, dann fallen wir uns laut brüllend und vor Begeisterung auf und ab hüpfend in die Arme.
»Probeaufnahmen!«, jubelt Christopher. »In einem richtigen Studio!«
»Wie geil ist das denn?!«, ruft Robbie.
»Ich habe mit Bryan Holland telefoniert!«, kreischt Steffen und seine Stimme überschlägt sich.
»Noch viel geiler!«, rufe ich. »Wir waren für ein paar Minuten wichtiger als Bryan Holland!«
»Vielleicht klappt es dann ja doch noch mit einem Plattenvertrag!«, ruft Clarissa. »Was für ein geiler, perfekter Abend!«
Allerdings, da hat sie Recht – auch wenn ich vor nicht
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