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Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Titel: Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Benecke
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gefällt. Ich kannte es nicht und war erstaunt, wie gut der Text einen Teil seiner Persönlichkeit darstellt. Dort beschreibt der Sänger ziemlich zutreffend, wie Psychopathen auf Partnersuche gehen. Einiges entspricht auch Christians Umgang mit zumindest einigen seiner bisherigen Partnerinnen. Er bringt Frauen – wenn er sich Mühe gibt – schnell dazu, ihm zu vertrauen und sich in ihn zu verlieben.
    In einem unserer frühen Gespräche äußerte er: »Ich weiß nicht, warum Frauen sich immer wieder so schnell in mich verlieben. Dabei mag ich es gar nicht, wenn sie dann anfangen zu klammern.« Da ich schon einiges über ihn wusste, erstaunte mich diese Aussage, denn eigentlich ist Christian meist sehr genau bewusst, welche Wirkung sein Verhalten auf andere Menschen hat. Dieses Wissen setzt er auch häufig gezielt ein, um andere zu beeinflussen.
    Daher antwortete ich: »Ich wundere mich, dass dich das wundert. Nach allem, was du erzählst, verhältst du dich öfter bewusst so, dass du bestimmte Frauen dazu bringst, sich gefühlsmäßig an dich zu binden. Warum tust du das, wenn du dich dann bald von ihnen eingeengt fühlst?« Er dachte eine ganze Weile nach und sagte dann: »Weil ich sie, wenn ich das tue, haben will. Indem ich sie gefühlsmäßig an mich binde, sorge ich dafür, dass ich sie nicht so leicht verliere.«
Psychopathische Liebe – Der Besitzer eines Spielzeugs sein
    Der Ausdruck »haben wollen« beschreibt recht gut, wie psychopathische Menschen das empfinden, was normale Menschen »Liebesbeziehungen« nennen. Weil sie nichts besonders stark fühlen, empfinden sie nie wirklich, was andere unter gegenseitiger, tiefer Bindung verstehen. Das illustrierte Christian sehr eindrücklich mit folgender Anekdote. Ein Freund fragte ihn: »War das letztens deine neue Freundin, mit der ich dich gesehen habe?« Christian erwiderte: »Das war mein Eigentum.«
    Der Freund hielt dies für einen Scherz. Das ist öfter so, wenn psychopathische Menschen ausnahmsweise meinen, was sie sagen. Normale Menschen glauben dann, ihr psychopathisches Gegenüber würde einen Witz machen, weil sie sich die psychopathische Innenwelt nicht vorstellen können.
    Nach allem, was Sie bisher über Psychopathen erfahren haben, dürfte es Sie wundern, dass einige von ihnen – ob kriminell oder nicht – durchaus manchmal über längere Zeit für Menschen, die sie an sich gebunden haben, da sind. Natürlich nie so sehr, dass ihnen dadurch allzu viele Unannehmlichkeiten entstehen. Psychopathen würden auf etwas, das sie unbedingt wollen, aus Rücksicht auf einen anderen Menschen nie dauerhaft verzichten. Aber einige kümmern sich doch mehr um ihnen nahestehende Menschen, als ein normaler Mensch von einem »kaltblütigen« Psychopathen erwarten würde.
    Im Laufe dieses Buches werden Sie psychopathische Mörder kennenlernen, die sich dauerhaft um ihre Familie oder einen guten Freund kümmerten. Warum sollten Menschen, die sich emotional nie wirklich an andere binden, das tun? Bei genauerem Hinsehen ergibt sich jedoch kein Widerspruch zu dem psychopathischen Verhaltensmuster, andere Menschen als »Dinge« wahrzunehmen, die entweder nutzen oder schaden.
    Christian beschrieb dies so: »Ich versuche durchaus in einem Rahmen, der mich nicht allzu sehr belastet, für die Menschen da zu sein, die mir nahestehen. Für meine Familie und einige enge Freunde beispielsweise. Ebenso für die Frauen, die ich als mein Eigentum, als mein Spielzeug ansehe. Es ist ja nicht so, als seien sie mir egal. Manche Menschen sagen, sie lieben ihr Auto oder ihr Haustier. Die investieren dann auch Zeit, Geld und Arbeit in das Auto oder Haustier, weil es ihnen was bedeutet.
    Ebenso versuche auch ich, mein Eigentum möglichst gut zu erhalten und es nicht ›kaputt‹ zu machen. Das ist doch vollkommen logisch. Es ist wie mit dem teuren Werkzeug, das ich mir angeschafft habe, weil ich es besitzen und natürlich auch benutzen will. Mein Werkzeug benutze ich zu meinem Vergnügen, aber ich gehe auch möglichst sorgsam damit um, weil es mir gehört und ich will, dass es mir möglichst lange in gutem Zustand erhalten bleibt.«
    Eine Frau mit überdurchschnittlich ausgeprägten psychopathischen Eigenschaften beschrieb die typisch psychopathische Art von »Liebe« in ihrem Internetblog so:
    »Liebe mag blind sein für Menschen mit normalen Gefühlen, doch ein Psychopath sieht deine Fehler genau und liebt dich trotzdem. Die durchdringenden Augen des Psychopathen sind nicht nur

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