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Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Titel: Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Benecke
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stärker als die Wahrheit.
    Ich kann nicht glauben,
    dass ich dich jemals verletzt habe.
    Ich schwöre,
    ich werde dich nie wieder anlügen.
    Bitte, gib mir noch eine Chance.
    Ich werde dich nie wieder anlügen.
    Ich schwöre, ich werde nie wieder eine Lüge aussprechen.
    Ha, ha, ha, Trottel!
    Ich bin ein Lügner, yeah,
    ich bin ein Lügner und es gefällt mir.
    Ich fühle mich gut, oh ich bin ein Lügner, yeah.
    Ich lüge und lüge und lüge.
    Ich bin ein Lügner,
    es gefällt mir und ich fühle mich gut.
    Ich werde immer und immer wieder lügen,
    das verspreche ich … ha, ha, ha.

KAPITEL 5
DER PSYCHOPATHIE-BAUKASTEN:
GRAUSCHATTIERUNGEN ZWISCHEN LICHT UND SCHATTEN
    »Jeder Mensch sollte ein Talent haben! Welches hast du?«
    »Unterschriften fälschen, Lügengeschichten erzählen, außerdem kann ich fast jeden imitieren.«
    »Das sind ja schon drei. Niemand sollte mit mehr als einem Talent gesegnet sein.«

    (Dialog aus dem Film »Der talentierte Mr. Ripley«)
Zwanzig psychopathische Bausteine
    Ein Psychopath setzt sich aus verschiedenen Eigenschaften zusammen, wie Robert Hare in seiner Psychopathie-Checkliste beschreibt. Je mehr dieser Eigenschaften ein Mensch in sich vereint, desto psychopathischer ist er. Jede dieser Eigenschaften ist also ein »Baustein« im »Psychopathie-Baukasten«. Ein Psychologe oder Psychiater beurteilt mithilfe der Psychopathie-Checkliste, ob und wie psychopathisch jemand ist. Das kann er anhand des »Psychopathie-Gesamtwertes« erkennen.
    Diesen Gesamtwert ermittelt der Experte, indem er zunächst jede einzelne von insgesamt zwanzig psychopathischen Eigenschaften bei einem Menschen einschätzt. Er entscheidet, ob diese Eigenschaft bei der untersuchten Person gar nicht, leicht oder stark ausgeprägt ist. Davon abhängig vergibt der Experte null, einen oder zwei Punkte für jedes psychopathische Charakteristikum. Jemand, bei dem all diese Eigenschaften stark ausgeprägt sind, bekommt also die volle Punktzahl von vierzig Punkten. Die Gesamtpunktzahl rechnet der Experte dann in Prozent um.
    Ein Mensch, der keine einzige psychopathische Eigenschaft besitzt, erhält einen Psychopathie-Wert von 0 %. Er ist also überhaupt nicht psychopathisch. Jemand, bei dem alle zwanzig psychopathischen Eigenschaften stark ausgeprägt sind, bekommt dagegen 40 »Psychopathie-Punkte«. Dieser Mensch hat einen Psychopathie-Wert von 100 %. Die allermeisten Männer in Nordamerika haben weniger als vier Punkte auf der Psychopathie-Checkliste. Das bedeutet, ihre Psychopathie-Werte liegen unter 10 %. Damit gelten sie als nicht psychopathisch.
    Auf den ersten Blick sieht es sehr einfach aus, jemanden mithilfe der Psychopathie-Checkliste zu beurteilen. Anscheinend muss man nur die zwanzig Bausteine kennen und mit null bis zwei Punkten gewichten. Doch bevor Sie auf die Idee kommen, sich diesen Test besorgen zu wollen, um damit Psychopathen unter Ihren Freunden und Nachbarn ausfindig zu machen: So einfach ist es dann doch nicht. Nur forensisch ausgebildete Psychologen und Psychiater können die Psychopathie-Eigenschaften eines Menschen richtig und genau bestimmen.
    Gerade Psychopathen sind nämlich sehr gut darin, sich zu verstellen, zu lügen und Dinge zu verheimlichen. Deshalb muss jemand, der mit der Checkliste arbeitet, zwei wichtige »Werkzeuge« mitbringen. Erstens: sehr viel theoretisches Wissen über Psychopathie speziell sowie über forensische Psychologie und Psychiatrie allgemein. Zweitens: viel Erfahrung im Umgang mit schweren Straftätern.
    Wer einen Straftäter mithilfe der Checkliste einschätzen will, muss beispielsweise dessen Aussagen mit den Informationen aus seiner Akte vergleichen und daraus die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Psychopathen auf diese Weise einzuschätzen bedeutet, die Wahrheit hinter den besten aller Lügner zu entdecken. Deshalb dürfen und können nur Experten den genauen Psychopathie-Wert eines Menschen bestimmen.
Wenige Psychopathen richten großen Schaden an
    Robert Hare entwickelte seine Psychopathie-Checkliste ursprünglich, um mit ihr Gefängnisinsassen in Nordamerika zu untersuchen. Dafür legte er fest, dass ein Straftäter mindestens 75 % psychopathischer Eigenschaften haben muss, um als Psychopath eingestuft zu werden. Weltweite Untersuchungen mit der Checkliste zeigen, dass 10 bis 20 % aller Straftäter Psychopathie-Werte von 75 % und mehr erreichen. Sie sind also eindeutig »stark ausgeprägte« Psychopathen. Hare zufolge sind diese höchstens 20 % psychopathischer

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