Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen
konnte.
Außerdem ließ er sich von einem professionellen Drogendealer dafür bezahlen, große Mengen Drogen in seiner Wohnung zu verstecken. Bei alldem tat er so, als sei er »nur zufällig in diese Sachen hineingeraten«, er übernahm keine Verantwortung dafür. Während seiner Ausbildung im Einzelhandel stahl er teure Artikel und verkaufte sie weiter. Als sein Chef ihn erwischte, handelte er sich eine weitere Anzeige ein. Wo auch immer er war, nutzte er jede Gelegenheit, um schnell und auf Kosten anderer an Geld zu kommen.
Für alle seine Straftaten hatte er eine Ausrede. Dass er seiner Mutter schon als Kind immer wieder Geld stahl, rechtfertigte er damit, dass sie sich schlecht um ihn und seine Geschwister kümmerte. Seinen EC-Karten-Betrug rechtfertigte er damit, dass die Bestohlenen das Geld ja von der Bank zurückerstattet bekommen würden und die Banken reich genug seien. Mit Drogen habe er nie selbst gehandelt; sie für einen Dealer gegen Geld zu verstecken, sei ein »Freundschaftsdienst« gewesen. Seinen Chef zu bestehlen, rechtfertigte er damit, dass er als Auszubildender seiner Meinung nach schlecht bezahlt wurde. Der Chef verdiene viel Geld und die Dinge, die er gestohlen habe, hätten keinen großen Verlust bedeutet.
Solche Ausreden sind typisch für Kriminelle, die eine »Antisoziale Persönlichkeitsstörung« haben oder sogar psychopathisch sind. Sie glauben selbst an ihre Ausreden und meinen daher, alle, die sie kritisieren, würden sich wegen Nichtigkeiten aufregen. Es kann helfen, Menschen, die schon als Kinder dauernd lügen, stehlen und gewalttätig sind, früh zu therapieren, wie das Beispiel von Beth Thomas zeigt. Wenn solche Menschen nicht möglichst frühzeitig eine geeignete Therapie bekommen, ändert sich ihre gestörte Persönlichkeit meist ihr Leben lang nicht. Eine Therapie im Gefängnis kann ihnen dann nur dabei helfen, mit dieser Störung umgehen zu lernen, dass sie danach keinen weiteren Schaden mehr anrichten und mit ihrem Leben besser zurechtkommen.
16. So viele Gesetze, die man brechen kann
– Das kriminelle Allroundtalent
Im Leben krimineller Psychopathen ist eines stabil: ihr kriminelles Verhalten. Womit sie schon als kleine Kinder beginnen, das zieht sich konsequent durch ihre ganze Lebensgeschichte. Sie bleiben nicht einer Art von Verbrechen treu, sondern verstoßen gegen jedes Gesetz, das ihnen beim Erreichen eines Zieles im Weg steht. Daher sammeln kriminelle Psychopathen oft Vorstrafen aus sehr unterschiedlichen Straftat-Bereichen.
Das können beispielsweise Straßenverkehrsdelikte, Drogendelikte, Sachbeschädigung, Brandstiftung, unerlaubter Waffenbesitz, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung, Betrugsdelikte, Diebstähle, Raub, Geiselnahmen, Sexualstraftaten und Tötungsdelikte sein.
Der als »The Iceman« bekannt gewordene psychopathische Auftrags-Serienkiller Richard Kuklinski war ein Paradebeispiel für eine solche Verbrecherkarriere. Er beging von früher Jugend an verschiedene schwere Straftaten. Im Alter von dreizehn Jahren tötete er zum ersten Mal einen anderen Menschen. Durch über hundert Morde, die er im Auftrag der New Yorker Mafia beging, wurde er ein reicher Mann.
17. Ich mag einfach keine Regeln
– Der Bewährungsversager
Hat ein Psychopath erst eine Vorstrafe, so verschlimmert er seine Lage oft selbst weiter. Er hält dann seine Bewährungsauflagen nicht ein, zahlt seine Kaution nicht oder flieht sogar aus der Haft. Hat er einen Gerichtstermin, so geht er eventuell gar nicht erst hin. Und wenn er hingeht, benimmt er sich unter Umständen so daneben, dass der Richter die Verhandlung abbricht. Solche unvernünftigen Verhaltensweisen, mit denen er sich nur weiter schadet, scheinen auf den ersten Blick nicht recht zum Bild des kaltblütigen, berechnenden Psychopathen zu passen. Doch wenn Psychopathen das Gefühl haben, in die Ecke gedrängt zu werden, verlieren sie häufiger die Fähigkeit zum nüchternen Denken und Handeln.
Wie sehr ein Psychopath, der in seiner Selbstüberschätzung zu weit geht, seine Situation vor Gericht verschlimmern kann, zeigen eindrucksvoll die Serienmörder Ted Bundy und Rodney Alcala. Beide verteidigten sich in ihren Prozessen teilweise selbst, beide scheiterten damit grandios. Als Alcala 2010 wegen fünffachen Mordes vor Gericht stand, lieferte er sich bereits seit dreißig Jahren einen Kampf mit den US-Justizbehörden. Schon 1980 war er wegen des Mordes an der 12-jährigen Robin Samsoe zum Tode verurteilt
Weitere Kostenlose Bücher