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Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Titel: Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Benecke
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worden, doch er ging immer wieder in Berufung und schaffte es, die Justiz so drei Jahrzehnte lang zu beschäftigen.
    Zum Verhängnis wurde ihm der Fortschritt der DNA-Untersuchungsmethoden bei Kriminalfällen. Dadurch konnte er neben dem Mord an Robin Samsoe mit vier weiteren Fällen in Verbindung gebracht werden. Alle fünf Fälle wurden 2010 gemeinsam verhandelt. Als sein eigener Anwalt versuchte Alcala in seinem Schlussplädoyer die Geschworenen von einem Todesurteil abzuhalten. Kaltblütig wies er darauf hin, dass er, falls sie dieses Urteil verhängen würden, wie schon in den letzten dreißig Jahren alle bürokratischen Mittel ausschöpfen und in Berufung gehen werde. Das würde den Staat viel Zeit und Geld kosten; es sei doch für alle einfacher, ihn direkt zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Schon diese kaltschnäuzige Argumentation nahm die Geschworenen nicht gerade für ihn ein.
    Ebenso schlecht kam bei ihnen der Versuch an, sie emotional zu beeinflussen. Zum Abschluss seines Plädoyers sagte Alcala, sie würden selbst zu Mördern, wenn sie ihn zum Tode verurteilten. Und dann machte er es noch schlimmer. Angeblich um seinen »Mordvorwurf« gegenüber den Geschworenen zu verdeutlichen, spielte er einen Ausschnitt aus dem Song »Alice’s Restaurant Massacre« von Arlo Guthrie vor. Der Text des Liedes brachte die Jury tatsächlich auf – allerdings anders, als Alcala sich dies erhofft hatte: »Ich will töten, ich meine, das will ich, ich will töten. Töten. Ich will, ich will sehen, ich will Blut und Körperfetzen und Eingeweide und Venen zwischen meinen Zähnen sehen. Ich meine töten, TÖTEN, TÖTEN, TÖTEN.«
    Alle im Saal empfanden zu Recht, dass dieser Text genau das ausdrückte, was in Rodney Alcala während all seiner Morde vorgegangen war. Dieser Song war ironischerweise der letzte Nagel zu seinem Sarg, zumindest zu seiner Verurteilung zum Tode 2010. Alcala hat selbstverständlich seine Ankündigung wahr gemacht und beschäftigt die Behörden bis heute – also drei Jahre später – mit bürokratischen Spielchen. Im Vergleich zu seinem »Serienmörder-Kollegen« Ted Bundy gelingt ihm dies schon erstaunlich lange. Auch Bundy versuchte mit allerlei Tricks, die Vollstreckung seiner Todesstrafe möglichst lange aufzuschieben. Doch dies gelang ihm insgesamt »nur« etwas mehr als zehn Jahre lang, bis er am 24. Januar 1989 in Florida auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde.
18. Wie ein Sommergewitter
– Der unkontrolliert Zornige
    Vor allem kriminelle Psychopathen vertragen es nur sehr schlecht, wenn andere sie kritisieren, wenn ihnen etwas Wichtiges misslingt oder sie sich sonst irgendwie frustriert fühlen. Dann werden sie von einem Augenblick auf den anderen sehr wütend, schreien herum, beleidigen oder bedrohen andere. Auf normale Menschen wirkt das besonders erschreckend, weil ein solcher Wutausbruch oft völlig unerwartet kommt.
    Genauso unerwartet verfliegt die Wut des Psychopathen auch wieder, von einem Moment auf den anderen wirkt er ruhig und gelassen. Dieses psychopathische Verhalten erscheint wie ein Sommergewitter – es kommt aus heiterem Himmel und ist ebenso schnell vorbei.
    Ted Bundy wurde während seiner Gerichtsverhandlung einige Male unvermittelt wütend, obwohl es besser für ihn gewesen wäre, sich zusammenzureißen. Er widersetzte sich beispielsweise der Aufforderung, sich auf einen anderen Platz zu setzen. Dabei sagte er zum Richter: »Sie werden einen Gewittersturm erleben.« Dies blieb keine leere Drohung. Mehrmals wurde Bundy zumindest verbal aggressiv und schrie herum.
Spiel mit der Verführung, wer sich verliebt, verliert –
Wie der Psychopath Sex mit Liebe gleichsetzt
19. Sex jederzeit und überall
– Der ewige Playboy
    Das Liebesleben von Psychopathen ist oft viel bewegter als das anderer Menschen. Sie haben gerne häufig Sex, viele von ihnen auch möglichst mit verschiedenen Partnern. Dabei mögen sie es, neue Dinge auszuprobieren, denn ein »eintöniges« Sexleben gefällt ihnen gar nicht. Diese Neigung erklärt sich einerseits daraus, dass sie nicht wie andere Menschen zu Liebe und Bindungen fähig sind, und andererseits daraus, dass ihnen schnell langweilig wird und sie stets die Abwechslung suchen.
    Haben sie eine feste Beziehung, so gehen sie häufig fremd. Mehrere Beziehungen nebeneinander sind in ihrem Leben eher die Regel als die Ausnahme. Einer meiner mittelgradig psychopathischen Interviewpartner sagte dazu: »Ich habe seit einigen Monaten gleichzeitig

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