Auf einem Maskenball verführt
Chardonnay herausgesucht und die einzelnen Flaschen den Fässern zugeordnet. Es ist ja alles elektronisch gespeichert.“ Sie schöpfte Atem. „Meine Ergebnisse habe ich zum Abschluss nochmals mit Rolands Büchern verglichen, um ganz sicherzugehen, dass er den Preisrichtern keinen Auslesewein untergeschoben hatte. Und so hat sich zum Glück aufgeklärt, dass alles regulär gelaufen ist.“
Hatte sie recht gehört? „Roland hat die Weine der Jury vorgestellt?“
„Klar. Gehörte zu seinen Aufgaben als Marketingchef. Er hat immer entschieden, an welchen Awards und Prämierungen Saxon’s Folly teilnahm – und mit welchen Weinen. Hast du das nicht gewusst?“
Alyssa schüttelte den Kopf. „Und Joshua? Wusste er darüber Bescheid?“
Verwundert sah Caitlyn sie an. „Natürlich. Damals beim Abendessen habe ich ihm meine Befürchtungen mitgeteilt. Roland liebte es zu gewinnen. Und manchmal war er so … unbekümmert. Jetzt habe ich ein ziemlich schlechtes Gewissen, dass ich ihn in Verdacht hatte.“
„Natürlich wäre es leichter gewesen, du hättest ihn selbst fragen können …“
„Du wirst doch nicht schreiben, dass wir diesen unbegründeten Verdacht gehegt haben, oder? Joshua möchte auf keinen Fall, dass das Andenken seines Bruders irgendwie beschmutzt wird. Und wie du gerade schon angedeutet hast, kann Roland sich ja nicht mehr wehren. Um ganz sicherzugehen, hat Joshua sogar einige von den Flaschen sichergestellt, um sie selbst zu probieren.“
„Keine Angst, darüber werde ich bestimmt nichts schreiben.“
In diesem Augenblick rief jemand nach Caitlyn. Sie umarmte Alyssa nochmals und eilte davon.
Alyssa blieb zurück und starrte zu Boden. Nun wusste sie, wen Joshua hatte schützen wollen: Roland … und auch sie selbst.
Vielleicht wirst du bei der Recherche Dinge erfahren, die du gar nicht wissen willst, so hatte Joshua es gesagt. Was sie für eine Herausforderung oder sogar Drohung gehalten hatte, war in Wirklichkeit Ausdruck seiner Fürsorge gewesen … Da fiel ihr etwas ein. Die Flaschen, die Joshua sichergestellt hatte, wie Caitlyn gesagt hatte … Alyssa lief los.
Im Keller, wo sie die sehr private Weinprobe durchgeführt hatten, standen noch immer die drei Flaschen. Alyssa versuchte, sich genau zu erinnern. Sie war so abgelenkt gewesen. Durch Joshuas Berührungen, seine Küsse …
Zwei Weine hatten ähnlich geschmeckt. Sie betrachtete die Etiketten. Zwei Flaschen waren Jahrgänge neueren Datums, eine davon trug noch das Preisschild eines örtlichen Weinhändlers. Die dritte war drei Jahre alt und ebenfalls noch ausgepreist.
Aus allen Flaschen schenkte Alyssa eine kleine Menge in drei Probiergläser ein und roch konzentriert daran.
Der ältere Jahrgang mutete voller an, fruchtiger – eine Chardonnay-Auslese. Doch die Flasche trug eben nur ein Preisschild – keine Beschriftung für die Preisrichter. Die beiden anderen, eine beim Weinhändler gekauft, die andere für die Jury beschriftet, rochen und schmeckten tatsächlich gleich. Also kein Betrug! Was ohne Zweifel auch Caitlyn bestätigen würde.
Dann hatte er sie nicht geliebt, um von den Weinen abzulenken, sondern war von der intensiven Anziehungskraft ebenso überwältigt gewesen wie sie selbst!
Nun war es an ihr, sich bei ihm zu entschuldigen. Nur … geredet worden war inzwischen genug. Wozu war sie Journalistin? Schriftlich und öffentlich würde sie ihn um Verzeihung bitten. Das hatte Joshua mehr als verdient …
Eine halbe Stunde später traf Alyssa Joshua im Weingarten hinter dem Haus. An den Weinstöcken hatten sich die ersten Knospen geöffnet.
„Ich möchte mich von dir verabschieden.“ Im goldenen Licht der Sommersonne wirkte er attraktiver denn je. Alyssa brach fast das Herz, dass sie sich von ihm trennen musste.
„Also fährst du?“
„Ja. Du weißt ja: der Artikel. Und ich muss mit dem fertig werden …“ Sie wählte ihre Worte sorgsam, um seine Eltern nicht anzugreifen. „… was passiert ist.“
Er nickte, doch seine Miene blieb undurchdringlich. Blieb nur zu hoffen, dass sie ihn noch nicht verloren hatte. Obwohl Alyssa ihm so viel zu sagen hatte, brachte sie kein Wort davon über die Lippen. Sie hatte ihn verletzt, ihm misstraut … und hätte so gerne alles richtiggestellt.
„Ich bringe dich zu deinem Wagen.“
„Joshua, ich hätte dir vertrauen sollen …“
„Ja. Allerdings.“ Er wandte sich ab.
Also war alles aus! Alyssa verspürte einen tiefen Stich im Herzen.
Neben ihrem Auto blieben sie
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