Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
schluckt aufgeregt und blickt Clay Morgan mit ihren großen schwarzen Augen an. Im Gedränge rempelt ein Mann sie mit seinem Rucksack an, sodass sie ins Wanken gerät. Clay zieht sie etwas zur Seite. Weg aus der Masse der Menschen.
„Clay Morgan“, sagt sie mit blitzenden Augen. „Willst du einfach so heimlich verschwinden? Weißt du nicht mehr, was du mir gestern Abend versprochen hast?“ Clay kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und denkt angestrengt nach. „Hmm, nöö, keine Ahnung. Was soll ich dir schon versprochen haben? Wir kennen uns doch erst seit gestern. Außerdem muss ich dir sagen, dass du mich ganz schön abgefüllt hast ...“ Hierbei verzieht er ärgerlich sein Gesicht.
Betty stemmt die Arme in die Hüften, schiebt energisch den Kopf nach vorn und ruft aufgeregt. „Ich dich abgefüllt? Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen? Wer hat denn nach immer mehr Tequila gerufen. Ich wollte dir schon nichts mehr geben. Weil du einem der Männer einen Tritt in den Hintern gegeben hast. Nur weil der mich angegrinst hatte. Fast wäre es noch zu einer Schlägerei gekommen.“ Ungläubig starrt Clay die Kleine an. Kratzt sich verlegen am Kinn und weiß nichts zu sagen. Braucht er auch nicht, denn Betty ist in ihrem Element. Die kleine wilde Katze.
Alle Männer starrten nur sie an, wenn sie oben auf der kleinen Bühne ihre Beine schwang, oder durch den Saloon schwebte. Doch sie erteilte jedem eine Abfuhr, der ihr all zu dicht auf den Pelz rückte. Sie schien unnahbar. Deshalb war Clay Morgan auch erstaunt, als sie später zu ihm an den Tisch kam. Er war beileibe kein Adonis. Mit seinen etwa 1,75m eher unscheinbar. Mit blaugrauen Augen und einem Schnauzbart. Er ist schlank und muskulös. Doch nicht unbedingt der Typ, dem Frauen hinterher schmachten. Und bis jetzt hatte er auch noch keine Beziehung gehabt, die ihm ernsthaft etwas bedeutete. Oh ja, sie unterhielten sich prächtig an diesem Abend. Wie zwei alte Kumpels, die sich nach langer Zeit wieder trafen. Und so nach und nach erzählte Clay ihr auch über sein Leben. Jedoch kein Wort davon, was ihn wirklich in den Norden trieb. Er war eigentlich auch nicht in der Stimmung, eine Beziehung einzugehen. Dafür hatte er im Moment zu viele Probleme. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab, einfach zu gehen. Und zudem war sie eine gute Zuhörerin. Seine offene und ehrliche Art schien sie zu beeindrucken. Sein herzliches Lachen steckte sie an. Und auch er fand schon längst Gefallen an dem Mädel. Obwohl sich sein Verstand dagegen sträubte. Und Clay bekam es im Laufe des Abends gar nicht mehr mit, dass sie ihn immer interessierter anblickte und mit ihm flirtete.
Tjaa, und jetzt steht er hier und ist verlegen wie ein kleiner Junge, den man bei einem Streich erwischt hatte. Betty aber legt jetzt erst richtig los. „Du warst so betrunken, dass du mich auf den Arm genommen hast und mit mir durch den gesamten Saloon getanzt bist. Wir wären fast noch hingefallen. Den ganzen Saloon hast du unterhalten. Und dann hast du plötzlich gemeint, dass du mich mit in den Yukon nehmen willst. Weg von hier. Na, da war ich aber sprachlos. Ich habe ja die Arbeit in dieser Spelunke sowieso satt. Diese Kerle und die stinkende Kneipe haben mich schon lange angewidert. Und ich will nur noch weg. Und dann hast du mich in den Arm genommen und versprochen, du wolltest mich da rausholen.“ Herausfordernd blickt sie ihm ins Gesicht. Die Arme immer noch energisch in die Hüften gestemmt. Clay verzieht das Gesicht und windet sich wie ein Regenwurm. Was hatte er nur da wieder angestellt? Hatte er tatsächlich dem Mädchen versprochen, sie mitzunehmen? Musste wohl so sein. Warum sollte sie lügen?
Aber bei dem, was er vorhat, kann er unmöglich eine Frau gebrauchen. So schnell hatte er noch nie ein Versprechen abgegeben. Was war nur in ihn gefahren? Und so versucht er dieses Dilemma noch abzuwenden. „Ich war betrunken“, knurrt er unwirsch und winkt ab. „Ich wusste doch gar nicht, was ich da sagte. Außerdem ... Was will ein so hübsches Girl mit einem wie mir? Du findest doch was Besseres. Du hast dir den falschen Kerl ausgesucht. Weißt du überhaupt, was mich da oben im Norden erwartet? Es wird sehr gefährlich. Da kann ich jemanden wie dich nicht gebrauchen. Außerdem kennen wir uns doch kaum.“ Betty schnauft tief durch. Blickt ihn langsam von unten herauf an und stößt ihn mit ihrer kleinen Faust vor die Brust. „Du dummer Kerl“, zischt sie. „Hast du gar
Weitere Kostenlose Bücher