Auf ewig unvergessen
den Respekt hörte; einer Stimme, die sonst Respekt von anderen forderte. Diese Männer in Schwarz, diese Männer, die auf Howard Colby herabsahen und seinen Respekt forderten, sie blieben ihm im Gedächtnis. Bei der Zugfahrt zurück nach New York schwor sich Raymond heimlich, eines Tages dort oben zu sitzen, auf einem der Stühle des Höchsten Gerichts. Sein Traum würde morgen wahr werden, wenn der Präsident es auf der Pressekonferenz bekanntgab.
Das Warten hatte am Freitag begonnen, als Colby aus sicherer Quelle im Weißen Haus erfuhr, dass der Präsident den Kreis der Kandidaten auf Colby und Alfred Gustafson, einem Richter am Berufungsgericht, eingeschränkt hatte. Heute Nachmittag, während der Besprechung im Oval Office, hatte der Präsident Colby gesagt, dass seine Zugehörigkeit zum Senat den Ausschlag gegeben hätte. Nach dem Desaster bei der Ablehnung seines ersten Kandidaten, Mabel Hutchings, wollte der Präsident auf Nummer Sicher gehen. Die Senatoren würden einen der ihren nicht ablehnen, schon gar nicht jemanden mit seiner Reputation. Jetzt musste Colby nur noch ohne Makel durch den Nominierungsprozess kommen.
Colby stellte die Fotografie zurück und nahm sein Glas. Es war nicht nur die Aufregung der Berufung, die ihn nicht schlafen ließ. Colby war ein ehrlicher Mann. Als er dem Präsidenten erklärt hatte, dass es in seiner Vergangenheit keinen Skandal gegeben hatte, war dies die Wahrheit gewesen. Dennoch gab es etwas in seiner Vergangenheit. Nur wenige wussten davon, und bei denen konnte er darauf vertrauen, dass sie Stillschweigen bewahren würden. Trotzdem beunruhigte es ihn, zu dem Mann, der ihm seinen größten Traum erfüllte, nicht völlig aufrichtig gewesen zu sein.
Colby nippte an seinem Whiskey und starrte auf die Lichter des Kapitels. Der Bourbon begann zu wirken. Colbys Muskeln entspannten sich. Er fühlte sich jetzt doch etwas schläfrig. Es gab schließlich keinen Weg, die Vergangenheit zu ändern. Selbst wenn er damals gewusst hätte, was die Zukunft brachte, hätte er keine andere Entscheidung getroffen. Sich jetzt Vorwürfe zu machen, würde nichts ändern, und die Wahrscheinlichkeit, dass sein Geheimnis ans Licht kam, war sehr gering. Kaum eine Stunde später schlief auch der Senator fest.
Kapitel Drei
1
Das traurige an der Sache war, dass er, nach all den Affären und Lügen, ganz zu schweigen von den Scheidungsbedingungen, die Alan Page zwangen, wieder in einem schäbigen Apartment wie zu seiner Studentenzeit an der juristischen Fakultät zu leben, Tina immer noch liebte. Sie verkörperte für ihn, was er sich wünschte, wenn er einmal nicht an die Arbeit dachte. Ins Kino zu gehen half nicht, ein Buch lesen half auch nicht. Es half ihm nicht einmal, mit den Frauen ins Bett zu gehen, mit denen ihn seine wohlmeinenden Freunde zusammenbrachten. Die Frauen waren dabei das Schlimmste, denn immer stellte er Vergleiche an, und nie hielten sie diesen Vergleichen stand. Nun war Alan schon seit Monaten mit keiner Frau mehr zusammen gewesen.
Die Laune des Bezirksstaatsanwalts begann auf seine Mitarbeiter abzufärben. Letzte Woche hatte ihn sein erster Stellvertreter, Randy Highsmith, zur Seite genommen und ihm geraten, sich zusammenzunehmen. Aber nach zwölf Jahren Ehe, die er immer als gut angesehen hatte, war es sehr schwer, sich mit dem Junggesellendasein abzufinden. Es war das Gefühl des Betrogenseins, das ihm zu schaffen machte. Er hatte Tina nie schlecht behandelt oder sie angelogen, er hatte sie immer für die Person gehalten, der er restlos vertrauen konnte. Als er von ihrem geheimen Doppelleben erfuhr, war das einfach zu viel. Er zweifelte daran, dass er jemals wieder jemandem vertrauen konnte.
Alan fuhr in das Parkhaus und stellte den Wagen auf dem Platz ab, der für den Bezirksstaatsanwalt von Multnomah County reserviert war. Das ist eines der wenigen Dinge, die Tina bei der Scheidung nicht bekommen hat, dachte er bitter. Er spannte seinen Schirm auf und rannte über die Straße ins Gerichtsgebäude. Der starke Wind trieb den Regen unter den Schirm. Er war fast völlig durchnässt, als er das graue Steingebäude betrat.
Während er auf den Aufzug wartete, fuhr sich Alan mit der Hand durch das nasse Haar. Es war schon acht Uhr. Um ihn herum, in der Halle, befanden sich junge Anwälte, die sich Mühe gaben, wichtig zu erscheinen, ängstliche Prozessbeteiligte, die das Beste erhofften und das Schlimmste befürchteten, und ein oder zwei gelangweilt aussehende Richter. Alan
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