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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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hinaussehen konnte. Die meisten der Büros im Gebäude gegenüber waren schon verlassen. Sie konnte beobachten, wie die Putzfrauen mit ihrer Arbeit begannen. Um die Zeit war dieses Gebäude wahrscheinlich genauso verlassen, bis auf die notorischen Nachtarbeiter. Die Stille beunruhigte sie etwas. Als sie sich wieder umdrehte, stand Darius in der Tür. Betsy fuhr zusammen.
    »Mrs. Tanenbaum?«
    Betsy stand auf. Sie war selbst fast einen Meter achtzig, doch sogar sie musste zu Darius hochblicken. Er streckte seine Hand aus, wobei exquisite goldene Manschettenknöpfe sichtbar wurden. Seine Hand fühlte sich kalt an, und sein Benehmen war distanziert. Betsy glaubte nicht an Charisma, aber dieser Mann hatte etwas an sich, das bei Fernsehaufnahmen oder Zeitungsfotos nicht rüberkam.
    »Es tut mir leid, wenn ich etwas geheimnisvoll getan habe, Mrs. Tanenbaum«, entschuldigte sich Darius, während er Platz nahm.
    »Für zweitausendfünfhundert Dollar könnten Sie meinetwegen eine Maske tragen, Mr. Darius.«
    Darius grinste. »Mir gefallen Anwälte mit Sinn für Humor. Ich habe bisher noch nicht viele davon getroffen.«
    »Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie meist mit Wirtschaftsanwälten und Finanzberatern zu tun haben. Strafverteidiger halten ohne Humor nicht lange durch.«
    Darius lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ seinen Blick durch Betsys vollgestopftes Büro gleiten. Es war ihr erstes eigenes Büro, und es war klein und schäbig. Dieses Jahr hatte sie zum ersten Mal genug Geld verdient, um darüber nachzudenken, etwas Größeres zu mieten. Wenn sie jemals das Geld aus der Abtreibungsgeschichte bekommen würde, dann wollte sie wirklich umziehen, aber der Fall lag beim Berufungsgericht, und möglicherweise sah sie nie einen Penny.
    »Ich war vor kurzem bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung für die Oper in Portland«, erzählte Darius. »Waren Sie auch dort?«
    »Leider nein.“
    »Zu schade. Ich hatte ein interessantes Gespräch mit Maxine Silver. Sie gehört zum Ensemble. Eine Frau mit festen Ansichten. Wir sprachen über Greigs Buch. Haben Sie es gelesen?«
    »Der Roman von dem Massenmörder?« fragte Betsy und wunderte sich über die Richtung, die das Gespräch nahm.
    Darius nickte.
    »Ich habe einige Besprechungen gesehen, aber ich habe keine Zeit, etwas anderes als juristische Fachzeitschriften zu lesen. Außerdem entspricht es nicht meinem Geschmack.«
    »Beurteilen Sie das Buch bitte nicht nach seinem Autor, Mrs. Tanenbaum. Es ist wirklich sehr gut geschrieben. Dieser Art von Büchern gehört die Zukunft. Der Autor behandelt den Umstand der Andersartigkeit des Protagonisten so einfühlsam, dass man fast vergessen kann, was Greig diesen Kindern angetan hat. Trotzdem ist Maxine Silver der Meinung, dass es nicht hätte veröffentlicht werden dürfen, einzig deshalb, weil Greig es geschrieben hat. Was meinen Sie?«
    »Ich bin gegen Zensur. Ich würde ein Buch nicht verbieten, nur weil ich etwas gegen die Person habe, die es geschrieben hat.«
    »Wenn der Verlag sich dem Druck von, sagen wir, Frauengruppen, beugen und das Buch vom Markt nehmen müsste, würden Sie dann Greig vertreten?«
    »Mr. Darius...«
    »Nennen Sie mich Martin!«
    »Stellen Sie diese Fragen aus einem bestimmten Grund, oder machen Sie nur Konversation?«
    »Lassen Sie mir den Spaß.«
    »Ich würde Greig vertreten.«
    »Obwohl Sie wissen, dass er ein Monster ist?«
    »Ich würde ein Prinzip vertreten, Mr. Darius. Die Freiheit der Kunst. Hamlet wäre immer noch Hamlet, auch wenn Charles Manson ihn geschrieben hätte.«
    »Gut gekontert«, gestand Darius ein und zog einen Scheck aus seiner Tasche.
    »Sagen Sie mir, was Sie davon halten, wenn Sie ihn gesehen haben«, sagte er und legte den Scheck auf den Schreibtisch. Der Scheck war auf Elisabeth Tanenbaum ausgestellt, und die Summe belief sich auf 58.346,47 Dollar. Etwas an der Summe kam ihr vertraut vor. Betsy runzelte die Stirn, dann errötete sie, als ihr klar wurde, dass dies der Betrag ihrer gesamten Einnahmen aus dem letzten Jahr war. Das konnte Darius aber nur wissen, wenn er Zugang zu ihrer Steuererklärung hatte.
    »Ich denke, jemand hat in meiner Privatsphäre herumgeschnüffelt«, keuchte Betsy böse, »und das gefallt mir überhaupt nicht.«
    »Zweitausendfünfhundert Dollar sind ihr Honorar für die Beratung heute Abend«, erklärte Darius, wobei er Betsys Ärger ignorierte. »Der Rest ist ein Überschuss. Legen Sie es an, und behalten Sie die Zinsen. Möglicherweise

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