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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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für die Gesellschaft Versuchskaninchen zu spielen, war ein äußerst halbherziger Versuch, meine Lebensverhältnisse zu bessern. Er entsprach meiner Einschätzung, welche Jobs ich noch bekommen konnte und welche nicht. Für Versuche, die eine Art Geisteskrankheit hervorriefen, wären eigentlich Strafgefangene die geeignete Klientel gewesen, vielleicht verbunden mit dem Versprechen einer frühzeitigen Freiheit. Mehr traute ich mir offensichtlich nicht zu, allerdings mochte auch ein tieferer Grund dahinter liegen, etwas, was ganz eng mit meiner Persönlichkeit verbunden war, aber das wusste nur Gott.                                                     
     
    Die schweren Glocken von Sankt Magdalena läuteten zur achtzehn Uhr Messe. Ich hatte nur noch wenige Schritte zur neogotischen Kathedrale. Ich bewunderte diese Kirchen, die ihren Vorgängerinnen auf der Erde in nichts nach standen. Das Hauptschiff bot Platz für mehr als tausend Gläubige. Mir fehlten die Begriffe, um die Kunstfertigkeit der Architektur zu beschreiben. Fenster, Altar, Skulpturen, Gemälde. Säulen, Bögen in einem Innenraum, der mindestens dreißig Meter hoch sein mochte, beeindruckten mich immer. Hier fand die Idee Gottes und seines Reiches Ausdruck. Überall Kameras, die schon die gläubigen Menschen registrierten, die in die Kathedrale hineinströmten. Auch der Innenraum besaß Kameras in Überfluss. Als Sünder, der Buße zeigen wollte, suchte ich mir einen Platz ganz vorne auf den Männerbänken. Es war mir natürlich wie angeboren auch einen vorderen Platz zu besetzen, um einen günstigen Blick auf die Messdienerinnen zu haben. Da war ich wohl nicht der Einzige. Diese Gesellschaft mit ihren Beschränkungen verdiente keine anderen Mitglieder. Die Tabuisierung des Geschlechtslebens brachte seelische Krüppel, wie ich einer war, hervor. Vielleicht wurden meine Gebete erhört, ich fand wieder eine entsprechende Anstellung und damit die Chance zu heiraten. Ich wollte natürlich nicht wegen der Liebe, eines gemeinsamen Lebens und dem Aufziehen von Kindern heiraten, sondern wegen des Sexes, der mir dann zur Verfügung stand. So war ich halt und ich war wohl nicht der Einzige in dieser Gesellschaft. Ich schaffte es in die dritte Reihe zu gelangen, neben und vor mir völlig unbekannte Männer, die wie ich knieten und die Ankunft des Bischofs mit seinen acht Messdienerinnen zu erwarten. Die Orgel begann ein Intro von sich zu geben, das Licht im Schiff verdunkelte sich, während in Altarnähe das Licht heller wurde. Es kamen die Messdienerinnen mit ihren freien, offenen Haaren, in ihren weißen Röckchen, ihren weißen Blusen, für Gott freizügig ausgeschnitten und ihren weißen Schuhen. Die Farbe signalisierte Unschuld. Sie bauten sich alle acht vor dem Altar auf und machten einen Knicks, verbeugten sich nach vorne, um dann ein stummes Gebet zu beten. Die Musik der Orgel wurde eindringlicher und in seinem Glanz erschien der Bischof, der sich zwischen die Acht stellte. Was für eine Show. Ich stellte mir vor, wie die Acht an seinem Schwanz hingen. Der Bischof von Athens würde höchstpersönlich die Messe lesen. Die acht Engelsgestalten erinnerten mich daran, dass ich später auf eine Teufelin treffen konnte, wenn ich denn wollte und genügend Mut aufbringen würde. Die Teufelin war nur wenig älter als die handverlesenen Messdienerinnen. Der Bischof erlaubte uns zu setzen und sprach einleitende Worte. Das Thema seiner Predigt würde New Havanna sein. Dort war buchstäblich das Böse angesiedelt. Wir sangen ein Lied, um Gott und sein himmlisches Reich zu preisen. Dieses musste sehr weit weg liegen, jenseits der Galaxie, jenseits der Singularität, jenseits aller Dimensionen, die die Stringtheorie für uns aufgetan hatte. Irgendwo in einem noch zu definierenden Platz. Ich konnte diese Lieder alle auswendig, weil es mir immer vergleichsweise einfach gefallen war, dumme Dinge auswendig zu lernen. Wir standen, als wir sangen; von jedem wurde erwartet, dass er die Lieder kannte, die der Bischof von uns abverlangte. Manchmal wünschte ich mir, dass die Messdienerinnen zur Musik eine Art Tanz oder Ballett aufführten. Offensichtlich spielte sich die Perversion nur in meinem Kopf ab. Nach dem Lied mussten wir uns knien und beten, dass Gott unsere Sünden vergab. Der Bischof sollte mir meine Sünden verzeihen und mich als ausgewiesenen Experten für die Erde einstellen, das reichte. Wir mussten erfahren, was

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