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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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wir längst wussten: New Havanna war die Ausgeburt des Lasters und der Unfreiheit. Es würde geklont, um Elemente zu erzeugen, die dem irregeleiteten Touristen von New Avignon das Geld aus der Tasche zu ziehen und dem Teufel zuzuführen. Ich war so ein irregeleiteter Tourist gewesen. War Paola ein Klon, ein Element, das mich ausgenommen hatte? Sie war nicht ganz billig gewesen. Er sprach von der Unfreiheit in New Havanna, von der Verfolgung. Stimmte wohl! Die Gesellschaft dort war noch ärmer dran, vor allem, sie war ärmer. In New Avignon hatte man die Freiheit Geschäfte zu machen, die den Segen der Klerikalen hatten. In New Havanna wurde die Armut geplant; man kam mit einem Plan auf die Welt, manche, besonders hübsche Exemplare waren Klone, die für den Strich bestimmt waren, für zahlungskräftige Kunden aus New Avignon, die den Kick jenseits des Meeres suchten, weil sie ihn offensichtlich diesseits nicht finden konnten. Mochte sein, dass Paola ein Klon war; ich hatte sie geliebt und würde mich in sie verlieben, wenn ich sie wiedersehen würde. Es war Blasphemie vom Bischof unsere Gesellschaft als frei zu bezeichnen. Scheinheilig zogen die Messdienerinnen ihre Show ab. Ich wusste nicht, was ihre Köpfchen dachten. So war das in Kirchen und in Kathedralen. Während mir das Leben in New Avignon als Vorhölle vorkam, musste das Leben in New Havanna die Hölle sein. War es unsere Propaganda, die da gefruchtet hatte? Ich hatte mich von den ärmlichen Verhältnissen in New Havanna überzeugt, die Unterdrückung konnte ich mehr als erahnen. Hier und dort Kameras, die waren nicht zu übersehen. Und so Hübsche wie Paola waren für den Strich bestimmt. Hier und dort waren die Gedanken kaum frei, hier und dort arbeitete man daran, die Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Hier und dort war die Unterdrückung perfekt, aber wir hier hatten den Vorzug, von Gott und seinen Dienern unterdrückt zu werden. Die drüben hatten Gott als Staatsfeind erklärt, der gleichzeitig nicht existent war. Ein an und für sich sympathischer Gedanke. Trotzdem, ich mochte drüben nicht leben, zumal es mir verwehrt bleiben würde, bei Paola zu sein. Paola hatte ihre Bestimmung. Mich kotzte das alles an, es gab nichts Drittes, wohin ich mich hätte zurückziehen können. Das Getue des Bischofs nervte: Er sollte mich wieder einstellen, und ich würde weniger kritische Gedanken denken. Gott und sein Hofstaat hier in New Avignon waren mir zu wider. Ich betete zu Gott, dass er meine Gedanken nicht las, betete zu ihm, die Hexe, die Teufelin möge ein Interesse haben, mich und meine Freunde aufzusuchen, obgleich die Teufelin in meinem Kalkül ebenso Gespielin und Agentin vom Bischof war, wie die acht in Weiß gekleideten jungen Damen hier. Es wurde Zeit, dass die heilige Kommunion verteilt wurde. Ich wartete ungeduldig auf die Speisung.    
     
     
     
     
    Nach der Messe, die gut eine Stunde gedauert hatte, setzte ich mich auf eine der Holzbänke, von denen es auf dem großen Platz, der der Kathedrale vorgelagert war, einige gab. In der Nähe einer Kamera gelegen unter einem Laubbaum, dessen Vorfahren auch auf der Erde gestanden und gelebt hatten, zündete ich mir eine Zigarette an. Es war nicht verboten, auf öffentlichen Plätzen und im Freien zu rauchen. Der Stress der Messe war vorbei, womöglich wurden meine widersprüchlichen Gebete erhört. Ich wunderte mich immer darüber, wie ähnlich unsere Welt, New Avignon zur früheren Erde sein musste. Unsere Sprache musste dem Englisch des 21. Jahrhunderts sehr ähnlich sein, an sich schon ein kleines Wunder, dass man auch mit Sprachhygiene nicht vollständig erklären konnte. Unsere Vorfahren hatten eine Heidenangst sich von ihren Wurzeln zu entfernen. Es gab die Literatur der Erde, unzerstörte Schallplatten, wenn es uns auch nicht gelungen war, die modernen Medien, über die unsere Vorfahren verfügt hatten, zu lesen oder gar abzuspielen. Man hatte mit resistenten Materialien gearbeitet, die das Jahrtausend überlebt hatten, Druckmedien, Schallplatten, Fotos und einige ganz wenige Filme waren erhalten. Die Materialien mussten extra für den interstellaren Exodus geschaffen worden sein, wohl ahnend, dass man den zivilisatorischen und technischen Stand nicht halten konnte. So viele Begriffe des Alltagslebens gab es schon damals, die Kirchen schauten aus wie die auf der Erde. Es gab einen merkwürdigen Unterschied: Auf der Erde mussten Hunderte bis Tausende verschiedene Glaubensrichtungen existiert

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