Auf Inseln (German Edition)
aufgehört haben.“ Ich konnte sehen, wie Begeisterung in die Gesichter von Peter und Paul zog. Ich hatte unsere Veranstaltung recht plötzlich beendet, als erkennbar Polizei in meiner Straße aufkreuzte. Wer wusste, welches Spiel meine Nachbarn spielten? Jeder überwachte doch jeden. Sonderlich laut waren wir aber nicht gewesen, selbst Bach war in gedämpfter Lautstärke gelaufen. Ich unterschied mich offensichtlich von meinen Freunden, da sie für eine Sache Begeisterung zeigten, die mich zwar reizte, aber auch in Angst und Schrecken versetzte. War für sie das Haschisch das notwendige Übel, um mit einer aufreizenden Katharina zusammen sein zu können oder fanden sie gar den Rausch geil, lustig und spaßig. Ich musste zugeben, die Gelegenheit, berauscht einen nackten Busen zu betrachten, bot sich selten. Das war etwas, wofür auch ich Opfer bringen würde. Ich konnte das Thema hier mit den Jungs nicht offen diskutieren, aber die eine Frage stellte ich. „War die Brust eine Halluzination?“ Sie schüttelten beide gleichzeitig mit dem Kopf. Ich war erleichtert und dennoch schockiert zu gleich. Der Wahn war nicht so fortgeschritten, dass er derartige Bilder geschaffen hätte. So war es denn Realität und die war nicht weniger schockierend. „Ihr seid sicher?“ Sie nickten „Sie wird kommen, und ich werde mich entscheiden müssen“ Sie guckten mich fragend an, als ob es nichts zu entscheiden gäbe. Ich wurde in der überwachten Umgebung etwas mutiger. „Die Frau könnte unser Verderben sein!“ Es war zu sehen, dass die beiden das nicht verstanden. Wir wollten und konnten dies auch nicht hier weiter ausdiskutieren. Ich war mir sicher, dass ich schon eine Ent scheidung getroffen hatte. Wir unterhielten uns stattdessen über das Experiment. „Hat man dir denn gesagt, welche Medikamente getestet werden sollen?“ - „Es sollen drei Stoffe getestet werden. Die Namen sagten mir nichts. Aber wenn ich richtig verstanden habe, sind es Neuentwicklungen“ - „Und du machst das?“ - „Ich habe praktisch schon unterschrieben.“ Peter fand die ganze Sache an sich auch interessant, hatte aber seinen Job, somit fehlten die Notwendigkeit und die Gelegenheit für den Wahnsinn. „Gibt es ausschließende Kriterien?“ - „Du darfst in keiner Weise geisteskrank sein. Menschen mit größeren psychischen Problemen sind ausgeschlossen“ - „Wird man darauf getestet?“ - „Nein!“ Dass ich definitiv geisteskrank war, musste ich mit Sicherheit feststellen, als ich Katharina bemerkte, die ein paar Leute begrüßte, aber dann zielstrebig auf ihre neuen Opfer zu kam. Sie fragte erst gar nicht, ob sie sich zu uns setzen dürfe. Ich sah mich schwierigen Zeiten entgegen treten. War das Programm auch für Frauen offen? Ich starrte auf ihr Kopftuch, erinnerte mich sehr konkret an gestern, hatte mich entschieden.
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Ich war mit mir im Reinem, die chaotischen Ereignisse der letzten Tage wirkten wie weit weg. Es war ein schöner Tag, ein schöner Abend und saß, ausgerüstet mit einer Flasche Wein und Zigaretten auf einem Felsen der Steilküste, starrte auf dieses faszinierende, fremde Meer, dessen Farbe schon ein tiefblau angenommen hatte. Diese Insel war schön, faszinierend in ihrer Mixtur aus originären und terranischen Lebensformen. Das originäre Leben war recht ähnlich zudem, was wir von der Erde hier eingeführt hatten, es basierte auf DNA, basierte auf Chlorophyll und Eiweiße, es gab Pflanzen und Tiere, aber hier hörten die Gemeinsamkeiten schon auf. So gut wie alles, was in diesem Meer unter mir schwamm, war giftig oder ungenießbar, die Eiweiße hier waren andere als die von der Erde, die neuronalen Stoffe, sprich die Drogen, die in den Nervensystemen der einheimischen Fauna zirkulierten, waren andere, erfüllten wohl aber ähnliche Funktionen. Es war fraglich, ob ein kurz gezogener Tee bei den Aborigines belebende Wirkung hätte. Universell war nur das digitale Prinzip. Allerdings nicht alles war giftig, was von diesem Planeten stammte. Es gab baumartige Pflanzen. Wälder, in denen auch Bäume von der Erde zu finden waren. Ich würde vermutlich bei dem Experiment mitmachen, mich ein bisschen dem Wahn aussetzen, da ich ohnehin einen gewissen Hang dazu hatte, den ich mir aber nicht eingestehen wollte. Diese Welt war schön, ein Umstand, von dem Menschen und vielleicht auch Aborigines ablenken
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