Auf keinen Fall Liebe
wohl ein ungünstiger Zeitpunkt. Wir vertagen das aufs nächste Mal, ich werde mir dann extra ein Hotelzimmer nehmen.«
Faith musste lachen. »Dr. Clarke, Sie haben definitiv einen kleinen Knall.«
Er seufzte leise, ging dann jedoch auf ihren scherzhaften Ton ein: »Ja, den habe ich vermutlich, sonst wäre ich nicht so verrückt nach Ihnen, Mrs. Clarke.«
54
A m Sonntagmittag flog Lucians Wagen über den M3 in Richtung Cornwall. Die Autobahn war frei und er konnte ungehindert Gas geben, nutzte das auch, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
Ab und zu warf er einen kurzen Seitenblick auf das kleine Kästchen, welches neben ihm auf dem Beifahrersitz lag, und tastete dann zufrieden nach dem Briefumschlag mit den zwei Flugtickets, der in seiner Hemdtasche steckte.
Nach dem Telefonat mit Faith am gestrigen Abend hatte er die halbe Nacht wachgelegen, hatte mit sich gerungen, und war schließlich zu der Erkenntnis gekommen, dass es keinen Sinn mehr hatte, sich etwas vorzumachen. Die ganze Sache mit der Hochzeit und der Absprache war eine idiotische Idee gewesen, und gründlich daneben gegangen. Es ging schon lange nicht mehr nur um Sex, und das nicht erst seit ein paar Tagen, sondern bereits bevor sie das erste Mal dort am Bach auf der Wiese gelegen und fast miteinander geschlafen hatten.
Die Art, wie sie mit Emily umgegangen war, wie sie sich im Pub für ihn eingesetzt hatte, wie sie ihn manchmal angeschaut hatte, als wäre er der einzige Mann auf Erden, all das hatte Gefühle in ihm geweckt, die er so noch nie zu vor empfunden hatte. Seit sie bei ihm war, fühlte er sich auf eine seltsame Weise vollständig, sie war der Teil, der ihm immer gefehlt hatte.
Sie war alles, wovon er je geträumt hatte, und sie gab ihm mehr, als er sich je gewünscht hatte.
Er liebte sie, er wäre verrückt, wenn er sie nicht lieben würde, und er konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder ohne sie zu sein.
Es war Zeit, dass er alles in Ordnung brachte, dass er das tat, was er in der Nacht vor diesem unglückseligen Zwischenfall schon tun wollte. Er musste ihr endlich sagen, was er für sie empfand, und er hoffte inständig, dass er sich nicht getäuscht hatte, und sie seine Gefühle erwiderte.
Entschlossen trat er das Gaspedal weiter durch.
»Warum feiern wir den guten Ausgang der ganzen Geschichte nicht mit einem kleinen Grillfest?«, schlugen Polly und Molly vor, als sie am Sonntagmittag von einem Spaziergang mit Emily zurückkehrten.
Faith überlegte kurz. »Eine prima Idee«, stimmte sie zu, »Lucian wird bestimmt Hunger haben, wenn er nach Hause kommt. Ich habe noch Steaks und Würstchen im Tiefkühlfach. Ein Salat ist schnell gemacht, und ich könnte ein paar Baguettes aufbacken.«
»Wir machen einen Kartoffelsalat und sorgen für den Nachtisch«, versprachen die beiden Schwestern begeistert, »bis nachher.«
Sie verschwanden, und nachdem sie das Fleisch zum Auftauen herausgelegt hatte, bereitete sie mit Emilys Unterstützung einen Nudelsalat zu. Anschließend deckten sie im Garten den Tisch, und kurz darauf waren auch Polly und Molly bereits zurück.
»So, dann warten wir jetzt nur noch auf Lucian«, sagte Polly freudig.
»Ja, ich hoffe, er kommt nicht allzu spät«, nickte Faith. »Macht es euch etwas aus, wenn ich in der Zwischenzeit drinnen rasch die Post durchgehe und ein paar Sachen erledige? Ich bin über der ganzen Aufregung die letzten Tage nicht dazu gekommen, mich um den Bürokram zu kümmern. Wenn die Praxis morgen wieder besucht wird, hätte ich das gerne vom Tisch.«
»Aber sicher«, lächelte Molly und zwinkerte Faith zu. »Wenn dein Mann zurück ist, werdet ihr heute Abend bestimmt erst einmal andere Dinge zu tun haben.«
Faith schüttelte amüsiert den Kopf und ging ins Haus.
Sie saß noch nicht lange an ihrem Schreibtisch, als die Haustür aufging und Lucian hereinkam.
»Faith?«
»Ich bin hier«, rief sie ihm zu und Sekunden später stand er im Arbeitszimmer.
»Hey«, lächelte er, beugte sich zu ihr und küsste sie ausgiebig. »Schön dich zu sehen.«
»Ja, ich freue mich ebenfalls«, erwiderte sie, überrascht angesichts seiner zärtlichen Begrüßung und seiner offensichtlich sehr guten Laune.
»Polly und Molly sind draußen, wir wollten grillen und haben nur noch auf dich gewartet. Ich hoffe, du hast Hunger?«
»Jetzt, wo du es sagst – ja«, schmunzelte er. »Ich wollte zwar etwas mit dir besprechen, aber ich denke, das hat auch Zeit bis nach dem Essen.«
»Gut, vielleicht
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