Auf keinen Fall Liebe
Richtung Autobahn.
Etwa zwei Wochen danach klingelte am späten Abend bei Maddison das Telefon.
»Maddy, du musst hierher kommen«, sprudelte Kian aufgeregt in den Hörer, »ich weiß nicht, was ich noch mit ihm machen soll.«
Maddison seufzte. »Er wird darüber hinwegkommen, er hat es beim letzten Mal auch geschafft.«
»Das glaube ich nicht. Du solltest ihn mal sehen, er ist ein Schatten seiner selbst. Er isst kaum etwas, er schläft nicht, er prügelt den ganzen Tag oben auf dem Dachboden auf seinen Sandsack ein und hört sich dabei dieses Lied von den Platters an. Die Praxis ist geschlossen, Emily ist die meiste Zeit bei Faiths Tanten, und mit mir reden will er ebenfalls nicht. So habe ich ihn noch nie erlebt, sogar nach seiner Scheidung damals nicht. Ich mache mir die größten Sorgen, wir müssen irgendetwas tun.«
»Das hört sich wirklich nicht gut an«, murmelte sie besorgt, »Also gut, ich sehe zu, dass ich ein bis zwei Tage Urlaub bekomme, dann fahre ich los.«
Eine Stunde später saß sie in ihrem Wagen und war auf dem Weg nach St. Albury.
»Jetzt iss endlich etwas.« Chelsie schaufelte Faith eine Portion Nudeln auf den Teller und schob ihr den Topf mit der Schinken-Sahne-Soße hin.
»Ich habe keinen Hunger.«
»Hast du dich mal im Spiegel betrachtet? Du bist total abgemagert, hast dunkle Ringe unter den Augen und siehst zum Fürchten aus.«
Faith seufzte. »Es geht mir gut.«
»Ja, das sehe ich«, sagte die Freundin trocken. »Wie lange soll das jetzt so weitergehen?«
»Keine Ahnung. Bis ich ihn vergessen habe.«
»Also nie«, schnaufte Chelsie und schüttelte genervt den Kopf. »Himmel nochmal Faith, nun gib dir einen Ruck und ruf ihn an. Zugegeben, das mit dem Haus war keine tolle Aktion. Aber ich glaube nicht, dass er dich absichtlich hintergangen hat. Du liebst ihn doch, und ich bin mir sicher, dass er dich genauso vermisst wie du ihn.«
»Garantiert nicht, das Einzige, was er vielleicht vermisst, wird der Sex sein«, murmelte Faith bitter.
»Du hast keinen Grund, ihm deswegen Vorhaltungen zu machen. Schließlich hat er dir von Anfang an reinen Wein eingeschenkt, und du warst mit dieser bekloppten Vereinbarung einverstanden«, mahnte Chelsie und wiederholte damit annähernd Lucians Worte. »Ich habe dir gleich gesagt, dass das nicht gutgehen wird.«
»Reib es mir noch unter die Nase, danke. Ja, ich habe mich auf diesen Unsinn eingelassen, weil ich zu diesem Zeitpunkt bereits viel zu sehr in ihn verliebt war, ich wollte es nur nicht wahrhaben. Ich habe insgeheim immer gehofft, er würde seine Meinung ändern, aber das war wohl ein Trugschluss.«
Chelsie warf ihr einen eindringlichen Blick zu. »Ich glaube, du täuschst dich in ihm. Wenn ich nur daran denke, wie er dich manchmal angesehen hat – selbst ein Blinder hätte bemerkt, dass du ihm nicht gleichgültig bist.«
»Wenn es so wäre, hätte er genug Gelegenheit gehabt, es mir sagen, spätestens als ich meinen Koffer gepackt habe. Aber er hat mich einfach gehen lassen, seelenruhig hat er dagestanden, wahrscheinlich war er sogar froh, dass ich ohne großes Theater verschwunden bin«, erklärte Faith frustriert.
»Vielleicht hat er ja auch darauf gewartet, dass du etwas sagst«, gab Chelsie zu bedenken. »Du solltest mit ihm reden. Sag ihm, was du fühlst, und warte ab was passiert, schlimmer kann es doch sowieso nicht mehr werden, oder?«
Einen Moment lang sah es so aus, als wolle Faith nachgeben, sie zögerte und dachte kurz über Chelsies Worte nach.
Aber dann schüttelte sie den Kopf. »Vergiss es, wenn ihm etwas an mir liegen würde, hätte er mich schon längst angerufen. Nein, wir hatten eine klare Absprache und daran werde ich mich halten.«
»Lucian, so kann das doch nicht weitergehen«, sagte Maddison vorwurfsvoll und musterte ihren Bruder eingehend.
»Mir geht es gut«, behauptete er abwehrend und spielte geistesabwesend mit dem kleinen samtbezogenen Kästchen herum, das auf seinem Schreibtisch stand.
Sie seufzte. »Willst du mir wenigstens erzählen, was passiert ist?«
»Was soll schon passiert sein? Der Deal zwischen Faith und mir ist beendet. Sie hat ihre Sachen gepackt und ist gegangen, das ist alles«, erwiderte er eine Spur zu gelassen, als dass sie es ihm abgekauft hätte.
»Das ist alles«, wiederholte sie trocken, »na da bin ich ja beruhigt.« Als er daraufhin gleichgültig mit den Achseln zuckte, fügte sie kopfschüttelnd hinzu: »Lucian, du bist ein Idiot. Du liebst diese Frau, wie konntest du sie
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