Auf keinen Fall Liebe
einiges mehr verbarg, deutlich hörte sie einen tiefen Schmerz aus ihren Worten heraus.
»Schon gut Kind, du musst jetzt nicht darüber sprechen«, sagte sie verständnisvoll. »Falls du ein offenes Ohr brauchst, weißt du, dass wir immer für dich da sind.«
»Danke Tante Polly.« Faith brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Und was die Praxis anbelangt …«
»Liebes, auch wenn du eine Weile hier bleibst, es wird sich bestimmt eine Lösung finden lassen«, beschwichtigte Polly sie. »Bitte schlaf erstmal eine Nacht drüber und triff keine voreilige Entscheidung.«
»Also gut«, seufzte Faith nach kurzem Nachdenken, »ich werde es mir bis morgen in Ruhe überlegen.«
Polly nickte zufrieden, und drückte Faith noch einmal an sich. »So kenne ich dich«, lächelte sie. »Dann solltest du Dr. Clarke vielleicht Bescheid sagen, der arme Mann wird froh sein zu hören, dass du ihn nicht umgehend vor die Tür setzt.«
Zusammen verließen sie das Arbeitszimmer, und im gleichen Augenblick kamen Molly und Emily zur Haustür herein.
Die Kleine hatte vor Aufregung gerötete Wangen und strahlte ihren Vater an, der abwartend am Rahmen der Küchentür lehnte.
»Tante Molly und Tante Polly haben ganz viele Tiere«, berichtete sie ihm begeistert. »Da gibt es Schafe und Küken und Hühner und sogar ein Pony. Tante Molly hat gesagt, ich darf mal darauf reiten, wenn du es erlaubst. Und sobald wir hier im Haus alles fertig haben, bekomme ich ein eigenes Kaninchen«, sprudelte sie aufgeregt heraus.
»Immer langsam junge Dame, noch ist es nicht soweit«, bremste Lucian seine Tochter liebevoll und ging vor ihr in die Hocke. »Erst müssen ein paar Dinge geklärt werden.«
Obwohl Faith von den ganzen Geschehnissen der Kopf schwirrte, konnte sie nicht umhin zu bemerken, wie sich die Jeans um seine muskulösen Oberschenkel spannte. Unwillkürlich fragte sie sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, mit den Händen darüber zu streichen.
Während sie wie gebannt auf seine Beine starrte, zog er Emily in seine Arme und sah über ihre Schulter hinweg schweigend Faith an.
»Faith?«, riss Pollys Stimme sie aus ihrer Trance.
Irritiert schaute sie Lucian ins Gesicht, bemerkte ein kaum wahrnehmbares Lächeln in seinen grauen Augen und hatte das unbestimmte Gefühl, er würde ganz genau ihre Gedanken kennen.
»Wir unterhalten uns morgen«, sagte sie betont kühl. »Gute Nacht.«
Für einen kurzen Moment hielt sie seinem wissenden Blick trotzig stand, dann wandte sie sich ab und stieg die Treppe hinauf.
3
N achdem Lucian Clarke sich von Polly und Molly Graham verabschiedet hatte, fuhr er mit Emily ins ‚St. Albury Manor‘, der kleinen Pension im Ort, wo er sich vorübergehend eingemietet hatte.
Es dauerte nicht lange, bis Emily eingeschlafen war, doch er selbst war hellwach. Er trat ans Fenster, schaute hinaus in die Dunkelheit und versuchte, seine Gedanken zu sortieren.
Als Elliott Havering ihm vor ein paar Wochen das Haus verkauft hatte, hatte er weder geahnt, dass Elliott eine Tochter hatte, noch dass er schwer krank war. Sie kannten sich von verschiedenen Kongressen und hatten für kurze Zeit gemeinsam an einem Forschungsprojekt gearbeitet. Als er auf einer dieser Tagungen erwähnt hatte, dass er beabsichtigte, London den Rücken zu kehren, hatte der alte Arzt ihm seine Praxis angeboten.
Es hatte nicht lange gedauert, bis sie sich handelseinig gewesen waren, Elliott hatte ihm alles zu einem Spottpreis überlassen. Nun hatte Lucian das dumpfe Gefühl, dass der Haken an der ganzen Sache aufgetaucht war – ein äußerst attraktiver Haken zugegebenermaßen.
Als er sie dort im Untersuchungszimmer gesehen hatte, hatte er sie sofort erkannt: Faith Havering, Schauspielerin und der Traum aller Männer zwischen neun und neunundneunzig Jahren. Er kannte ein paar ihrer Filme und musste nun feststellen, dass sie in natura noch wesentlich verführerischer aussah als auf der Leinwand.
Was ihm allerdings viel mehr zu schaffen machte, war die Frage, ob sie unter diesem engen Rock Strümpfe trug oder Strumpfhosen. Seit sie da vor Emily in die Hocke gegangen war, verspürte er das Bedürfnis, seine Hände an ihren langen, wohlgeformten Beinen nach oben gleiten zu lassen und es herauszufinden.
Als sie dann in der Küche gestanden und ihre Finger abgeleckt hatte, waren ihm noch ganz andere Dinge durch den Kopf geschossen und es war ihm bis jetzt nicht gelungen, diese Bilder wieder loszuwerden.
Ihre kühle und abweisende Haltung reizte ihn
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