Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter
verrückt an, aber wenn jemand so wählerisch ist wie Frieda und Josefine, darf man auch zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. Dazu versuchen wir, möglichst viele Lebensmittel in den Speiseplan einzubauen, die unsere Kinder noch nicht kennen oder an die sich ihr Geschmack noch nicht gewöhnt hat. Wir kaufen Stachelbeeren, Ziegenkäse, Milchreis, Spargel, Tiramisu und alles sonstige, was die beiden todsicher mit einem entsetzten »Iii, was ist das denn?« ablehnen.
Im Gegensatz zu Sandra mag ihr Sohn keine Oliven. Inzwischen kauft sie trotzdem welche. Es ist ihm allemal zuzumuten, dass sie mit auf dem Abendbrottisch stehen und er sieht, dass seine Eltern davon essen. Immer wieder fragt sie ganz selbstverständlich: »Möchtest du eine Olive probieren?«, und nimmt’s gelassen, wenn er – unter Hervorbringung täuschend echter Brechgeräusche – ablehnt.
Letztendlich ist es nur eine Frage der Zeit. Kaum ein Kind bleibt dauerhaft bei »Nudeln ohne alles«, wenn regelmäßig die verschiedensten frischen Dinge auf dem Tisch stehen, von denen sich die Eltern selbstverständlich und genussvoll bedienen. Sie müssen niemanden zwingen. Sie nutzen nur die natürliche Neugierde Ihres Kindes.
Halten Sie sich an Probierhappen
Das Angebot an Religionen, Berufen, Freundschaften und Lieblingsfilmen ist hierzulande so unglaublich vielfältig, dass es schwer ist, das Richtige für sich herauszufinden. Der Probierhappen gilt bei uns deshalb nicht nur fürs Essen:
Du kannst nur sagen, dass du es nicht magst, wenn du es probiert hast.
Letzten Freitag habe ich Josefine mit zum Karatetraining genommen, um ihr zu zeigen: »Schau, es gibt Kinder, die einmal in der Woche Karate machen. Sie sind ein Teil unseres Lebens, aber es gibt noch vieles mehr. Es gibt Kinder, die lieber Ballett tanzen, es gibt Österreicher, Singles, Adoptionen, Kellerschlüssel, und es gibt Tage, an denen ich unausstehlich bin. Aber hier und heute siehst du erst mal Karate.«
Ob Josefine ab nächster Woche begeistert zum Training kommen will oder lieber weiterhin in ihre Malschule geht, bleibt ihr überlassen. Hauptsache, mein Kind weiß in seinem Leben: »Ach, schau mal, Karate. Ja, das habe ich auch schon mal gesehen.« Je mehr sie kennt, desto selbstsicherer wird sie durchs Leben gehen.
Für jemanden, der so viel am Computer arbeitet wie ich, war es anfangs schwer einzusehen, dass meine Kinder nicht einfach zu programmieren sind. »Es wäre nett, meine Überzeugungen einfach per Datenübertragung auf meine Kinder zu kopieren«, dachte ich. Anschließend fänden sie nur das gut, was ich gut fände, und wir hätten immer die gleiche Einstellung zum Leben.
Inzwischen weiß ich, dass es so besser ist. Ganz abgesehen davon, dass Josefine und Frieda die passende Buchse für das Verbindungskabel fehlt, kommen meine Kinder nun mal mit den unterschiedlichsten Einstellungen und Lebensgewohnheiten in Berührung.
Bei Lucas Mama schmeckt der Kartoffelbrei ganz anders als zu Hause.
Karlas Eltern haben daheim einen Swimmingpool.
Dorles Eltern haben kein Geld für die Fahrt ins Schullandheim.
Sveas Mutter lebt inzwischen mit ihrer Freundin Renate zusammen.
Leylas Mutter trägt ihr Kopftuch nicht nur im Sommerurlaub.
Vielfalt schützt nicht nur gegen Kuhmilchallergie, sondern auch gegen einseitiges Schwarz-Weiß-Denken.
Wenn Josefine und Frieda viel kennenlernen, haben sie eine große Palette an Vorbildern, aus denen sie sich selbst heraussuchen können, welches zu ihnen passt. Und damit ist ihnen mehr geholfen als mit pflegeleichter Dauerharmonie.
Wo sind all die verliebten Paare hin?
Gehen Sie bloß niemals am letzten Schultag vor den großen Sommerferien in eine angesagte Kneipe, wenn Ihnen etwas an Ihrer guten Laune liegt! Heute haben Anne und ich es endlich mal wieder geschafft, zusammen auszugehen, doch im »Grünen Papagei« ist es brechend voll. Es wimmelt nur so von übermütigen Teens, die lachen, baggern, flirten oder knutschend in der hinteren Sofaecke sitzen. Ein bisschen komme ich mir vor, als sei ich Teilnehmerin eines Ehemaligentreffens. Ganz so, als gehörte ich hier nicht mehr wirklich hin und als sei ich nur im Gedenken an alte Zeiten gekommen.
Gedankenverloren sehen wir dem bierseligen Balzverhalten zu, bis Anne plötzlich fragt: »Und was macht eure Beziehung?«
Na ja, bis zum heutigen Abend im »Grünen Papagei« dachte ich eigentlich, zwischen Jens und mir wäre alles wie früher. Klar, dass es ruhiger geworden ist und dass nach den
Weitere Kostenlose Bücher