Auf nach Cappuccino - Wohlfuehltipps einer gluecklichen Mutter
Gesundheit scheint doch kein schmaler Trampelpfad zu sein, den nur ausgewählte Insider kennen, sondern eine mehrspurige Schnellstraße mit Ausweichstrecken und vielen Ausfahrten. Falls es den Gesundheitstipp schlechthin geben sollte, dann kenne ich ihn zumindest noch nicht. Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist:
Einseitigkeit macht krank.
Eigentlich leuchtet das ja auch jedem ein. Uschi Glas etwa behauptet, sie sei so schlank und fit, weil sie seit Jahren nur eine Ananas zum Frühstück esse. Das zum Beispiel klingt mir zu einseitig. Stellen Sie sich doch mal vor, Ihr Frühstück jeden Morgen nur mit Uschi Glas zu essen. Am ersten Morgen mag es ja vielleicht noch ganz interessant sein, exklusiv mit der berühmten Schauspielerin am selben Tisch zu sitzen. Am Ende der Woche wirkt das schon weniger aufregend, und spätestens nach einem halben Jahr werden sich Ihre Kinder zu Recht beschweren, dass sie morgens nie mit in die Küche dürfen. Mal ehrlich, so viel Monotonie kann doch nicht gesund sein. Da ist es doch viel belebender, kurzentschlossen von einem Geheimrezept zum nächsten zu wechseln:
Heute mache ich einen Obsttag, und morgen werde ich ausgelassen schlemmen.
Mal gehe ich zum Yoga und mal zum Boxen.
Erst bin ich leidenschaftliche Vegetarierin, dann setze ich voll auf ein gesundes Steak.
Diesen Monat verzichte ich streng auf Alkohol. Im nächsten verordne ich mir ein tägliches Glas Rotwein.
Vielfalt ist ausgesprochen wichtig, um gesund zu bleiben. Zu dieser Erkenntnis bin ich allerdings nicht ganz freiwillig gekommen. Vor drei Jahren diagnostizierte meine Ärztin Lebensmittelunverträglichkeiten gegen Milcheiweiß, Hühnerei und alle hierzulande üblichen Mehlsorten. Dieses Ergebnis hätte ich mir freiwillig natürlich nie ausgesucht. Ganz im Gegenteil. Ich war doch immer so stolz darauf, auf dieser Welt scheinbar die Einzige ohne Heuschnupfen, Hausstaub- oder Haselnussallergie zu sein, und jetzt das!
Doch was sich im ersten Moment nach saurem Verzicht anhörte, hat mir inzwischen schon viel Genuss bereitet. Plötzlich musste ich zwangsweise etwas ausprobieren, das mir vorher viel zu vernünftig und unbequem schien. Überrascht habe ich festgestellt: Es macht Spaß und ist ziemlich lecker, auch mal etwas anderes zu essen als die hierzulande üblichen Standardlebensmittel. Meinen Speiseplan möglichst wechselhaft zu gestalten, ist die beste Taktik, um gegen die alten Unverträglichkeiten anzugehen und neue zu vermeiden:
Vielfalt ist gesund.
Anne sagt: »Was das Essen angeht, habe ich’s ja leichter als du.« Das stimmt gar nicht. Ich habe es leichter, denn ich weiß, dass mir einige Lebensmittel schlecht bekommen. Nur das kann ein Genuss-Faultier dazu bringen, den Speiseplan vielfältig zu halten, statt zum vierten Mal in dieser Woche zur Fertigpizza zu greifen. Wie Sie sehen, bin ich in einer glücklichen Zwangslage. Frauen wie Sie oder Anne müssten im hektischen Alltag verständlicherweise viel mehr Willensstärke aufbringen, um mal eine Soße mit Kokosmilch oder Pfannkuchen aus Maismehl zu machen.
Bei Frieda und Josefine warten wir erst gar nicht auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, sondern fangen schon jetzt mit dem Genießen an. Von allem, was uns auf den Teller kommt, kriegen sie einen Probierhappen angeboten. Die wichtigste Essensregel unserer Familie lautet: Es ist nicht wichtig, was unsere Kinder essen, Hauptsache, die Palette an Lebensmitteln und Gerichten ist breit gefächert.
Jetzt werden einige Mütter verständlicherweise aufschreien: »Aber meine essen das nicht!« Ja, ich weiß. Frieda und Josefine sind auch so. Und nicht nur die, wie ich inzwischen feststellen konnte. Als ich bei meiner Cousine zum Abendessen war, machten Lars und Leon ein Riesentheater um die schwarzen Punkte in der Leberwurst, und als ich eine alte Arbeitskollegin besuchte, flog die Salatgurke ihres Sohnes in hohem Bogen auf den Küchenboden. Über Tischsitten und konsequente Erziehung kann man streiten, aber ich muss gestehen, dass mich diese fliegende Salatgurke angenehm beruhigt hat. Auch bei anderen wird also übers Essen gemeckert. Wahrscheinlich ist es Kindern einfach angeboren, dass sie herummäkeln.
Jens und ich wollen natürlich niemanden zum Essen zwingen. Aber wir wollen gesunde Kinder. Deshalb bieten wir ihnen möglichst viel Unterschiedliches zu Meckern an:
Unser elterliches Ziel ist, die Anzahl der kindlichen »Das mag ich nicht!« am Esstisch zu erhöhen.
Das hört sich zwar etwas
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