Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Blockflöte.“
„Heißt die Ingrid?“ wandte sich Dampfwalze um.
„Ingrid Maria Renate“, antwortete Mücke säuselnd.
„Woher willst’n du das wissen?“ fragte Dampfwalze ärgerlich.
„Von meiner Mutter“, antwortete Mücke. „Die dort ist nämlich meine Schwester!“
Plötzlich bekam Ottokar einen Rippenstoß.
„Schau, Beatrix“, sagte Stephan, während der Wuschelkopf mit seinem Akkordeon auf das Podium trat.
„Deswegen brauchst du mich nicht zu boxen“, brummte Ottokar. Die dickliche Lehrerin, die ihnen damals auf der Treppe begegnet war — Fräulein Böcklmeier — nahm am Klavier Platz, und das Begrüßungsständchen begann. Die Mädchen schienen etwas nervös, Ingrid blies oft so leise, dass man sie kaum hörte, und Beatrix griff einmal im Bass F-Septime statt c-Moll, wie Stephan sofort fachkundig feststellte.
Der Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen. Die Ritter klatschten, als würden sie dafür bezahlt, am lautesten Dampfwalze. Als auch er sich wieder beruhigt hatte, trat eine kleine Pause ein.
„Meine Herren, jetzt geht es hier weiter“, rief eine Stimme vom Erfrischungszelt her. Es war Sonja. Sie wurde sofort umringt und stürmisch begrüßt.
„Kommt, wir spielen“, sagte Stephan und wollte schon zum Podium, wo Beatrix noch immer stand.
Ottokar hielt ihn zurück: „Erst die Verpflegung!“ sagte er und strebte mit Hans-Jürgen und Strehlau dem Zelt zu. Da kam Rolle, der Sportlehrer.
„Hilf mir rasch, die Bassgeige...“, sagte er und zog Stephan mit sich fort. Sie gingen hinüber zu den Rädern, wo Rolle das unhandliche Instrument auf einem Leiterwagen festgebunden hatte. Jungen und Mädchen drängten sich um das Erfrischungszelt, so dass Stephan fast unbemerkt seine Kapelle aufbauen konnte. Hans-Jürgen und Strehlau kamen kauend herüber. Nur Ottokar fehlte noch. Stephan arbeitete sich durch das Gedränge. Plötzlich stand er vor Beatrix.
„Grüß dich!“ sagte er.
„Grüß dich!“ antwortete sie. Doch da kam ein anderes Mädchen und zog sie fort. Ottokar stand ganz vorne und kaute auf beiden Backen.
„Komm, wir wollen spielen!“ stieß ihn Stephan unsanft an.
„Mach doch! Deine Trommel haben wir schon!“
Ottokar griff noch einmal tief in eine Platte mit belegten Brötchen, dann ging er endlich mit.
Die Überraschung gelang vollkommen. Die Kapelle spielte ein sehr schnelles Stück, bei dem jeder Gelegenheit hatte, seine Künste zu zeigen. Bald waren sie dicht von Mädchen umringt und wurden bestaunt. Beatrix kam, Ingrid an der Hand hinter sich herziehend, ganz nach vorne und schaute Stephan bewundernd zu. Und Dampfwalze, der sich sonst gar nicht für Musik interessierte, stand plötzlich neben Ingrid. Als sie geendet hatten, brach großer Beifall los.
Stephan klopfte viermal mit dem Fuß, das nächste Stück begann, diesmal Tanzmusik. Die Mädchen, die futternd und schnatternd herumstanden, fingen an, im Rhythmus in die Hände zu klatschen. Aber keiner der Jungen traute sich, den Tanz zu eröffnen. Stephan sah, dass Dampfwalze bereits mit Ingrid in ein Gespräch vertieft war, und dabei kam ihm eine Idee. Er klopfte ab, die Kapelle unterbrach. Alle schauten auf ihn und warteten offensichtlich auf eine Überraschung. Die kam auch. Stephan, der sich auf seinem Podium sehr sicher fühlte, sagte: „Keiner von euch müden Rittern scheint zu bemerken, dass die Mädchen tanzen wollen. Ich bitte die hohe Direktion um Genehmigung, dass mit dem Tanz begonnen werden darf, und zwar mit Damenwahl!“
Der Vorschlag wurde von den Mädchen stürmisch aufgenommen, und Fräulein Doktor Horn und der Rex nickten zustimmend.
Mehrere Jungen aber zogen sich schleunigst in Sonjas Verpflegungszelt zurück. Die Musik setzte ein. Dampfwalze war so ins Gespräch vertieft, dass er Stephans Worte gar nicht verstanden hatte und wunderte sich sehr, als Ingrid ihre Hand auf seinen Arm legte und mit ihm lostanzte.
„Du bist einer!“ grinste Ottokar hinter seiner Trommel. Beatrix stand jetzt ganz allein vor der Kapelle. Sie schaute von einem zum anderen und war plötzlich mit einem Satz auf dem Podium.
„Das Klavier tut’s auch“, sagte sie und schob den Balg von Stephans Akkordeon zusammen, dass es recht unrein klang.
„Was machst du denn da?“ fragte er erschrocken.
„Ich will mit dir tanzen, du hast doch gesagt, es ist Damenwahl!“ Damit nahm sie ihm das Instrument von den Schultern, es half nichts, er musste tanzen.
„Wer anderen eine Grube gräbt...“,
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