Auf Schreckenstein geht's lustig zu
unter einer Decke, und das schadet euch nur.“
„Kommt ja gar nicht in Frage“, wehrte Stephan energisch ab, „die Kerle sollen endlich merken, was sie an Ihnen haben.“
Dann wurde der Rex verständigt, denn seine Einwilligung war unerlässlich, schon weil er das letzte mal mit Fräulein Doktor Horn soviel Ärger gehabt hatte.
Stephan trug vor, schön der Reihe nach, ohne jede Ausschmückung. Der Rex hörte still zu, musste jedoch mehrere Male herzlich lachen.
„Ich sehe ein“, sagte er, als Stephan geendet hatte, „dass ihr die Sache nicht so ohne weiteres auf euch sitzen lassen könnt. Doch da es sich um Mädchen handelt, bitte ich mir — was immer ihr zu unternehmen gedenkt — eine korrekte und ritterliche Haltung aus. Wenn ihr mir versprecht, dass niemand zu Schaden kommt und keine zu hart angepackt wird, soll es mir recht sein.“ Und mit einem Lächeln fügte er noch hinzu: „Mit Fräulein Doktor Horn werde ich dann schon fertig.“
Ja, so war der Rex: voller Verständnis und Vertrauen, einfach super.
Als die beiden anschließend zu Dampfwalze gingen, um der Ritterversammlung ihren Plan vorzulegen, sagte Ottokar: „Heute komme ich mir vor wie ein Politiker. Zuerst Hochsitz-Einweihung, dann Kabinettssitzung, Geheimbesprechung und jetzt noch Vollversammlung.“
Stephan war wieder ganz der alte und hielt den Rittern eine schwungvolle Rede. Dampfwalze, der anfänglich ein finsteres Gesicht machte, konnte sich der Wirkung von Stephans Worten nicht entziehen, und am Schluss meinten alle, das sei wirklich der „Streich des Jahrhunderts“.
Missgunst, Ärger und Feindschaft waren vergessen. Ja, die Ritterschaft war Ottokar und Stephan jetzt sogar dankbar für den umstrittenen Streich, der diese Möglichkeiten ausgelöst hatte. Denn Möglichkeiten gab es so viele, dass die Ritter beschlossen, die endgültige Festlegung auf den nächsten Abend zu verschieben.
Da sie alle mitmachen sollten, war es auf einmal gar nicht läppisch, einen Streich gegen Mädchen zu unternehmen. Das Bevorstehende beflügelte die Ritter vielmehr so sehr, dass jeder noch im Bett den phantastischen Ideen nachhing. Am meisten aber freute sich Stephan, und der Gedanke an die Begebenheiten dieses ereignisreichen Tages ließ ihn wieder einmal lange keinen Schlaf finden.
„Wie einst bei Salamis...“
Als Sonja den Mädchen erzählte, die Schreckensteiner hätten den Täter immer noch nicht gefunden und verdächtigten jetzt sogar ihre Lehrer, fing Beatrix vor Vergnügen wieder zu hopsen an. Die Direktorin hatte nichts gemerkt, die Jungen tappten im dunkeln, und sie hatte die Idee gehabt! Und jetzt noch die Möglichkeit, die Burg bei Tag wiederzusehen und vielleicht... ein kleiner Streich so nebenbei — es war einfach zu schön. In dieser Hochstimmung kam keine, nicht einmal Sonja, auf den Gedanken, dass es sich bei der Einladung Waldmanns um eine Falle handeln könnte.
Nur einen Augenblick dachte Beatrix nach: Zu dumm, dass die gerade am Freitag einen Ausflug machten. Sonst hätte ich meine Quetsche mitgenommen.
So aber blieb das Instrument zu Hause, was sich für seine Lebensdauer als äußerst zuträglich erweisen sollte.
Sonja, die beste Schwimmerin des Rosenfelser Lehrerkollegiums, führte auch an diesem Tag die Aufsicht über das Baden der Mädchen. Zuerst hatten die Kleinen Schwimmunterricht in der Bucht, dann kamen die Großen dran. Da es schon auf den Herbst zuging und die Sonne nicht mehr soviel Kraft hatte, war es ihr gelungen, die Erlaubnis zu einer Ruderfahrt an ein „sonniges Plätzchen“ zu bekommen. Wo dieses Plätzchen sein sollte, verschwieg sie natürlich.
Gegen vier Uhr ruderten sie los: zwanzig Mädchen in vier Booten. Je zwei auf der hinteren Bank, zwei an den Rudern und eine vorn am Bug. Der See war glatt wie ein Tuch, und drüben lag die Burg einladend vor ihnen und in der Sonne. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Nur auf dem Steg konnten sie alsbald eine Gestalt erkennen — Doktor Waldmann, der sie hier zu erwarten schien und schon von weitem winkte. Eins hätte ihnen allerdings auffallen müssen: Es lag kein Boot am Steg, wie das in der Nacht des Streichs der Fall gewesen war. Aber wenn Beatrix und Ingrid auch in vielem Ähnlichkeit mit Stephan und Ottokar haben mochten, die männliche Kombinationsgabe, das Wittern von Gefahren fehlte ihnen völlig. Sie sahen nur Doktor Waldmann, der ihnen zuwinkte, und ruderten ihm vergnügt und voller Vertrauen entgegen.
Das Fehlen der
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