Auf Schreckenstein geht's lustig zu
blamieren“, meinte er lächelnd, „dann könnt ihr gleich am Sonntag anfangen, den Sportplatz zu einem Kartoffelacker umzugraben!“
Versöhnung mit Musik und Kuchen
Selten hat ein Ereignis eine Schule so verändert wie das bevorstehende Gartenfest den Schreckenstein. Die Lehrer mussten im Unterricht immer wieder Nagelscheren und Nagelfeilen beschlagnahmen. Herr Bächle, der Dorffriseur im nahen Wampoldsreuthe, musste Überstunden machen. Aber die größte Sorge der Ritter blieb unausgesprochen: Womöglich wollten die Mädchen drüben tanzen? Statt einander einzugestehen, dass keiner richtig tanzen konnte, verkrochen sie sich voreinander und übten nach selbstgepfiffenen Melodien mehr oder weniger selbsterfundene Schritte. Abends in den zwei Stunden zwischen Essen und Schlafengehen gab es kaum einen Raum, aus den man nicht ein leises Pfeifen gehört hätte.
In einem Klassenzimmer übte Dampfwalze mit dem kleinen Mücke. Mücke führte und Dampfwalze war die Dame, was ihn nicht hinderte, seinem Herrn mehrmals auf die Füße zu treten. Das lag wohl in erster Linie an Dampfwalzes unrhythmischer Pfeiferei, was der natürlich nicht einsehen wollte. Also brach Mücke mitten im Stück ab und sagte: „Du bist vielleicht ein selten dämliches Mädchen! Lieber tanze ich mit einem Kleiderschrank.“
Natürlich sprach sich das herum, und da die Versuche der anderen ähnlich ausgefallen waren, wurde das Wort „tanzen“ durch den Begriff „Schränke schieben“ ersetzt. In dieser Beziehung hatte es Stephan mit seiner Kapelle viel besser. Die Jazzler waren nicht dieser Gefahr ausgesetzt, denn wenn überhaupt getanzt werden sollte, würden sie ja spielen. Also übten sie wie die Besessenen und hatten bald ein Repertoire von 40 Minuten!
Endlich war der Samstag da. Um drei Uhr standen alle mit ihren Rädern im Burghof. So sauber hatten die Ritter noch nie ausgesehen. Sogar Hans-Jürgen ewig kariertes Hemd war gegen ein weißes vertauscht.
„Mensch, wie siehst du denn aus?“ sagte Ottokar zu Werner. Der hatte sich aber auch wirklich verändert. Sein sonst nie frisierter Struwelpeterkopf glänzte wie eine Ölsardine.
Ganz entsetzt fragte der kleine Herbert: „Braucht man denn zum Tanzen einen Scheitel?“
Dann kam der Rex. Kopfschüttelnd schaute er von einem zum anderen: „Wenn eure Schulhefte auch so sauber wären wie ihr heute, hätte ich meine helle Freude!“ Damit sprang er in den Sattel und es gab kein Zurück mehr.
Die Mädchen hatten sich größte Mühe gegeben, um es ihren Gästen schön zu machen. Auf der großen Wiese vor dem Schloss waren vier Stangen so in den Boden gerammt, dass sie ein großes Rechteck bildeten. An diesen Stangen hingen kreuz und quer Girlanden aus Papier. An der oberen Längsseite war ein Zelt mit Erfrischungen, an der unteren ein Podium mit einem Klavier.
„Gott sei Dank“, sagte Strehlau erleichtert. „Nun kann uns ja nichts mehr passieren“, meinte Stephan gutgelaunt, der sein Akkordeon wie einen Rucksack auf dem Rücken trug.
Der alte Gärtner empfing die Ritter und forderte sie auf, ihre Räder am Waldrand abzustellen. Dann erschien Fräulein Doktor Horn und begrüßte den Rex. Die Lehrer stellten sich ihren Kolleginnen vor, dann hielt die Heimleiterin eine kleine Ansprache.
„Liebe Jungen“, begann sie mit einem verschmitzten Lächeln, „nachdem mir euer Direktor so viel Gutes von euch erzählt hat und wir hier auch schon einiges durch euch erfahren haben, dachte ich, diese Musterknaben musst du doch mal kennen lernen.“
Ein freudiges Raunen ging durch die Reihen. „Die ist ja gar nicht so schlimm!“ brummte Dampfwalze. Da fuhr Fräulein Doktor Horn fort: „Ich heiße euch also auf Schloss Rosenfels herzlich willkommen und hoffe, dass ihr meine Erwartungen bestätigt.“
Der Rex klatschte Beifall, und alle fielen ein. „Dort drüben!“ flüsterte Ottokar und schaute zum Schloss hinüber. Da kamen die Mädchen. Stephan sah sofort: die linke in der dritten Reihe war Beatrix. Beim Podium blieben sie stehen, warfen die Arme hoch und riefen im Chor:
„Schreckenstein hiiiii, klicke, klacke, ticke, tacke, zicke, zacke buuuuuuuuuuuuuh!“ „Wau, wau!“ antwortete Mücke ganz allein, und alle mussten furchtbar lachen. Damit war die erste Befangenheit genommen.
Jetzt kletterten mehrere Mädchen auf das Podium. Zwei hatten Geigen, die dritte eine Blockflöte.
„Schau, die Ingrid“, sagte Stephan.
„Wo?“ fragte Ottokar.
„Die mit der
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