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Auf Tour mit Bob Marley

Auf Tour mit Bob Marley

Titel: Auf Tour mit Bob Marley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Miller
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Hotel ziemlich rasch und schauten uns in seiner Umgebung ein bisschen um. Es war verblüffend: lauter überfüllte Straßen voller Kleinwagen, aber am erstaunlichsten war, dass alle Autos zugleich Rot bekamen und die Fußgänger aus allen vier Richtungen zugleich über die Straßenkreuzung strömten, in deren Mitte ein großes X aufgemalt war. Ich würde mir niemals anmaßen, für ein Mitglied der Wailers zu sprechen, aber ich glaube, etwa um diese Zeit wurde uns allen klar, dass uns etwas Mächtiges vorantrieb und dass die Bewegung mit jedem Konzert, das Bob Marley and the Wailers gaben, an Intensität zunahm.
    Bob war in Tokio vollauf mit Interviews beschäftigt, deshalb waren wir für den Nachmittag vor dem ersten Auftritt weitgehend uns selbst überlassen. Ich erinnere mich vage, dass der Veranstaltungsort Budokan hieß, es könnte aber auch die Shinjuku Kouseinenkin Hall gewesen sein. Ich habe mehrere Variationen des Namens gehört, aber das Datum 5. April 1979 scheint mir richtig. Bob kam für den Soundcheck auf die Bühne des phantastischen, wie ein japanischer Kaiserpalast wirkenden Gebäudes, und wir alle ließen den Blick durch den Raum schweifen und spürten intensiv die historische Bedeutung des Auftritts. Niemand aus der Welt des Reggae hatte je zuvor ein solches Konzert gegeben.
    Die Soundchecks wurden dadurch erleichtert, dass Fams mit Dennis alle Monitore auf der Bühne checkte, bevor die anderen Bandmitglieder kamen. Dann prüften Al und Junior ihre Gitarren, Tyrone seine Keyboards, Secco seine Congas und seine Percussion-Instrumente, und Carly checkte sein Schlagzeug. Auf diese Weise war die Band startbereit, sobald Bob seine Gitarre einstöpselte.
    Während wir in Japan waren, passierte etwas, das uns damals ziemlich normal erschien. Aber heute ist mit klar, dass es seltsam wirken muss. Komisches Land, dieses Japan. Wir gaben, glaube ich, vier Konzerte in Tokio und fuhren dann mit dem Schnellzug nach Nagano und Osaka. Während der Tournee wurde die Band von Yamaha Musical Instruments in die Fabrik des Unternehmens eingeladen, und wir bekamen eine Führung durch das Werk.
    Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeiten gab der Präsident des Unternehmens Bob mehrere Gitarren, Junior, Al und Fams erhielten je eine, und Carly durfte sich ein brandneues gelbes Yamaha-Schlagzeug aussuchen. So war es, wohin wir auch kamen. Die Leute schenkten uns hier kein Marihuana, aber die Werbeabteilungen der Industrie deckten uns mit Hemden, Jacketts, Hüten und Krawatten ein. Eine andere »Tradition«, von der immer wieder die Rede ist, hat glaube ich ebenfalls in Japan ihren Ursprung: Ich bekam den Job, die großen Tourplakate der Veranstalter einzusammeln. Im Bus nach den Auftritten signierten wir uns dann gegenseitig die Plakate. Selbst Bob machte mit. Ich hatte einen ganzen Haufen von diesen signierten Postern, ließ sie aber wie ein Depp in einem alten Koffer in Kalifornien zurück, als ich nach London zog. Meine Brüder Jack und Keith interessierten sich offensichtlich für die Dinger … Klar, dass ich heute kein einziges Plakat von damals mehr besitze.
    Nach Japan setzten wir die Tournee in Neuseeland fort, wo wir im Western Springs Stadium in Auckland auftraten. Wir wurden von einem riesigen Empfangskomitee von Maori-Männern und -Frauen willkommen geheißen, als wir aus dem Flugzeug stiegen. Sie veranstalteten eine Begrüßungszeremonie, und das Bild, auf dem Bob Marley eine der jungen Maori-Frauen küsst und ich im Hintergrund zu sehen bin, stammt von dort. Sie streckten die Zungen heraus, wie sie es auch vor einem Rugby-Match tun, und stampften so stark mit den Füßen, dass der Boden bebte. Es war eine Freude, wie uns diese neuseeländischen Ureinwohner ins Herz schlossen [2] .
    Es ist 30 Jahre her, dass wir das Konzert in Auckland gaben, und um ehrlich zu sein, kann ich mich nur noch daran erinnern, dass es unheimlich gut ankam und ich danach von einer sehr schönen blonden Frau entführt wurde.
    Nach Neuseeland wurde die Entwicklung immer schneller. Am 17. April flogen wir an einem kühlen Morgen nach Australien, wo wir am 18. in Brisbane auftraten. Bobs Musik wurde immer beliebter. Vor einigen unserer Hotels warteten massenhaft Fans und reckten den Hals, um einen Blick auf Bob zu erhaschen. Es war wirklich verblüffend, dass ganze Horden weißer Kids aus der Mittelschicht einem prophetischen schwarzen Rebellen zujubelten. Die Konzerte in Australien liefen meiner Erinnerung nach extrem gut. Die Band

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