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Auf Tour mit Bob Marley

Auf Tour mit Bob Marley

Titel: Auf Tour mit Bob Marley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Miller
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gerammelt voll, alle Sitze und jeder Quadratzentimeter Boden waren besetzt. Das Licht ging aus, die Band wurde angekündigt, und bevor wir noch alle Instrumente eingestöpselt hatten, ging Bob ans Mikro, und die Menge tobte vor Begeisterung. Er eröffnete das Konzert wie immer mit den Worten »Jah Rastafari«, und dann begannen die Wailers zu spielen.
    Die Leute standen vom ersten Song an, ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es war »Rastaman Vibration«. Viele Zuhörer fingen an mitzusingen, und man konnte an Bobs Gesichtsausdruck sehen, dass es ihm gefiel. Die Menge blieb das ganze Konzert über stehen und tanzte und sang. Meiner Erinnerung nach war es ein magischer Abend, und das Publikum in der ausverkauften Halle hat wahrscheinlich nie wieder etwas Vergleichbares erlebt. Nach Toronto fuhren wir nach Montreal und Ottawa, wo die Reaktionen genauso positiv waren, und dann wieder zurück in die Vereinigten Staaten. Der Bus fuhr immer weiter und weiter. Wir gaben eine Serie von Konzerten in Vermont und Pennsylvania, dann ging es weiter nach Detroit, Wisconsin, Milwaukee and Chicago. Mit jedem Konzert schienen wir besser zu werden, und das Publikum wurde immer zahlreicher. Immer wenn Bob auf die Bühne kam, jubelten die Fans, und immer schwebte der süße Duft von Hanf über der Menge. Musikalisch konnte der Band damals niemand das Wasser reichen. Alle ihre Mitglieder waren hervorragende Musiker. Wenn Bob in einem Song etwas anders haben wollte, warf er dem betroffenen Bandmitglied nur einen Blick zu, und der Musiker wusste, was er wollte. Es war, als seien alle Wailers über einen unsichtbaren Draht mit Bob verbunden. Auch wenn einer nicht so gut spielte, wie er sollte, schoss Bob einen Blick über die Bühne, der wie ein Elektroschock wirkte. Insgesamt jedoch machten die Wailers bei ihren Live-Konzerten nur sehr wenige Fehler. Sie bügelten mögliche Fehler schon in den Proben aus, und Bob war auch in dieser Hinsicht sehr anspruchsvoll. Einmal bekam er bei den Proben aus irgendeinem Grund eine Wut auf Junior Marvin und versetzte ihm einen Schlag. Junior passte danach höllisch auf, dass er richtig spielte.
    Nach den Konzerten im Mittelwesten ging es weiter an die Westküste, wo die Band in Portland und Seattle spielte. Danach ging es wieder nach Vancouver, wo das Konzert im Coliseum stattfand. Die Sportarena war wie fast immer ausverkauft, die Band brachte das Publikum mit einem extrem heißen Set zum Rasen, das ganz Vancouver in Brand zu setzen schien. Danach fuhren wir wieder nach Süden und kamen am 23. November, einem versmogten, kalten und grauen Tag, in Los Angeles an, wo wir im Pauley Pavillon auf dem Campus der University of California in Los Angeles spielten. Halb L.A. war auf den Straßen, um Bob und die Wailers zu begrüßen, das Konzert war einer der Höhepunkte der Tournee. Bob und die Band spielten, als gäbe es kein Morgen. Schon nach den ersten Akkorden war das Publikum wie elektrisiert. Bob schlug alle in den Bann, als er sang, sich drehte und auf der Bühne vor- und zurücksprang. An einer bestimmten Stelle im Set nahm Bob seine Gitarre ab, hielt sie hoch über seinen Kopf und ließ sie dann einfach hinter sich fallen. Ich kniete dann immer hinter ihm und fing sie auf. Immer. Wenn ich sie nur einmal hätte fallen lassen, würde ich dieses Buch bestimmt nicht schreiben. Nach dem Konzert an der UCLA fuhren wir nach San Diego. Dort spielten wir in der San Diego Sports Arena an der Mission Bay. Die riesige Halle gleicht anderen Sportstätten, die es in den ganzen Vereinigten Staaten gibt. Sie hat so viele Sitzplätze, dass die Bewohner einer mittleren Kleinstadt darin Platz fänden. Bei unserem Konzert war sie bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. Der 25. November ist eines dieser historischen Daten, die man bisweilen erlebt. Ich weiß noch, dass wir San Diego ziemlich früh am Morgen verließen.
    Wir quetschten uns alle in den Tourbus und fuhren nach Santa Barbara. Unsere Busse waren in der Regel durchaus komfortabel. Bob hielt sich meistens im Wohnbereich im hinteren Teil des Busses auf, wo er Gitarre spielte, mit den I-Threes probte oder sich einfach nur entspannte. Wir anderen saßen weiter vorne oder schliefen in den Kojen, die dafür vorhanden waren. Das war oft dringend nötig, denn während der Tournee bekam man meist nur drei oder vier Stunden Schlaf pro Nacht.
    Die Fahrt von San Diego nach Santa Barbara ist wirklich sehr schön. Der Highway führt dicht am pazifischen Ozean entlang,

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